MÉMOIRES

DE

L'ACADEMIE IMPERIALE MS SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VIP SERIE.

TOME IX, W 5.

GRAMMATIK

DER' ;

ERSAMORDWIMISCHEN SPRACHE

f ■

NEBST EINEM KLEINEN

MORDWINISCH - DEUTSCHEM UND DEUTSCH - MORDWINISCHEN

WÖRTERBUCH

VON

F. J. Wiedemann,

Mitgliede der Academie.

Gelesen am 22. Lecember 1864.

ST. PETERSBURG, 1865.

Conimissionäre der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften: in St. Pelersburein Rigain Lelpmlu

Eggers et Cpmp.,N. Kytnmel,L eopold Voss.

Preis : 2 Rub. = 2 TM. 7 Ngr.

Gedruckt auf Verfügung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.

ii. ■

Im November 1865.K. Vesselofski, beständiger Secretär.

Buchdruckerei der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Wass. Ostr. 9- Lin. No. 12.)

Inhalts -Verzeicłmiss.

Einleitung.B. Modi und Tempora § 86—90.

Lautlehre § 1 — 15. <1. Indicativ § 86._

Formenlehre § 16 — 138.2. Optativ § 87.

Wortbildung § 16—42.3. Conditional § 88.

1.

Suffixe zur Nominalbildung § 18—26.4. Conjunctiv § 89.

2.

Suffixe zur Bildung von Verben § 27 — 41.5. Imperativ § 90.

3.

Suffixe zur Bildung von Partikeln § 42.III. Einfache Conjugation des negativen sub- Declination der Nomina § 43—58.jectiven Zeitworts § 91—96.

Unbestimmte Declination § 44—53.A. Verbalnomina § 91.

Nominativ § 45.B. Modi und Tempora § 92—96.

Genitiv § 46. 'IV. Periphrastische Conjugation § 97.

Allativ § 47.V. Paradigmen des subjectiven Verbs § 98.

Ablativ § 48.VI. Conjugation des affirmativen objectiven Zeit-

Illativ § 49.worts § 99—106.

Elativ § 50.A. Verbalnomina § 100.

Inessiv § 51.B. Modi und Tempora § 101. .

Prolativ § 52.1. Indicativ § 101 —102.

Prädicativ § 53.2. Optativ § 103.

Bestimmte Declination § 54—55.3. Conditional § 104.

Verwechselung der Numeri § 56.4. Conjunctiv § 105.

Paradigmen § 57.5. Imperativ § 106.

Einige in die Paradigmen nicht aufgenommeneVII. Conjugation des negativen objectiven Zeit- Casus § 58.worts § 107.

Flexion der Adjectiva § 59.VIII. Paradigmen des objectiven Verbs § 108.

Zahlwörter § 60—68.IX. Conjugation des Zeitworts «sein» § 109.

Pronomina § 69 — 76. -Postpositionen § 110—136.

I. Personalpronomen § 69. ,Partikeln und adverbiale Ausdrücke § 137—138.

II.-Possessivpronomen § 70.Satzbildung § 139—153.

III.

Reflexivpronomen § 71. ■I. Einfacher Satz § 140—144.

IV.

Demonstrativpronomen § 72.II. Zusammengesetzter Satz § 145—153. V. Relativpronomen § 73.A. Substantivsätze § 146.

VI. Interrogativpronomen § 74. ;B. Adjectivsätze § 147.

VII. Reciproca § 75.C. Adverbialsätze § 148—153.

VIII. Indefinite und negative Pronomina § 76.1. Temporalsätze § 148.

Verbum § 77—109.2. Causalsätze § 149.

I. Abgeleitete Verba § 78—81.3. Absichtsätze § 150.

II. Einfache Conjugation des affirmativen sub-4. Conditionalsätze § 151.

jectiven Zeitworts § 82—90.5. Concessivsätze § 152.

A. Verbalnomina § 83—85.6. Adverbialsätze der Art und Weise § 153.

——«SB*«»-. ,

Einleitung.

Die Mordwinen sind von allen östlichen Finnenstämmen der am weitesten nach Süden hinabreichende und zugleich der zahlreichste. Ihre Gesammtanzahl mag etwa eine halbe Million betragen, nach den letzten zuverlässigen darüber veröffentlichten Nachrichten — von dem verstorbenen Akademiker Koppen 1852 bei Gelegenheit der Herausgabe seiner ethnographischen Karte von Russland — waren ihrer 480,241, welche sich nach den verschiedenen von ihnen bewohnten Gouvernements so vertheilten: in Pensa 106,025, in Simbirsk 98,968, in Saratow 78,010, in Samara 74,910, in Nishni-Nowgorod 53,382, in Tambow 48,491, in Kasan 14,867, in Orenburg 5,200, in Taurien 340, in Astrachan 48. Sie zerfallen der Sprache nach in zwei Haupťáste, die Ersa und die Mokscha, von welchen die ersteren die zahlreichsten und zugleich noch etwas mehr verrussten sind. Sie waren bis in's vorige Jahrhundert hinein Heiden und verehrten ausser einem höchsten, im Himmel residirenden und einem zweiten, die Erde und die sichtbare Welt überhaupt regierenden Gotte noch eine Anzahl theils männlicher, theils weiblicher Haus- und Naturgottheiten, welchen sie bei den einzelnen Veranlassungen im Leben zunächst ihre Opfer und Gebete darbrachten. Von dem bösen Geiste oder Teufel, šaitan, glauben die Mordwinen, dass er leibhaftig auf der Erde exi- „ stire und sich in Morasten und Gewässern aufhalte. Ein Alter behauptete, ihn selbst gesehen zu haben. Als er einmal auf einem Flusse fuhr, sei plötzlich ein Kopf mit schwarzen struppigen Haaren und feurigen Augen vor ihm aufgetaucht, er aber habe sich bekreuzt, und da sei der «šaitan» eben so schnell wieder versunken. Er soll besonders gern bei Hochzeiten Störungen erregen und überhaupt selten, meistens nur in der Weihnachtszeit, sichtbarlich erscheinen, wo er durch Gebet und Bekreuzigen zu bannen sei. Ein Manuscript in dem orientalischen Museum der Akademie von einem Hieromonach Makarius enthält eine ausführliche Beschreibung dieses ehemals herrschenden und zum Theil wohl auch noch jetzt nicht ganz aufgegebenen heidnischen Gottesdienstes nach den Aussagen eines alten Mokschanen, welcher selbst mit seiner Familie sich davon schon los gesagt hatte. Die Bekehrung zum Christenthum wurde am eifrigsten unter der Kaiserin Anna betrieben, und öffentliche Heiden giebt es wohl jetzt unter ihnen nirgends mehr. Der letzte öffentliche heidnische Gottesdienst soll im Gou-

Mémoires de l'Acad. Imp. des Sciences, VHme Serie.1

2F. J. WlEDEMANN,

vernementNishni-Nowgorod nach Angabe desselben oben genannten Makarius noch im Jahre 1813 Statt gefunden haben, wo ein Priester ihre heilige Ulme abhieb. Dessen ungeachtet haben sie noch viel allen Aberglauben behalten, wozu namentlich die Verehrung der Vorfahren und gewisse Opfer und Gebete bei verschiedenen Anlässen gehören, wie beim Hinaustragen des Muttergottcsbildes im Sommer, um Segen für Familie und Haushalt zu erbitten, bei festlichen Mahlen, Reisen, wichtigen Unternehmungen. Von den bei diesen Gelegenheilen dargebrachten Opfern erwähnen wir nur des Schabens von Münzen mit einem Messer als dadurch besonders interessant, dass es auch bei den baltischen Finnen vorkommt. Von sonstigen, noch bestehenden eigenlhümlichen Gebräuchen und Ceremonien bei den Ersa theile ich hier noch Folgendes mit nach Aussagen von Bewohnern des Gouvernements Pensa und Nishni-Nowgorod.

In der Neujahrsnacht suchen sie- durch ein vom Teufel gegebenes Orakel Mitlheilung zu erlangen über das, was ihnen das bevorstehende Jahr bringen wird. Sie legen dazu die Kreuze, welche sie um den Hals tragen, ab, damit der Teufel sich nicht fürchte, gehen schweigend auf einen Kreuzweg hinaus und legen sich auf's Gesicht nieder, um auf das prophetische Geräusch zu lauschen, das der «šaitan» sie hören lässt, wie Rauschen von vielen auf dem Felde beschäftigten Schnittern, Rädergeknarre von schwer beladenen Wagen, Klappern von Dreschflegeln, was Alles eine reiche Ernte bedeutet, Hauen mit Beilen, Weinen u. a. Oder der Hausvater legt in jede Ecke der Korndarre eine Getreideähre und sich selbst auf die Tenne nieder, um da das erwartete Geräusch zu vernehmen; bleibt Alles still, so ist eine Missernte zu erwarten. Um zu erfahren, ob man das bevorstehende Jahr überleben wird, wirft man einen grossen Stein in einen tiefen Brunnen; dreht er sich beim Hinabfallen rechts, so wird der Fragende am Leben bleiben, dreht er sich links, so muss er sterben.

Am Dreikönigstage fahren die Mädchen zu zehn bis zwölf in einem Schlitten, mit Schürzen und Bastmatten vermummt, laut schreiend und singend durch das Dorf, während die jungen Männer mit langen hölzernen Schaufeln an den Hofthoren stehen und die Vorüberfahrenden mit Schnee bewerfen.

In der Frühe des Palmsonntags laufen sie mit Ruthen von Haus zu Haus und schlagen die Personen, welche ihnen begegnen.

Zu Ostern wird ein kegelförmiges Weizenbrot gebacken, welches die ganze Osterwoche hindurch auf dem Tische steht und dann an irgend einem verborgenen Orte aufbewahrt wird, bis nach der Aussaat des Getreides; dann wird es zerbrochen und den Pferden zu fressen gegeben1). Dadurch will man das Gedeihen des neuen Getreides befördern und die Pferde kräftig machen. Ein anderes Mittel, eine gute Ernte zu erlangen, ist ein Trinkgelage auf der Tenne am Donnerstag nach Ostern, wozu der Hausvater die Verwandten einladet. Jeder muss ein hölzernes Gefäss leeren und diess dann über die Tenne rollen mit einer kurzen Bitte um reiche Ernte. Am Osterfeste gehen die Mädchen gruppenweise umher, gratuliren zum Feste und erhalten dafür von den Hausmüttern kleine Geschenke. Am letzten Tage der Osterwoche nimmt man

1) Eben so backen die Ehsten um die Weihnachtszeit ein Brot, welches sie dem Vieh zu fressen geben, wenn es im Frühjahr zum ersten Mal auf die Weide getrieben wird.

2F. J. WlEDEMANN,

vernementNishni-Nowgorod nach Angabe desselben oben genannten Makarius noch im Jahre 1813 Statt gefanden haben, wo ein Priester ihre heilige Ulme abhieb. Dessen ungeachtet haben sie noch viel allen Aberglauben behalten, wozu namentlich die Verehrung der Vorfahren und gewisse Opfer und Gebete bei verschiedenen Anlässen gehören, wie beim Hinaustragen des Muttergottesbildes im Sommer, um Segen für Familie und Haushalt zu erbitten, bei festlichen Mahlen, Reisen, wichtigen Unternehmungen. Von den bei diesen Gelegenheilen dargebrachten Opfern erwähnen wir nur des Schabens von Münzen mit einem Messer als dadurch besonders interessant, dass es auch bei den baltischen Finnen vorkommt. Von sonstigen, noch bestehenden eigenlhümlichen Gebräuchen und Ceremonien bei den Ersa theile ich hier noch Folgendes mit nach Aussagen von Bewohnern des Gouvernements Pensa und Nishni-Nowgorod.

In der Neujahrsnacht suchen sie- durch ein vom Teufel gegebenes Orakel Mittheilung zu erlangen über das, was ihnen das bevorstehende Jahr bringen wird. Sie legen dazu die Kreuze, welche sie um den Hals tragen, ab, damit der Teufel sich nicht fürchte, gehen schweigend auf einen Kreuzweg hinaus und legen sich auf's Gesicht nieder, um auf das prophetische Geräusch zu lauschen, das der «šaitan» sie hören lässl, wie Rauschen von vielen auf dem Felde beschäftigten Schnittern, Rädergeknarre von schwer beladenen Wagen, Klappern von Dreschflegeln, was Alles eine reiche Ernte bedeutet, Hauen mit Beilen, Weinen u. a. Oder der Hausvater legt in jede Ecke der Korndarre eine Getreideähre und sich selbst auf die Tenne nieder, um da das erwartete Geräusch zu vernehmen; bleibt Alles still, so ist eine Missernte zu erwarten. Um zu erfahren, ob man das bevorstehende Jahr überleben wird, wirft man einen grossen Stein in einen tiefen Brunnen; dreht er sich beim Hinabfallen rechts, so wird der Fragende am Leben bleiben, dreht er sich links, so muss er sterben.

Am Dreikönigstage fahren die Mädchen zu zehn bis zwölf in einem Schlitten, mit Schürzen und Bastmatten vermummt, laut schreiend und singend durch das Dorf, während die jungen Männer mit langen hölzernen Schaufeln an den Hofthoren stehen und die Vorüberfahrenden mit Schnee bewerfen.

In der Frühe des Palmsonntags laufen sie mit Ruthen von Haus zu Haus und schlagen die Personen, welche ihnen begegnen.

Zu Ostern wird ein kegelförmiges Weizenbrot gebacken, welches die ganze Osterwoche hindurch auf dem Tische steht und dann an irgend einem verborgenen Orte aufbewahrt wird, bis nach der Aussaat des Getreides; dann wird es zerbrochen und den Pferden zu fressen gegeben1). Dadurch will man das Gedeihen des neuen Getreides befördern und die Pferde kräftig machen. Ein anderes Mittel, eine gute Ernte zu erlangen, ist ein Trinkgelage auf der Tenne am Donnerstag nach Ostern, wozu der Hausvater die Verwandten einladet. Jeder muss ein hölzernes Gefäss leeren und diess dann über die Tenne rollen mit einer kurzen Bitte um reiche Ernte. Am 0sterfesle gehen die Mädchen gruppenweise umher, gratuliren zum Feste und erhalten dafür von den Hausmüttern kleine Geschenke. Am letzten Tage der Osterwoche nimmt man

1) Eben so backen die Ehsten um die Weihnachtszeit ein Brot, welches sie dem Vieh zu fressen geben, wenn es im Frühjahr zum ersten Mal auf die Weide getrieben wird.

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.3

Abschied vom Feste. Alles "versammelt sich in der Hauptstrasse des Dorfes, man trinkt, die Jüngeren schiessen ihre Flinten ab, zuletzt werfen sich Alle nieder, küssen den Boden und rufen dem Feste ihren Abschied nach. Am dritten Osterfeiertage und später noch ein Mal im Oc-tober wird das Erinnerungsfest an die Todten gefeiert. Es beginnt mit einer vom Priester auf dem Kirchhofe gehaltenen Todtenmesse. Nach dieser werfen sich Alle auf die Gräber der verstorbenen Verwandten nieder, laut weinend und heulend, darauf erheben sie sich wieder und laden die Verstorbenen ein, die mitgebrachten Speisen und Getränke zu geniessen, welche sie dann schliesslich selbst verzehren. Die Ueberreste werden den Hunden gegeben, und das Tod-tenfest endigt mit Tanz und Fröhlichkeit. Noch ein privates Todtenfest wird am vierzigsten Tage nach dem Tode eines Verstorbenen gehalten. Es werden dazu alle Verwandte eingeladen; ein naher Verwandter repräsentirt bei dem Feste den Verstorbenen. Man giebt ihm dessen Namen, setzt ihn an eine vordere Ecke des Tisches, traktirt ihn wohl auf alle Weise und erbittet von ihm Segen und gute Rathschläge. Nachdem er diese ertheilt, wird er mit Weinen zur Hinterpforte geleitet, von wo man dann mit fröhlichen Gesängen zurückkommt. Ausserdem hat noch die älteste Frau ein besonderes Geschäft. Sie hält an einem geschmückten Tisch vor dem Muttergottesbilde ein Gebet, nimmt ein Stück Brot oder einen Topf mit Brei, legt darauf abgeschnittene Stücke von allen Esswäaren und begiebt sich damit an die Thür. Nachdem sie diese etwas geöffnet und ein vorgeschriebenes Gebet an die weibliche Hausgottheit (jurt ava) leise hinausgesprochen hat, kostet sie selbst zuerst etwas von dem Brote, das sie in der Hand hat, und nach ihr die ganze Familie, womit die Ceremonie beendigt ist.

Kurz vor Pfingsten haben die alten Weiber ihr Fest. Sie ziehen an das nächste Wasser hinaus, stecken dort am Ufer junge Bäume in die Erde und bereiten sich einen Eierkuchen, den sie an Ort und Stelle selbst verzehren.

Am Pfingstfest ziehen die jungen Mädchen unter Anführung einer erwählten Königin in den Wald, flechten sich dort Kränze, begeben sich darauf bekränzt und singend Arm in Arm zum nächsten fliessenden Wasser, wo sie eine nach der anderen ihre Kränze hinein werfen, wobei sie allerlei Fragen thun; schwimmt der Kranz leicht weiter, ohne zu sinken, so ist diess eine günstige Antwort. Sonst versammeln sie sich noch auf einem grossen Hofe, machen dort eine Allee aus zwei Reihen in die Erde gesteckter Maien, hinter welchen sie sich niedersetzen, um die in dem Gange wandelnden jungen Männer mit Bier und Branntwein zu bewinhen. Bald gesellt sich dann auch ein Violin- oder Citherspieler dazu, und das Fest schliesst mit einem Balle oder einer Orgie. Früher kamen unterdessen die alteren Leute am Bache zusammen, schlachteten dort auf Kosten der Gemeine unter allerlei aus dem Heidenthume stammenden Gebrauchen einen Ochsen und verzehrten ihn, nachdem er an einem starken Feuer gebraten war; diess aber duldet die Geistlichkeit jetzt nicht mehr.

Am Weihnachtsabend werden kleine Kuchen gebacken, und die Knaben des Dorfes halten , mit kleinen hölzernen Schaufeln versehen, einen Umzug, wobei sie vor jedem Hause ein bestimmtes Liedchen singen und mit ihren Schaufeln den Takt dazu schlagen. Die Hausmutter

öffnet dann das Fenster und legt auf jede dargereichte Schaufel einen jener Kuchen. Die übrig

l*

4F. J. WlEDEMANN,

gebliebenen werden verkauft, und für den Erlös miethet man ein Zimmer und einen Spielmann zur Belustigung für die Erwachsenen, welche täglich bis zum Dreikönigsfeste zusammen kommen und sich die Nacht hindurch bis zum Morgen vergnügen. Sonst verbrannte man dabei eine Strohpuppe1) und trieb noch allerlei andere Possen.

Im Herbst, wenn die Schafe geschlachtet werden sollen, schneidet der Hausvater ein Brot in zwei Hälften und legt die eine unter einen grossen Stein auf dem Hofe, der gleichsam als Opferallar dient, wo man sie mit den gleichen Opfern früherer Jahre verfaulen lässt. Mit der anderen Hälfte geht er in die Stube und schneidet für jeden der versammelten Hausgenossen ein Stück zum Verzehren ab.

Die Hochzeitsgebrauche sind nach Aussage der Berichterstatter nicht überall dieselben, daher das Nachfolgende nach den Lokalitäten manche Modifikationen erleiden mag. Allgemein ist wohl, dass die Braut keine Mitgabe erhält, sondern umgekehrt der Vater des Bräutigams ihren Eltern eine Summe zahlen muss als Ersatz für die auf ihre Erziehung verwandten Kosten und für den Schaden, welcher durch das Wegfallen ihrer Hülfe dem Haushalt erwächst. Die Bewerbung geschieht oft ohne Wissen der Eltern der Braut. In der vorletzten Nacht vor der Hochzeit geht diese weinend im Hause umher und nimmt Abschied von allen Plätzen und Gebäuden im Vaterhause. Den Abend vor der Hochzeit werden die Verwandten zu dem Bräutigam geladen, wo sie für die mitgebrachten Geschenke mit Speise und Trank bewirthet werden. Nach Tische fährt man zur Braut, aber ohne den Bräutigam. Dessen Vater nimmt drei grosse Kuchen und drei Fässchen Bier und Branntwein mit zur Bewirthung der Verwandten der Braut, welche selbst nicht Theil nimmt an dem Schmause, sondern unterdessen zu einem Nachbar oder Verwandten geht, von wo sie spáter zur Trauung abgeholt wird. In manchen Gegenden begiebt sie sich aber in dieser Nacht heimlich zu dem Bräutigam zu fleischlicher Vollziehung der Ehe noch vor der priesterlichen Einsegnung. Hier und da ist es Sitte, dass vor der Fahrt zur Kirche die Verwandten mit einem grossen Brot auf dieStrasse gehen, sich vor den Pfortenpfosten zur Erde bücken und ein Gebet halten, Alles zum Gedeihen des neuen Hausstandes. Zur Trauung, welche im Beisein der beiderseitigen Verwandten in der Kirche geschieht, begiebt sich die Braut auf dem Wagen oder Schlitten stehend, mit dem Gesicht nach hinten gerichtet, und in dieser Stellung von ihren Gespielinnen gehalten, bückt sie sich und nimmt Abschied von den Häusern und von dem Wege selbst. Nach der Ankunft bei der Kirche wird die Braut von den männlichen Verwandten herausgehoben und auf den Händen zur Kirchenthür gelragen, eben so nach der Rückkehr in's Haus. Um die Braut zur Hochzeit abzuholen, begeben sich zwei Freunde in den elegantesten Fuhrwerken vor das Haus und verschaffen sich für ein kleines Geldgeschenk den Eintritt von den Mädchen, welche, vor der Thür stehend, denselben Anfangs verweigern. Nachdem sie in's Wohnzimmer gelangt sind, bleiben sie in der Mitte stehen und werden von den Eltern mit Bier bewirthet, während die Braut selbst im Nebenzimmer mit Heulen und Klagen ihren Schmerz über die Trennung vom Elternhause zu

1) Auch bei den Ehsten spielt bei ihren Weihnachtsbelustigungen eine Strohpuppe eine Rolle (paśśi löma).

GEAMMATIK DEE EESA-MORDWINISCHEN SPEACHE.5

erkennen giebt, wobei sie von einer Freundin unterstützt wird. Diess dauert ein Paar Stunden, bis sie endlich nach wiederholten Umarmungen der Eltern und Freundinnen auf das Fuhrwerk gehoben und in ihrem höchsten Putz in das Haus des Bräutigams gebracht wird. Nach der Ankunft theilt sie hier unter die versammelten Gäste Tücher, Hemden u. a. m. als Geschenke aus, dann nimmt sie ein kleines Gefäss voll Bier, reicht es jedem der Gäste hin und verbeugt sich so lange vor ihm, bis er ein Geldstück hineingeworfen hat. Ist sie die Reihe herum gegangen, so wirft sie sich der Länge nach auf die Erde und bleibt so eine Zeit lang unbeweglich liegen. Nachdem sie wieder aufgestanden ist, beginnt das Schmausen, welches bis tief in die Nacht hinein dauert. Der Bräutigam muss, angeblich weil er sich schämt, die ganze Zeit über verborgen bleiben, während die Uebrigen tanzen, singen und sich es wohl sein lassen. Erst bei Anbruch der Nacht wird er von seinen Freunden aufgefunden und in das als Hochzeitsgemach dienende Vorrathshaus (utomo) gebracht, wo die Neuvermählte ihn erwartet. Den Tag nach der Hochzeit begeben sich einige Freunde des jungen Ehemannes, auch wohl sein Vater, zu den Eltern der Frau, um sie zu versöhnen für die Entführung der Tochter und den oben erwähnten Kaufpreis zu zahlen. Dieses Geld, so wie den bei dieser Gelegenheit vertrunkenen Versöhnungsbranntwein muss der Vater des jungen Mannes geben. Am dritten Tage bekommt die junge Frau mit ihrer eigenen Einwilligung von einer bejahrten Verwandten einen neuen Namen, den sie von nun an bis zu ihrem Tode führt. Zwei Wochen nach der Hochzeit kommen zwei ihrer Verwandten zum Besuche, gewöhnlich, wenn es sein kann, ein Bruder und ein Vetter, und nachdem sie den ganzen Tag geschmaust und gezecht haben, führen sie die junge Frau wieder in das Elternhaus zurück, wo sie vier Wochen bleibt; darauf wird sie von dem Vater des Ehemannes zu diesem zurückgebracht, wo sie von nun an auch bleibt. Die meisten Hochzeiten bei den Ersa finden im Herbst statt, nachdem die Ernte beendigt ist.

Sobald ein Kranker gestorben ist, wird er sorgfältig gewaschen, in ein reines Hemd gekleidet und unter das Muttergottesbild gestellt. Dann kommen die Nachbarn und Verwandten in's Haus und bringen Geld, Kuchen, Obst zum Geschenk. Alles Dargebrachte wird von einem alten, zum Verstorbenen hingestellten Manne empfangen, welcher es unter Kniebeugung vor , den Todten auf den Tisch legt. Zugleich ruft er im Gebete die verstorbenen Vorfahren an, kratzt mit einem Messer das Geld und nimmt von allen Vorräthen ein Stück ab. Nach diesen Ceremonien holt man auch den Geistlichen zur Bestattung der Leiche. In den Sarg zu ihm legt man die Sachen und auf dem Grabe gedenkt man seiner mit den Speisen und Gelränken, die er im Leben geliebt hat. Nach dem Gebete, welches der Priester an Ort und Stelle über den Todten hält, wird er von seinen Alters- und Geschlechtsgenossen am dritten Tage in die Kirche und von da auf den Kirchhof gelragen, wo er von dem Geistlichen beerdigt wird. Auf die Stelle im Hause, wo die Leiche gestanden hatte, legt man Asche und Kohlen und stösst ein Messer oder Beil hinein, damit nicht noch Jemand aus der Familie sterbe. Die von der Verfertigung des Sarges nachgebliebenen Späne und Unreinigkeiten führt man sammt dem Besen, mit welchem sie ausgefegt worden, zum Hofe hinaus und wirft sie in der Nähe des Kirchhofes an den Weg. Zur Zeit des Gedächtnissfestes pflegt man an dieser Stelle zu den hin-

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geworfenen Spänen zu gehen, sich davor zu bücken und Kupfermünzen nebst Stückchen von Ess-waaren darauf zu werfen. Die Ersa glauben, dass, wenn Jemand unversehens diese ausgeworfenen Späne mit dem Fasse berührt, ihm ein grosses Unglück widerfahren wird, wenn er nicht mit Gebelen und Sprachen, wie sie von klugen Weibern gelehrt werden, sich dagegen schützt. — Drei Tage nach der Beerdigung wird ein Todtenmahl gehalten, bei welchem der Todte selbst, wie bei dem oben erwähnten Gedächtnissfest, durch einen Stellvertreter repräsentirt wird, ein Mann durch einen Mann, ein Weib durch ein Weib, denn der Stellvertreter muss sogar die Kleidung des Verstorbenen anlegen, welche ihm nachher als Eigenthum bleibt. Auf dem Hofe wird ein grosses Feuer angezündet, und an demselben ein Schaf gebraten. Unterdessen werden die Freunde und Verwandten des Todten mit Pfannkuchen und Getränken aller Art be-wirthet; ehe jedoch Jemand etwas davon geniesst, bricht er von der Speise ein Weniges ab und giesst von den Getränken einige Tropfen in ein dabei stehendes Gefäss, indem er ausruft: ada mincnek simeme jartsamo (komm zu uns trinken, essen). Hat man von-Allem und auch von dem unterdessen gebratenen Schafe genugsam genossen, so kommt die so genannte Geleitung des Todten. Einer von den Gästen nach dem andern geht laut wehklagend zur Thür hinaus, hinter welcher der Repräsentant des Todten steht und jedem Vorübergehenden einige Haare vom Kopfe schneidet, die er dann schweigend in das Feuer auf dem Hofe wirft. Haben Alle diess durchgemacht, so hört das Weinen und Wehklagen auf, und bald ist unter dem Klange fröhlicher Lieder alle Trauer vergessen.

Der Charakter der Ersa wird von Fremden gerühmt. Sie sollen gastfrei, gutmüthig, still, arbeitsam sein, auch zuverlässig und ihrem Worte getreu, obgleich sie durch einen Eid sich nicht anders gebunden halten, als wenn sie ihn beim Hinüberschreiten über einen Lindenzweig geleistet haben. Ihrer Beschäftigung nach sind sie Landbauer, daneben aber auch leidenschaftliche Jäger. Die vorherrschende blonde Farbe zeigt deutlich ihre Verwandtschaft mit den anderen Finnen. Die Männer haben meist ein etwas gefälligeres Aussehen als die Weiber mit ihren* gulmülhigen, aber meist ausdruckslosen Gesichtern und ihrem plumpen Körperbau. Die jungen Leute lieben Gesang und Tanz, obgleich der letzte sehr phlegmatisch ist und eigentlich mehr in einer Bewegung der Arme als der Füsse besteht. Ihre Lieder scheinen zum Theil aus alter Zeit zu stammen, doch hört man wohl keine mehr, welche mythologische Andeutungen enthielten, wie bei den baltischen Finnen. Eben so wie diese letzteren unterhalten sie sich auch mit Aufgeben von Räthseln, welche ganz denselben Charakter haben, wie bei den anderen iinnischen Stämmen, d. h. sie bestehen aus möglichst schwierigen und gesuchten Umschreibungen eines Gegenstandes, so dass es für einen Fremden, der mit dieser Art Poesie nicht bekannt ist, oft ganz unmöglich ist, das Räthsel zu errathen. Einige Proben davon sind folgende. Kudo ugols meze a putovi? (was legt man nicht in den Winkel des.. Hauses hin) d. i. al (das Ei). — Kudo końava ruz-avat jakšnit (auf dem First des Hauses wandeln russische Weiber) d. i. śursima (ein Kamm). — Sońs pokš, suleize araś (selbst ist es gross, sein Schatten ist nicht, d. h. Schatten hat es nicht) d. i. mats (ein Keller). — Moń uli kiśkanem, pulodo kun-dasa, ongy (ich habe ein Hündchen, ich fasse es am Schwanz, es bellt) d. i. tšalgamo (eine

GKAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.7

Flachsbreche). — Moń uli kiśkanem, Kazans pulozo saty (ich habe ein Hündchen, sein Schwane reicht bis Kasan) d. i. ki (der Weg). — Moń uli kiśkanem, ked kunškazo kujav (ich habe ein Hündchen, die Mitte des Felles ist fett) d. i. štšere (die Spindel). — Kiava moli atane, skiŕamo jalgatneń väšni (auf dem Wege geht ein altes Männchen, sucht die Freunde zu kneifen) d. i. kŕak (ein Dornbusch). — In den Winterabenden unterhält man sich öfters damit, abwechselnd solche Räthsel zu improvisiren und einander aufzugeben, und die Anklang lindenden werden durch Tradition fortgepflanzt.

Das Hausgeräthe der Ersa ist einfach wie das der russischen Bauern und wird durchaus von ihnen selbst gemacht. Ihr Webstuhl soll etwas länger sein und zweckmässiger eingerichtet als der russische; ihre Kinderwiege besteht aus einem ovalen, geflochtenen Korbe, welcher an einem starken Stricke von dem Deckbalken herabhängt, so dass er nach allen Seiten hin geschaukelt werden kann.

Die Männer unterscheiden sich in der Kleidung wenig von den Russen; mehr hat sich bei dem weiblichen Geschlecht die Nationaltracht in ihrer Eigenthümlichkeit erhalten, bei welcher neben dem überreichen Perlenschmuck an Hals und Brust besonders zwei Stücke in's Auge fallen. Das eine ist die wohl anderthalb Fuss hohe und einen halben Fuss breite rothe, mit Flittern und bunten Schnüren verzierte thurmartige Mütze der Weiber (pango), ein Sonntagsstaat, an welchen an Festtagen noch ein rothes Tuch befestigt wird; an Werkeltagen tragen sie statt dessen den leichteren volosnik, eine Haube, welche aus einem über ein Gestell von Lindenstäben gezogenen weissen Tuche besteht. Die Mädchen tragen eine runde Kappe von rothem Zeug, am Rande mit blanken Knöpfen und bunten Schnüren verziert. Das zweite, noch auffallendere Stück ist ein Schmuck aus fast anderthalb Fuss langen, schwarzbraunen wollenen Troddelschnüren, der an einem halbmondförmigen, bunten, mit Perlen, kleinen Muscheln, Messingplättchen und bunten Schnüren reich verzierten Gestelle hinten vom Gürtel herabhängt wie ein Pferdeschweif, wovon er auch den Namen hat, pulakš von pulo (Schweif).

Von dem zweiten Hauptzweige, den Mokscha, unterscheiden sich die Ersa nicht bloss durch Tracht und Körperbeschaffenheit, sondern auch ziemlich bedeutend durch die Sprache, obgleich ein grosser Theil des Wortvorraths wohl beiden gemein ist. Sie können sich mehr oder weniger gut mit einander verständigen, je nach der mundartlichen Verschiedenheit und nach der Entfernung, in welcher sie von einander wohnen. Ein Ersa z. B. behauptete, einen Mokschanen ganz gut verstehen zu können, wusste mir auch einiges Mokschanische, das ich ihm vorlas, richtig in's Russische *zu übersetzen, während ein anderer, aus einem anderen Gouvernement, meinte, etwa den dritten Theil von dem, was einMokschane spräche, mit Leichtigkeit verstehen zu können. Der Unterschied besteht theils in abweichender Aussprache und Betonung gleichstämmiger Wörter, z. B.-tši (Tag), tšovine (dünn), tšopoda (dunkel), alkuks (gewiss), kevstems (fragen), oi (Oel), pulo (Schweif), petnevks {Tropfen), marto {mit), rudas (Koih), lia (anderes), lianas (Flachs), mokschanisch ši, šuvanä, šobda, afkylks, kiziftems, vai, pyla, putńafks, marhta, ardas, ilä, ilanas, theils in dem Gebrauche ganz verschiedener Wörter, wie sudo (Nase), ozaź (Sperling), reve (Schaf), skalGfiM), tehter (Tochter), t&ta, (Vater),

- 8F. J. WIE DEM ANN,

avai (Mutter), i (Jahr), śupav (reich), mokschanisch šalhka, kirliks, utša, traks, stir, aľa, däd'ai, kiza, kozä, theils endlich in einer Anzahl verschiedener Flexionsendungen. Beiden Dialekten gemein und der mordwinischen Sprache überhaupt eigenthümlich, ist eine doppelte — bestimmte und unbestimmte — Declination der Nomina und eine doppelte — subjective und objective — Conjugation der Verba. Die bestimmte Declination, von welcher die übrigen finnischen Sprachen nur ein Bruchstück haben in dem Unterschied des bestimmten und unbestimmten Objects, besteht in einer Verschmelzung des Nomen mit einem Demonstrativpronomen, die objective Conjugation besteht eben so in einer Verschmelzung der Personalsuffixe als Objectzeichen mit den Personalendungen des Zeitworts und wird gebraucht bei transitiven Verben, wenn die Thätigkeit auf einen bestimmten Gegenstand gerichtet ist; dieselben Zeitwörter aber können, wie die intransitiven, auch nach der subjectiven flectirt werden, wenn die Thätigkeit auf gar keinen, oder nur auf einen unbestimmten Gegenstand bezogen wird. Die magyarische Sprache hat etwas Aehnliches, aber auch wieder nicht in solcher Vollständigkeit, und von anderen Finnenstämmen findet es sich nur noch bei den Wogulen und Ost-jaken, so dass auflallender Weise die Mordwinen, obgleich der am weitesten nach Süden vorgerückte Stamm, in dieser hervorragendsten Eigenthümlichkeit ihrer Sprache gerade mit den entferntesten Stammgenossen im Nordosten übereinstimmen, nicht aber mit den benachbarten. Unter sich sprechen die Ersa nicht gleich, sondern es finden sich, wie überall, so auch bei ihnen mancherlei mundartliche Verschiedenheiten, wodurch die Sprache in manchen Gegenden mehr als in anderen der mokschanischen sich nähert, nirgends jedoch ganz in sie übergeht; sogar einzelne der oben angeführten unterscheidenden mokschanischen Wörter werden von einigen Ersa statt oder neben den eigentlich ersanischen gebraucht 4 so waren einem Ersa aus dem Tambowschen Gouvernement auch die Wörter utša und stir geläufig, nicht aber die anderen, oben daneben stehenden. Die mundartlichen Abweichungen bestehen nur wenig in unterschiedener Flexion der Wörter, so ausser manchen in der Formenlehre bei Gelegenheit erwähnten in der ersten Pluralperson des Präsens tama — auf mokschanische Weise — statt tanok, im Genitiv und Allativ der bestimmten Declination ńt und ńten statt śt und śten, mehr in der Aussprache. Hier ist besonders das auslautende o und e wandelbar. In vielen Gegenden wird dafür a gesprochen, wie von den Mokscha, wogegen aber wieder, wenn ein Suffix sich an-schliesst, das o fast zu u wird. So habe ich also kudo, kudoś, wie ich in der Grammatik schreibe, auch kuda, kuduś sprechen gehört. Ferner wechseln, besonders in Endungen, i und e, z. B. minenik st. minenek, vetšktadez st. vetšktadiz, und der Auslaut y (i) im Particip oder der dritten Singularperson des Präsens mit ä (e) oder gar a, auch wohl in anderen Fällen wie tša (Tag) st. tši; der Auslaut ev wechselt mit ei; die Negation a sprechen Einige at (mokschanisch af). Eine andere Ungleichheit besteht darin, dass den mit š anlautenden Wörtern öfters noch ein k vorgesetzt wird, z. B. kšta (Wachs), ksl'ams (waschen) für šta, Slams, aber nicht in allen Wörtern, oder es steht kšt für štš, wiekstere (Spindel) furštšere. Da es mir weder möglich war, noch nöthig schien, alle diese Ungleichheiten durchgängig vollständig zu berücksichtigen, so habe ich mich bei dem in dem Nachfolgenden Gegebenen an die Mundart eines Ersa aus Simbirsk

1'

GRAMMATIK DEE EESA-MOEDWINISCHEN SPEACHE..9

gehalten, weil ich mit diesem die längste Zeit hindurch — in Reval während des letzten Krieges in den Wintern von 1854 und 1855 — verkehren und mit seiner Sprechweise mich am vollständigsten bekannt machen konnte. Die anderen Ersa, welche ich gehört und benutzt habe, waren aus Saratow, Pensa, Tambow und Nishni-Nowgorod. Ich wäre vielleicht schneller und vollständiger zum Ziele gekommen, wenn es mir möglich gewesen wäre, statt der Männer die Weiber zu benutzen. So wie es meinem Vorgänger, dem Akademiker Sjögren, unter den Syrjänen erst mit Hülfe der Weiber gelang, ein vollständiges System der Possessivsuffixe zusammen zu bringen, die im Munde der Männer schon obsolet geworden waren, so haben wahrscheinlich auch bei den Ersa die Weiber mit der Nationaltracht auch die nationale Sprache und Sprechweise getreuer bewahrt als die Männer, bei welchen durch den ausgebrei-teleren Verkehr nach aussen hin natürlich das russische Element in der Sprache sich mehr gellend machen muss, als bei den mehr auf den häuslichen Verkehr angewiesenen Weibern. Gerade auch wegen der Personalsuffixe habe ich bei den ersanischen Männern grosse Schwierigkeit gehabt. Sie begnügen sich ganz gewöhnlich mit der bestimmten Declination der Nomina und drücken das Possessivverhältniss mit dem davorgesetzten Pronomen aus, z. B. moń kudoś st. moii kudom (mein Haus), oder anstatt von dem mit einem Personalsuffix versehenen Nomen einen Casus zu bilden, umschreiben sie diesen mit einer Postposition, z. B. den Allativ mit turtov, während sie doch in ganz gleichen Verbindungen den einfachen Casus selbst gebrauchen, wenn kein Personalsuffix1 sie verhindert. Man sieht, dass ihnen der Gebrauch dieser Suffixe offenbar nicht mehr recht bequem und geläufig ist, und es hat mir unendliche Mühe gekostet, zu einer vollständigen Uebcrsicht derselben zu gelangen, ja bei einzelnen Casus, namentlich beim Allativ, bin ich nicht ganz sicher, ob das aus verschiedenen Individuen Herausmanövrirte auch ganz denselben mundartlichen Charakter hat, wenngleich es jedenfalls wohl richtig ersanisch ist.

Die Literatur des Ersadialektes ist so dürftig, dass aus ihr sich ein vollständiges und richtiges Bild der Sprache wohl nicht gewinnen lässt. Das Hauptwerk ist die im Jahre 1821 in St. Petersburg erschienene Evangelienübersetzung, die aber so voll orthographischer, Form- und syntactischer Fehler ist, dass die darauf basirte grammatische Behandlung von C. von der Gabelentz im zweiten Bande der Zeitschrift für Kunde des Morgenlandes wohl ein Zeugniss giebt von dem Scharfsinn und der Combinationsgabe des Verfassers, aber kein richtiges Bild von der Sprache. In Russland selbst ist wohl der Mokscha-, nicht aber, so viel ich weiss, der Ersadialect grammatisch behandelt worden. Ausser jener Evangelienübersetzung existiren noch gedruckt ein kleiner Katechismus von wenigen Seiten und eine kurze biblische Geschichte, die von einem Landgeistlichen Ochotin im Alatyrschen Kreise des Gouvernements Simbirsk aus dem Russischen übersetzt und ebenfalls in St. Petersburg gedrückt ist; beide sind von derselben Beschaffenheit wie die Evangelienübersetzung, die biblische Geschichte vielleicht mit etwas besserer Sprache, aber mit noch auffallenderen Druckfehlern. Was sich ausser diesen gedruckten Sachen noch handschriftlich in der Bibliothek und in dem asiatischen Museum der Akademie vorfindet, bezieht sich fast ausscliliesslich nur auf die Mokschanen und

Mémoirej de l'Acad. Imp. de» science», VII me Serie.2

10G. J. WlEDEMANN,

ihre Sprache. Auf die Ersa bezüglich sind nur 1) Die Mordwinen, grammatische und ethnographische Bearbeitung des Ersa- und Mokschastammes, von A. Wald, Kand.Philosophiä (sie!), 2) 9THorpaii H EpruiiFCKHMi, BTb HiiJKeropoACKOH FyöepmH, sehr kurz, von derselben Hand und wahrscheinlich von demselben Verfasser.—Das Ethnographische in den beiden ersten ist, da beide Verfasser unter den Mordwinen selbst lebten, ganz brauchbar und zum Theil auch berücksichtigt und benutzt worden in der oben gegebenen Schilderung der Ersanen, aber gegen das Sprachliche in dem ersten erscheint selbst die Evangelienübersetzung noch als reines Gold. Es ist die oben angeführte Gabelentz'sche Arbeit zu Grunde gelegt und mit Bemerkungen versehen, ausserdem werden Wörterverzeichnisse gegeben und Sprachproben, aber Alles mit , einer so beispiellosen Flüchtigkeit und Nachlässigkeit, dass man durchaus gar nichts davon mit einiger Sicherheit gebrauchen kann.

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LAUTLEHRE.

§ 1. Die wenigen Schriften (vergl. die Einleitung), welche die mordwinische Literatur repräsentiren, sind von Russen verfasst, denen es natürlich am nächsten lag» zur Lautbezeichnung für eine Sprache, die keine besondere Schrift hat, sich ihres eigenen Alphabets zu bedienen. Dazu kam noch die praktische Rücksicht auf die Leser, für welche jene Schriften zunächst bestimmt waren, die Mordwinen selbst, welche, wenn sie es zum Lesen bringen, schwerlich ein anderes Alphabet erlernen als das russische. Diese letzte Rücksicht fallt in einem nur für Linguisten bestimmten Werke weg, und wo man nicht an eine schon stabil gewordene Schreibweise gebunden ist, da ist es überhaupt wohl gethan, zur Darstellung der Laute einer Sprache sich einer möglichst einfachen und consequenten Schrift zu bedienen, weil nur da-, durch der Bau der Sprache recht klar und anschaulich gemacht werden kann. Hier ist zum Schreiben mordwinischer Wörter folgendes Alphabet gebraucht: Consonanten: b, d, g, h, j, k, 1, m, n, p, r, s, š, t? v, z, ž.

Vocale: a, ä, e, i, o, u, y, nebst den Diphthongen ai, äi, ei, oi, ui und den Halbdiphthongen av, ęv, ov.,. .

§ 2. Die meisten dieser Buchstaben lauten wie in dem Munde des gebildeten Norddeutschen und sind leicht von selbst verständlich, nur wenige bedürfen noch einer Erläuterung.

Das j gehört mit in die erste Kategorie und ist daher eigentlich ebenfalls schon von selbst verständlich, ich erwähne dessen nur darum hier noch besonders, weil dafür in neueren Sprachwerken häufig das englische y gewählt wird, so auch in der mokscha-mordwinischen Grammatik vonAhlquist; ich habe lieber bei dem den Deutschen geläufigeren j bleiben mögen.

GRAMMATIK DE.E EBSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.11

Das n, (nicht ń) bekommt vor g und k regelmässig den gutturalen Laut wie im Finnischen, daher konnte eine besondere Bezeichnung dieser gutturalen Affection des Lautes unterbleiben.

■8 bezeichnet immer den scharfen (stummen) Zischlaut, russ. c, z den sanften (tönenden), französisch auch z, russ. 3", š ist das deutsche seh, franz. ch, russ. m, und ž also dem entspre chend das franz. j, russ. JK, welcher Laut dem Deutschen fehlt. Die mit Lingualen zusammen gesetzten ts, tš, dz, dž hat das Mordwinische ebenfalls, wobei aber auffallend ist, dass m den aus dem Kussischen entlehnten Wörtern das russische H und in, im Anlaut oft in tś und št gemildert werden, ungeachtet mordwinische Wörter nicht bloss tš und štš, sondern auch die harten Anlaute kšt, kšn, pšk zeigen; es ist jedoch in dem anlautenden tś der Fremdwörter das ś, wie in anderen finnischen Sprachen in gleichem Falle, eigentlich mehr ein polnisches als ein mordwinisches ś, und man hört die hieher gehörenden Wörter oft auch mit einem wirklichen tš sprechen. Wenn auf s oder z in der Flexion oder Wortbildung noch ein s folgt, so wird das vorhergehende s oder z in i verwandelt, welches mit dem davorstehenden Vocal . einen Diphthong bildet, z. B. kardais st. kardass, lllativ von kardas (Hof), rudaiso statt ru- dasso, lnessiv von rudas (Koth), eise st. esse, Postposition in Illativform von es, oisems statt ozsems, Intensivform von ozams (sitzen).'

Vist das französische und englische v, deutsch w, aber in den Verbindungen av, ev, ov, wenn kein Vocal darauf folgt, wodurch v von dem vorhergehenden Vocal getrennt und zur folgenden Sylbe gezogen wird, erhält es einen halb vocalischen Werlh (etwa englisch w), so dass av, ev, ov fast wie au, eu, ou lauten, z. B. kujav (feist), käžev (zornig), kov (Mond), pilavkst (Sägeepä/ne), levks (Junges), jovks (Erzählung). Im Mokscha3) wird vor Consonan- ten das v zu f verhärtet (lefks, jofks)■, im Auslaut tritt u und i an die Stelle des av, ov und ev, und dem Letzten Aehnlich.es habe ich auch im Ersa zum Theil gehört, namentlich ei statt ev, auch tritt in Ableitungen von Wörtern, die mit einem jener Halbdiphthonge auslauten, bis weilen j an die Stelle des v, z. B. von käžev (zornig), käžejavoms (zornig werden), käžejav- toms (erzürnen), von verisev (trächtig mit einem Lamme) verisejams (lammen).

Ybezeichnet den bei den westlichen Finnen fehlenden, bei den östlichen aber ganz ge wöhnlichen harten oder gutturalen I "Laut, das russische BI,

§ 3. Die Consonanten können ausser ihrer gewöhnlichen Aussprache noch eine mouil-lirte haben, eine innige Verbindung mit dem j, was hier durch den darüber gesetzten Accent bezeichnet wird. Vor dem i und e, als so genannten weichen Vocalen (s. unten § 10), nehmen die Consonanten mehr oder weniger deutlich — je nach dem Organ, mit welchem sie ausgesprochen werden, am deutlichsten 1, m, n, r, s und z — ohnehin die mouillirte Aussprache an, so dass es nicht nöthig scheint, in diesem Falle sie noch ausdrücklich zu bezeichnen. Wie eben so, umgekehrt, der mouillirte oder nicht mouillirte Endconsonant des Wortes auf den Vocal der Flexionssylben einwirkt, davon ebenfalls weiter unten.

3) Vergl. Ahlquist § 89 und d. Wörterverzeichniss.

2*

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12G. J. WIEDEMANN,

§ 4. Auch sonst noch wird die Aussprache der Consonanten häufig durch die Stellung nehen anderen verändert, was hier, als schon in dem Physikalischen der Sprache liegend und in anderen Sprachen eben so vorkommend, ebenfalls nicht weiter bezeichnet ist. Hieher gehört namentlich die gutturale Aussprache, welche das n (s. oben § 2) vor g und k annimmt, ferner die härtere Aussprache von d, g, z, ž (fast wie t, k, s, š) vor tund s, z. B.taradso (mit einem Zivclfje), pil'gs (in den Fuss), kuztems (hinauf dringen), käžteme (ohne Zorn) fast wie taratso, pil'ks, kustems, käšteme, endlich dieselbe Verhärtung umgekehrt eines d oder g in -den mit diesen Buchstaben anlautenden Suffixen unmittelbar nach einem k, p, t, s, š, z. B. tabakdo, zamokga, šurupdo, tsepga, tšortdo, ušatga, zapasdo, veľksga, uräšdo, veńšga, fast wie tabakto, zamokka, šurupto, tsepka, tšortto, ušatka, zapasto, veľkska, uräšto, veńška von tabak (Tabak), zamok (Schloss), šurup (Hahn am Fasse), tsep (Kette), tšort (Teufel), ušat (Zuber), zapas (Vorrath), vel'ks (Oberraum), uräš (Schivägeriri), veńš (Schiff). — In allen diesen Fällen würde durch genaue Bezeichnung der modificirten ursprünglichen Aussprache des Consonanten nicht so viel gewonnen, als an Deutlichkeit und Erkennbarkeit der Wortform verloren ginge.

§ 5. Auch das Gegentheil des oben Besprochenen tritt ein, nämlich eine Schwächung der Consonanten p, t, k, s, š, ts, tš zu b, d, g, z, z, dz, dž. Diess geschieht im Anlaut solcher Wörter, welche dem Sinne nach genau mit dem vorhergehenden zusammen gehören, z. B. ugol pe (Ecke) wie ugol be, sarazoń tolga (Hühnerfeder) wie sarazoń dolga, mon kundan (ich fange) wie mon gundan, son saź (er kam) wie son zaź, tumoń šotško (eichener Balken) wie tumoń žotško, moń tśoram (man Sohn) wie moń dźoram, lomaneń tšáma (menschliches Angesicht) wie lomaneń džama; in eben dieser Verbindung, wo beide Wörter wie eines angesehen werden, geht dann das auslautenden zugleich auch wohl vor Lippenlauten in m über, also z. B. lianazań panar (leinenes Hemd), wie lianazam banar, mon pid'an (ich koche) wie mom bid'an. — Auch diese Modifikation der Aussprache habe ich aus demselben oben angeführten Grunde in der Schrift nicht bezeichnen mögen, ausser wenn beide zusammengehörige Wörter auch zusammen- geschrieben sind, in welchem Falle die einzelnen Theile der Zusammensetzung häufig auch sonst manche Veränderungen erleiden, z. B. azdavi (unbekannt), aus a (nicht) und sodavi (bekannt), tombeľde (von jenseit) aus tona (jener) und pele (Seite) kämgavtovo (zwölf) aus kämen (zehn) und kavto (zwei).

§ 6. Ein anderer Fall der Consonantenschwächung, der in den westlichen Zweigen der finnischen Sprachfamilie eine so überaus wichtige Rolle spielt, die regelmässige Tenuation des letzten Stammconsonanten in gewissen Flexions- und Ableitungsformen, scheint im Mordwinischen nur sehr beschränkt vorzukommen. Ich habe sie nur an s und zum Theil t wahrgenommen, welche bei Verlängerung des Wortes vor Vocalen zu z und d werden, z. B. brat (Bruder) Genit. bradoń, ušat (Zuber), ušadoń, saťas (Huhn), sarazoń, kudos (in's Haus), kudozot (in dein Haus), kudozonzo (in sein Haus).

§ 7. Die aspirirten Laute widerstehen den Ersanen. In der eigenen Sprache haben sie sie nicht, und in den vielen aus dem Russischen und Tatarischen entlehnten Wörtern spre-

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.13

chen sie für ch regelmässig k. Das f behalten die im Russischen geübten, welche diesen Laut bemeistern können, wohl bei, z. B. in fonaŕ (Laterne), funt (Pfund), fevraľ (Februar), andere aber verwandeln sie in die mundgerechteren konaŕ, ktmt, kevraľ. Auch das li kommt wenig vor, nie zu Anfang und zu Ende eines Wortes, aber auch inlautend, z. B.tehteŕ neben tei-teŕ (Tochter, Mädchen) viel seltener als im Mokschanischen.

§ 8. Vor dem t des Pluralnominativs wird das auslautende n oder ń eíidirt oder vielmehr assimilirt, also vakat (Schalen), lomat (Menschen) oder vakatt, loniatt von vakan, lo-mań; in demselben Falle wird ein auslautendes 1 von einem Theil der Ersanen — ich habe es z. B. an solchen aus dem Gouvernement Tambow gehört — in v verwandelt, also kavt od. kahvt (Fische),'Y&vt od. vahvt (Worte), von kal, val, von der bei weitem grösseren Mehrzahl aber, aus anderen Gouvernements, hörte ich das regelmässige kalt, valt.

§ 9. Eine ähnliche Elision wie das n vor dem t erleidet häufig das t selbst (seltener d) an Verbalstämmen, namentlich von effectiven Verben, wenn davon weiter abgeleitete Verba mit den Suffixen 1 und n gebildet werden, z. B. sornovlems, sornovnems von sornovtoms (schütteln, erschüttern), Effectiv zu sornoms (beben, zittern), jovlems von jovtams (sprechen), važlems von važdams (trösten, zureden), kravlems von kravtoms (vertreiben) etc. Durch dieses Auslassen des t geht eigentlich in den meisten Fällen der Charakter des Effectivs verloren, den das 1 und n an sich nicht haben, und man hört daher in der That auch die vollständigen Formen daneben eben so gut, also sornovtlems, sornovtnems, jovtlems, važdlems, kravtlems etc.

§ 10. Was die Vocale insbesondere betrifft, so ist von ihnen zunächst zu bemerken, dass die in den verschiedenen Sprachen der finnischen Familie mehr oder weniger vollständig und consequent durchgeführte Vocalharmonie sich auch in der Ersasprache findet. Auch hier zerfallt darnach die Flexion und Ableitung in eine so genannte harte und weiche, doch ist die Reihe der sich entsprechenden harten lind weichen Vocale keine so vollständige, wie in manchen anderen Sprachen derselben Familie. Ich habe wenigstens in der hier zu Grunde gelegten Mundart des Ersa (vergl. d. Einleitung) nur zwei Vocalpaare gefunden, welche den Gegensatz der harten und weichen Formen bilden, nämlich o und y, als harte, eund i als entsprechende weiche Vocale, das a ist neutral, lind u kommt in dieser -Mundart nur als Stamm-vocal vor.

Die VocalharmonieMst hier auch in so fern eine beschränkte im Vergleich mit manchen verwandten Sprachen, als sie auf die Stammsylben eines Wortes nicht ausgedehnt ist, sondern nur an Suffixen erscheint. Den Grund zu dieser Störung und Trübung des Gesetzes hat man wohl in der enormen Anzahl russischer Wörter zu suchen, welche sich im Mordwinischen eingebürgert haben, und auf welche sich das Gesetz der Vocalharmonie nicht in seiner ganzen Strenge anwenden Hess.

§11. Die Wahl des harten oder weichen Vocals in den Suffixen hängt theils von dem letzten Vocal des Stammes, theils von dem Auslautsconsonanten ab. Ist dieser Consonant mouil-lirt oder ein j, so fordert er die weichen Vocale (e, i), so wie diese umgekehrt einem vorhergehenden Gonsonanten die mouillirté Aussprache verleihen (vergl. § 3), z. B. kaleń, kaľse,

14G. J. WlEDEMANN,

kaľste, kaľde von kaľ (Weide), vergl. dieselben Casus kaloń, kalso, kalsto, kaldo von kal (Fisch), keri (er haut) von keŕams, vergl. tšary (er schwankt) von tšarams.

Geht dem Suffix nicht ein mouillirter Consonant vorher, so entscheidet über die Wahl des harten oder weichen Vocals der Vocal der vorhergehenden Sylbe, gleich viel ob auf diesen noch ein unmouillirter Consonant folgt oder nicht. Ist dieser Vocal der letzten Sylbe ä, ei oder ein mit i gebildeter Diphthong, so hat das Suffix die weichen Vocale, sonst die harten, z. B. Viren, virse, virste,- virde, γirteme von vir (Wald), lišmeń, lišmese, lišmeste, lišmede, lišmev- teme von lišme (Pferd), kädeń, kädse, kädste, kädde, kädteme von käd (Hand), oień, oise, oiste, oide, oiteme von oi (Oel), kudoń, kudoso, kudosto, kudodo, kudovtomo von kudo (Haus), eikakšoń, eikakšoso, eikakšosto, eikakšodo, eikakštomo von eikakš (Kind), modań, niodaso, modasto, modado, modavtomo von moda (Erde).. .

§ 12. Eine grosse Beweglichkeit zeigen die Vocale o und e. Einer Seits werden sie nämlich, je nach der harten oder weichen Classe der Flexion, leicht und oft willkürlich und gleichgültig vor Suffixen eingeschaltet, um zu grosse Härten zu vermeiden (vergl. vorhin das Bei^ spiel eikakš), anderer Seits werden sie aber auch eben so leicht elidirt, wenn dadurch die Verbindung mit dem Suffix nicht gar zu hart klingt, z. B. kudso, kudsto, kuds neben kudoso, kudosto, kudos, und endlich noch klingt den ein- und zweisylbigen Wörtern, besonders wenn sie mit einem mouillirten Consonanten schliessen, noch ein leises e (bisweilen wohl nach nicht mouillirten auch ein o) nach, so dass man nicht immer ganz sicher ist, ob das vor den Suffixen stehende e zum Stamm gehört oder eingeschoben ist (wie oben das o bei eikakš), und ob, wenn es vor den Suffixen fehlt, es elidirt ist (wie oben das o in kuds, kudso, kudsto), oder ob auch der Wortstamm schon ohne e zu schreiben ist. -Solche Wörter sind z. B. i (ie? je Eis), i (ie Jahr), peľ (pele Seite, Hälfte), kepteŕ (keptere Korb), piteŕ (fitere Beutel), seń (sene Uau), uzeŕ (uzere Axť), jakstiŕ (jakstire roth) u. a.

§ 13. Zwei durch Zusammensprechen zweier dem Sinn nach eng zusammengehöriger Wörter oder durch Zusammensetzung zusammenstossende a werden in der Aussprache durch ein dazwischen geschobenes j getrennt (man vergleiche das griechische v ćψeXłcuatocóv und das französische t in a-t-il, parle-t-il), was namentlich der Fall ist, wenn vor einem mit a anlautenden Worte die Negation a steht, z. B. ajarsi (unbedachtsam) von arsems (denken), a jaštšan (ich stéie nicht) von aštšems (stehen); wo man at statt a spricht (vergl. die Einleitung), da fällt das Bedürfniss nach dem trennenden j natürlich weg, und beim Zusammenstos-sen des a mit anderen Vocalen wird der Hiatus nicht vermieden, z. B. aokota (ungern, Widerwille), airideź (nüchtern, nicht betrunken), auŕadnoi (unordentlich).

§ 14, Auch ohne die Rücksicht auf den Hiatus hört man manche eigentlich und gewöhn^ lieh vocalisch anlautende Wörter mit einem consonantischen Vorschlag sprechen, nämlich mit einem v (man vergleiche dieselbe Erscheinung im Russischen), z. B, vinakodka, voš, vorgo-dems statt inakodka (Zelter, Passgänger), (fitadť), orgodems (fliehen). Es kommt aber bei anderen Wörtern auch das Umgekehrte vor, nämlich, dass solche, die im Russischen, von wo sie entlehnt sind, oder in anderen finnischen Sprachen und selbst noch im Mok-

' GRAMMATIK DEE ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.15

schanischen mit v anlauten* von den Ersanen ohne v gesprochen werden, z. B. oi (Oel), oime (Seele, Athen), ol'a {Wille, Freiheit),- oromka (Trichter), mokschanisch vai, vaimä, russisch BOJH, BopoHKa.

§.15. Gedehnte Vocale sind im Ersa — wie auch im Mokscha nach Ahlquist's Darstellung, s. § 3 seiner Grammatik — jedenfalls selten, wenn sie überhaupt vorkommen, wovon ich mich eigentlich noch nicht habe überzeugen können. Sylben mit langem Vocal, unab-' hängig von der accentuirten Sylbe, habe ich nicht bemerkt, und wo man in einer betonten Sylbe eine Vocallänge könnte zu hören glauben, da hat es mir geschienen, dass die Aussprache doch nicht deutlich verschieden ist von betonten Sylben im Russischen. Die Wörter por (Kreide), vizks (Scheu), laznoms (spalten) z. B., in welchen der Vocal als lang ist bezeichnet worden, haben mir nicht anders geklungen wie etwa "die russischen cnopT>, Bn3n>, JiaAHTL, d. h. nur mit accentuirter, nicht vocallanger Sylbe. Noch schwieriger erscheint es, in betonten offenen ' Sylben einen langen Vocal zu unterscheiden von dem russischen accentuirten, nicht gedehnten, Vocal in gleicher Sylbe. So habe ich denn darauf verzichtet, in diesem grammatischen Versuche die Vocallängey etwas, woran ich selbst nicht entschieden glaube, zu bezeichnen. Allerdings könnte man fordern, dass dann dafür wenigstens doch die Accentstelle bezeichnet wäre, allein ich habe auch davon lieber abstehen wollen, weil es nicht möglich war, die Accentua-tion vollständig durchzuführen. Der grösste Theil der mordwinischen Wörter ist mir freilich, auch wenn sie aus gedruckten oder handschriftlichen Quellen stammten, mündlich bestätigt worden (vergl. die Vorbemerkung zum Wörterbuch), aber ein Theil doch auch nicht, den ich darum doch nicht weglassen wollte, besonders was schon gedruckt vorlag und dadurch ge-wissermaassen Gemeingut geworden war. Ich muss mich daher darauf beschränken, in einigen allgemeinen Grundzügen die Gesetze der Accentuation anzugeben, so weit sie mir deutlich geworden sind, und in einer Grammatik, welche nicht den praktischen Zweck hat, die Sprache auch sprechenzu lehren, mag es hieran wohl genügen*

Ob die Ersaneo früher dieselbe einfache Accentuationsweise gehabt haben, wie ihre baltischen Verwandten, und ob erst durch das massenhafte Aufnehmen von Fremdwörtern, welche anderen Accentuationsgesetzen folgten, die einheimischen Accentuationsgesetze verwirrt wurden, lässt sich nicht besth&men. Factisch ist es, dass gegenwärtig der Ton eben so gut eine andere Sylbe treffen kann wie die erste, und zur Bestimmung der Accentstelle mögen folgende Regeln gelten, welche sich natürlich nur auf mordwinische oder mordwinisch geformte Wörter (z. B. unter den Verben) beziehen, nicht auf die Fremdwörter.

1) Zweisylbige Nomina (also auch die Postpositionen) haben meist den Accent auf der vorletzten Sylbe, namentlich fast ohne Ausnahme, wenn sie auf die leichten Vocale (vergl. § 12) o und e ausgehen, während die auf äi und Halbdiphthonge ausgehenden ihn auf der letz ten haben, grossentheils auch die consonantisch auslautenden, besonders mit starker Position, wie die auf lks, rks, vks. Die auf der Penultima accentuirten behalten den Accent im Genit. des Singulars der unbestimmten Declination, in den übrigen Casus, eben so mit Personalsuf-r fixen, rücken sie ihn um eine Stelle weiter.,

16G. J. WIE DEM ANN,

2)

Die mehr als zweisylbigen Nomina haben den Accent oft auf der letzten Sylbe, aber ebenfalls dann gewöhnlich nicht, wenn sie auf e oder o ausgehen.

3)

Regelmässiger als bei den Nomina ist der Accent bei den Verben wegen ihrer gleich- massigeren Bildung. Grundverba haben im Infinitiv, unter welcher Form sie im Wörterbuche aufgeführt sind, den Accent auf der letzten, im Verbalnomen auf me und ino auf der vorletz ten Sylbe. Abgeleitete Verba verändern die Accentstelle nicht, sind also, wenn eine neue Sylbe hinzu gekommen ist, im Infinitiv auf der vorletzten Sylbe betont. Dasselbe Prinzip gilt auch für die Personalendungen der Conjugation, welche den Accent auch nicht verrücken, wenn das Wort dadurch um eine oder zwei Sylben länger wird als der Infinitiv.

4)

Die zweisylbigen Formen der Pronomina betonen meist die letzte Sylbe, die dreisyl- bigen die vorletzte, mit Ausnahme des Caritivs, dessen Endung (teme, tomo) immer un betont ist.

5)

Die Cardinalzahlen haben den Accent auf der ersten Sylbe, und wenn in den abge leiteten Zahlformen das Wort wächst, so wird der Accent darum nicht vorgerückt. In den zu sammengesetzten Zahlen, wie in Zusammensetzungen überhaupt, behält jeder Theil den ihm zukommenden Accent.

6)

Die zweisylbigen Adverbe und Postpositionen haben den Accent auf der ersten Sylbe, bei den dreisylbigen kommen, in so fern sie Casusformen zweisylbiger Nomina sind, die für die Declination der Nomina geltenden Regeln zur Anwendung.

Da hier nur einige Grundzüge von der Betonungsweise im Ersa-Mordwinischen gegeben werden sollten, so konnten Beispiele für die einzelnen Regeln und die Ausnahmen davon wohl weg bleiben. Die aus dem Russischen und Tatarischen (resp. Tschuwaschischen) entlehnten Wörter behalten natürlich ihre ursprüngliche Accentstelle, da bei der ungleichen Betonung im Mordwinischen selbst kein Grund vorhanden ist, die Fremdwörter durch eine Umbetonung gleichsam zu nationalisiren, wie es wohl Finnen und Ehsten thun wegen des in ihrer Sprache consequent auf die erste Sylbe fallenden Haupttones..

%.- ■.' ■ ■ ...

FORMENLEHRE.

Wortbildung.

§ 16. Bei der so sehr grossen Anzahl russischer Wörter, welche die Mordwinen in ihre Sprache aufgenommen haben, kann es natürlich nicht fehlen, dass auch ganze Reihen von Wortbildungen unter den mordwinischen sich finden, welche nicht eigentlich mordwinisch sind, sondern eben jener fremden Quelle entstammen. Dieser Art sind z.B.Wörter wie izvos-tšik (Fuhrmann), jamštšik (Kutscher), barabanštšik (Trommelschläger), oder bezdeľnik (Spitz-lube), dolžnik {Schuldner), grešnik (Sünder), grivennik (Zehner), oder boltun (Schwätzer),

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.17

vedun (Zauberer), gorbun (Buckeliger), dristun (stössig), oder grešnoi (sündig), uŕadnoi (ordentlich), upŕamoi (widerspenstig) u. dergl. Solche rein russische Wörter finden sich namentlich unter den Nomina, während die Verba, wenn sie auch russische Stämme haben, ausser-dem immer mordwinische Bildung zeigen. In dem Nachstehenden, wo die eigentlich mordwinischen Wortbildungssuflixe besprochen werden sollen, wird natürlich von diesen russischen Wortformen abgesehen werden; es sei nur noch so viel darüber bemerkt, dass bei weitem nicht alle aus dem Russischen herüber genommenen WTörter ihre ursprüngliche Form so rein behalten haben, wie die oben angeführten. Da die Sprache der Mordwinen einen grammatischen Geschlechtsunterschied nicht kennt, so gebrauchen sie nicht nur natürlich Adjective wie die angeführten auf oi unverändert auch von weiblichen Personen, sondern sie haben sich viele russische Adjective auch in der abgekürzten Neutralform, oder in der Form des russischen Adverbs als Adjective angeeignet, wie dovolha (zufrieden), vesela (fröhlich). Andere Wörter sind auf mancherlei und zum Theil seltsame Weise verstümmelt und verdreht durch Auslassung oder Versetzung von Buchstaben, was um so auffallender ist, als dieselben Personen, welche im Mordwinischen die russischen Wörter so stiefmütterlich behandeln, sie, wenn sie russisch sprechen, ganz gut in ihrer ursprünglichen Form zu gebrauchen wissen. Diess scheint daher zu rühren, dass die Aufnahme der russischen Wörter zu verschiedenen Zeiten geschehen ist, und dass die der am meisten verstümmelten Wörter in die früheste Zeit fällt, wo die russische Sprache den Mordwinen noch nicht so bekannt und geläufig war wie jetzt, wo sie von dem männlichen Theile des Volkes wenigstens wohl durchweg gekannt und gesprochen wird. Solche nuihr oder weniger verwandelte russische Wörter sind z. B. rožtova (Weihlachten, st. rožde-stvo), urda (Erz st. ruda), povi'iams (sich erinnern von pomnit) proludka (Quergasse st. pe-reulok), sintśa (Heuscheune st. sennitsa), slobodno (frei st. svobodno), oromka (Trichter st. voronka), dova (Wittwe st. vdova), nutśka (Enkel st. vnutsek), gobrek (Keller st. pogreb), śalda (immer st. vsegda), u. a. Es liegt in der Natur der Sache und bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass in diesem Punkte nicht alle Ersa gleich sprechen, sondern dass die Form, in welcher sie russische Wörter gebrauchen, zum Theil gewiss auch davon abhängt, wie gründlich die Kenntniss vom Russischen selbst ist.

§ 17. Die Ableitungssuffixe für Nomina fallen im Mordwinischen, und in der finnischen Sprachfamilie überhaupt, zum Theil mit Casussuffixen zusammen, was damit zusammenhängt, dass nicht nur der Genitiv, sondern auch andere Casus, sogar Verbindungen mit Postpositionen ohne Weiteres attributivisch vor Substantive gesetzt werden, als ob sie Adjective wären. So kann man bei manchen Wortformen schwanken, ob man sie für Casus, oder für abgeleitete Adjective, oder für beides zugleich zu halten hat. Von Hve (Stein), täta (Vater) kann Mveń, tätań als Genitiv gebraucht werden, aber zugleich auch als Adjectiv (steinern, väterlich), und es ist sehr leicht möglich, dass das, was die grammatische Theorie trennt, eigentlich identisch ist. Im Magyarischen, welchem unter den finnischen Sprachen das Mordwinische ganz besonders nahe steht, ist man darüber einig, dass es keinen besonderen Genitiv hat, und dass das, was ältere Grammatiken als solchen noch aufführen, ein possessives Adjectiv ist, da es selbst noch weitere Flexion

ílémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VHme Serie.3

18F. J. WlEDEMANN,

annimmt. Dieses nämliche Kriterium würde freilich auch im Mordwinischen entscheidend sein, denn Adjective sind zwar in der attributiven Stellung eben so unveränderlich wie ein Genitiv, aber substantivisch gebraucht werden sie flectirt wie andere Substantiva; man bekommt aber eben nicht leicht Adjective von dieser Bedeutung substantivisch gebraucht zu Gehör, da die finnischen Sprachen abstracten Ausdrucksformen überhaupt nicht sehr geneigt sind, und einen Mordwinen über einen solchen Punkt zu befragen, führt selbstverständlich zu gar nichts. Es bleibt also wohl nichts Anderes übrig, als solche zweifelhafte Formen in der Grammatik an beiden Stellen, wohin sie ihrer Bedeutung nach gehören, zu registriren, und es Jedem zu überlassen, über ihr eigentliches Wesen seinem eigenen Urtheile zu folgen.

§ 18. 1) Suffixe zur Nominalbildung. Substantiv- und Adjectivbildung sind nicht immer unterschieden, in so fern eine und dieselbe Wortform die Bedeutung beider Wortgattungen in sich vereinigen kann; wir fassen daher beide hier zusammen.

-ks verbindet sich mit verschiedenen Wortstämmen, wonach auch die Bedeutnng der damit gebildeten Wörter verschieden ist. Mit Verbalstämmen, gewöhnlich von der Medialform, bezeichnet es das Resultat der Thätigkeit, wie die griechischen Verbalnomina auf [xa, z. B. altavks (Versprechen), asatovks (Mangel), eskil'ks (Schritt), jomavks (Verschwendung), jovks (Erzählung), kirdevks (Herrschaft), kirnavks (Sprung), kotskeŕdevks (Schramme), kutšovks (Sendimg, Gesandtschaft), lazks (Ritze), läzks (Zusatz), livks, (Blatter, wahrscheinlich verwandt mit lisems, livlems, livtems), maŕavks (Gerücht), meľavks (Trauer), mujevks (Fund), nejevks (Erscheinung), noldavks (in tšanžav n Spinngewebe), ozks, oznovks (Gebet, Opfer), pamorks (Brocken), pandovks (Lohn, Bezahlung), petnevks (Tropfen), pil'avkst (Sägespäne), piŕavks (Umzäunung), ponavks (Flechtwerk), potomks (Pfropfen), promks (Versammlung), purdavks (Strudel), putokst (Hemdsaum, wahrscheinlich von putoms ansetzen), rizks (Trauer), simevks (Trunk), sodavks (Kennzeichen, Merkmal), sodks (Band), sulevkst (Kleie), sustavks (Nath), tandavks (Scheuche), targavks (Broderie, Besatz), tavavks (Deckel), tšapaks (Teig), tšovorks (Getümmel), tšudevks (Strom), tšumovks (Schuld, Vergehen), uliks (Begebenheit), vel'tavks (Decke), venelks (Luftraum, wohl von venems sich ausdehnen), vidsks (Saat), vizks (Scham), zu welchen allen im Wörterbuche leicht die dahin gehörigen Verba zu finden sind.

Eine zweite Gruppe so geformter Wörter, von Nominalstammen gebildet, bezeichnet Gegenstände, welche zu dem durch das Grundwort ausgedrückten in Beziehung stehen, dahin gehören und in so fern darnach benannt sind, von Erzeugnissen des Pflanzenreichs also auch die Gewächse, von welchen sie herkommen,?.B.jamks (Grütze, von jam Brei), kaŕks (Schnur, von kaŕ Bastschuh), kiaks (Fussboden, von ki Weg), kirgaks (Halsband, von kirga Hals), kupoŕks Hügel, vonkupoŕ dass.), langaks (Ueberzug, von laoga Oberfläche), latalks, pilgalks (Scheune, Schemel, von lato Scheune, Schutzdach, pilge Fuss, und alo der Raum unter etwas), mukorks (Sitz, Stuhlj von mukoro Gesäss), patšalks (Pfannkuchen, von patšalga Pfanne), pileks (Ohrring, von pile Ohr), potmaks (Grund, Boden,von potmo Inneres), siveks (Kummet, von sive Kragen), surks (Ring, von sur Finger), tševks [Klotz, aus dem die Kienspäne zum Brennen gespalten werden, von tšev Kienspan), päšks (Nussstrauch, mit einer kleinen Veränderung des

GEAMMATIK DEE EESA-MOEDWINISCHEN SPEACHE.19

Stammwortes, von päštše Nuss), šukštoruks (Johannisbeerstrauch, von šukštoru Johannisbeere), umariks (Apfelbaum, von umaŕ Apfel), indzeiks (Himbeerstrauch, von indzei Himbeere), leń-geks (junge Linde, von welcher Bast, leńge, gewonnen wird) u. a. Gleich gebildet mit den beiden vorhergehenden Wörterklassen sind auch noch einige Wörter, von denen ich indessen nicht eben so das entsprechende Stammwort nachzuweisen vermag, z. B. alutšks (Schale, vielleicht von al Ei), ingelevks (Kehrseite, vielleicht verwandt mit dem mokschanischen ingel, das vorn Gelegene), dakavks (Steg), maštiks (kaltes Fieber), netšks (Stiel, Staude), nilks (Stengel), nar-kimks (Wermuth), palaks (Brennnessel, vielleicht von gleicher Wurzel mit palams, brennen), pinks (Reifen, Tonnenband), ponkst (Leinhosen), puvoŕks (Schwiele), piľge šeirks (Schienbein), salmoks (Nadel), valks (Rubel) u. a.

Endlich noch bildet dasselbe Suffix -ks Adjective, vielleicht gleichbedeutend mit, weil zum Theil neben, dem Suffix tse, wovon weiter unten, z. B. malaviks (nächster, neben stehender, von malav in die Nähe), udalks (hinterer, von udalo Hinterraum), ikel'ks (vordere, von ikele Vorderraum, vorn), meilks (letzte, von meile hernach, zuletzt), inetšks (grösste, älteste, von ine gross, mit derselben Verstärkung tš wie oben alutšks); die von Verbalstämmen gemachten sind gleichbedeutend mit dem Verbalnomen, von welchem sie zunächst gebildet sind, wie eŕaviks (gebührend = eŕavi), sodaviks (bekannt = sodavi); nuźaks (träge) ist wohl nicht von dem Verbum nuźams (träge sein), sondern beide weisen auf eine einfachere Wurzel zurück.

§ 19. -kš erscheint viel seltener, als das vorhergehende Suffix, und daher ist seine Bedeutung auch nicht sicher za bestimmen. Zum Theil scheint es einen mit einem Fehler Behafteten zu bezeichnen, wie jartsakš (starker Esser, von jartsams essen), monakš (mit einem Bruchschaden Behafteter, von mona Hode), anders aber und zum Theil ohne sichere Etymologie sind z. B. atakš (Hahn, von ata Hausvater, ataka Männchen von Thieren), kilgokš )Dohne), pulakš (ein Weiberschmuck, von pulo).

§ 20. -ne ist die gewöhnliche Diminutivendung an Substantiven sowohl, wie Adjectiven, und verleiht den ersten zum Theil eine von dem Stammworte auch sonst etwas abweichende Bedeutung, z. B. tśorane (Knäbchen, Söhnchen, von tśora), tehteŕne (kleines Mädchen, von tehteŕ), läine (Bach, von läi Thal, Flussthal), nalkomne (Spielzeug, = nalkomo), nuŕamne (Wiege, von nuŕamo Schaukel), otškine (Mulde, von otška Tonne), pazne (Heiligenbild, Muttergottesbild, von paz Gott), piľgenet (Dreifuss, von pü'ge Fuss); viele Adjective kommen gewöhnlich nur in dieser Diminutivform vor, wie niŕkine (kurz), alkine (niedrig, seicht), tšovine (dünn, schmal), šoždine (leicht), viškine (klein), welche freilich auch in ihrer Bedeutung schon den Begriff des Kleinen einschliessen; dass es aber wirklich auch der Form nach Diminutive sind, ist daran zu erkennen, dass den davon abgeleiteten Verben das Adjectiv ohne die Endung, ne zu Grunde liegt, z. B. niŕkilgavtoms (verkürzen). — Ohne Zweifel mit diesen Adjectiven zusammengehörig sind solche, die statt ne die Endung na haben, wie vedśana von vedśa (dünn, flüssig), valańa (glatt) neben valams (glätten), indem na nur die mundartlich verschiedene Aussprache für ne ist (vergl. Einleitung).

-ke (ka) ist eine seltener vorkommende Diminutivendung, z. B. panžke (Blümchen) von

3*

20F. J. WlEDEMANN,

jf->

panž), vezakške (Meiner Finger, von vezakš); ataka und avaka (Männchen und Weibchen von Thieren, von ata und ava Mann und Weib), narvytśka (Bruthenne, von narvytśa, Verbal-nomen von narvams brüten), kandyka^eme hölzerne Schale, vielleicht von dem Verbalnomen kandy Träger). Das a in ka statt ke ist vielleicht dem Russischen nachgebildet, vielleicht auch nur mundartliche Schattirung des Lautes, die sich in einzelnen Wörtern in weiterem Umfang erhält, wie auch sonst a st. e, i, y (vergl. Einleitung).

§21. -ve (v) bildet Substantive von Verbalstämmen, und ist da vielleicht verwandt mit der Charakteristik der medialen Verba (vergl. § 34), aber auch von anderen Wörtern, wie si cherlich wohl präve (Einsicht, Verstand, wohl von pŕa Kopf)] von Verbalstämmen sind /$A z. B. teve (That, tejems thun),)mhe (Schluck, nilems schlucken), pivsev (Dreschflegel, pivsems dreschen), śolgovt (Stauung, solgoms schliessen, stauen), kajavt (Abgabe, kajams hinwerfen). Entschiedene Verbalnomina sind die nächstfolgenden.' p *

§ 22. Das Verbalnomen auf-mo, -me, von welchem der im Wörterbuche aufgeführte Infinitiv der Form nach ein Illativ ist1), kann von jedem Verbum die Handlung in abstracto bezeichnen, und so in verschiedenen Casus oder in Verbindung mit Postpositionen mancherlei adverbiale Ausdrücke oder verkürzte Adverbialsätze bilden, wovon das Ausführlichere weiter unten beim Zeitwort selbst zu finden ist. Dieses zunächst abstracte Nomen actionis wird aber dann weiter mannigfaltig in concreter Bedeutung gebraucht und bezeichnet a) gleichsam ein passives Particip substantivisch, z. B. kandleme oder kandlima (Last, das Getragene oder zu Tragende), ortšamo (Kleidung, d. Angelegte od. Anzulegende) und karseme od. karsima (Beschuhung, das an die Füsse Gezogene od. zu Ziehende), kaźme und maksmo (Gabe, d. Gegebene), kü'deme (Zugvieh, d. Angeschirrte), koršamo (Brühe, das Gelöffelte), eben so erklären sich leicht auch babań poznamo (Älterweiberfiest, d. i. Bovist), purdamo (Einschlag beim Weben), raštamo (Frucht), rästamo (Braten, Gebratenes), simme, simeme od. simima (Trank), śorma-domo (Buch, Schrift), suskomo (Bissen), tapaŕdeme, tetkeme (Windel), tavadmo (Decke, Schleier), tšalgamo (Tritt, Trittbrät), kajamo (Weberschiffchen, eigentl. das Geworfene), u. a.; — b) den Ort, wo oder wohinwärts etwas geschieht, das locale Object, wenn in den vorhergehenden Beispielen das nächste, leidende Object bezeichnet wurde, z. B. jakamo (Gang, nicht bloss das Gehen, sondern auch der Ort, der Weg,-wo gegangen wird), kaŕksamo (Kreuz, die Stelle des Körpers, wo der Gürtel, kaŕks, getragen wird, von kaŕksams, sich gürten), liśme od. lisima (Brunnen, wo das Wasser hervorkommt), tši liśme (das Aufgehen der Sonne, aber auch Osten), tši valgomo (Sonnenuntergang, aber auch Westen), kirdeme, kirdima (Futteral), kun-damo (Griff, Handhabe), päďamo (Melkeimer) u. a.; — c) das Mittel oder Werkzeug, wodurch oder womit etwas geschieht, z. B. kuzteme, kuztima (Leiter, Treppe), kyrgamo (Striegel), ledme, ledima od. peel'me, peelima (Sense), nalkomo (Spielzeug), nardamo (Wischtuch), nuŕamo (Schaukel), pajamo (Loth von pajams löthen), panžomo, panžuma (Schlüssel von pan-žoms öffnen), pivseme, pivsima (Dreschflegel), puvamo (Sackpfeife, von puvams blasen), suleme

1) Auch im ehstnischen Wörterbuch ist die Grundform, unter welcher Verba aufgeführt werden (ma), der II-latiT desselben Verbalnomens.

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.21

(Sieb), seľme vatšamot (Brille), veškeme, veškima (Flöte, Pfeife), u. andere, zu denen vielleicht eben so gut auch einige unter a) und b) gerechnete gezogen werden könnten, wie kun-damo, kirdima, tapaŕdeme, tetkeme, tavadmo.

Von einigen so gebildeten Wörtern ist das Verhältniss zu dem eigentlichen Verbalbegriff nicht so klar, wie tšiava livtima (Sonnenblume), von anderen, die ganz die hier besprochene Form haben, ist mir das entsprechende Verbum nicht vorgekommen, so anksima (Wuhne, Loch im Eise), sursima (Kamm), tširnima (Beifuss, Artemisia vulgaris L.). Von sämmtlichen drei Kategorien der Verbalnomina mit concreter Bedeutung gilt noch die Bemerkung, dass sie öfters noch mit der Endung uma und ima gehört werden auch in den Mundarten des Ersa, wo dasselbe Verbalnomen in seiner vorwaltenden, abstracten Bedeutung regelmässig statt dessen auf omo und eme gebildet wird; vielleicht ist der Grund davon eine etwas andere Betonung, wie auch im Mokscha, nach Ahlquist, die Quantität der Endsylben beim concreten Verbalnomen eine andere ist, als beim abslracten.

§ 23. -ytśa (itśa) und -y (i) an Verbalstämmen drücken das Nomen agentis aus, ohne genauen Unterschied, wenn auch meistens die kürzere Form einen allgemeineren Sinn hat und eine dauernde Eigenschaft oder einen Zustand bezeichnet, während die längere meist eine Persönlichkeit bezeichnet mit einem auf eine bestimmte Gelegenheit, auf einen bestimmten Kreis begrenzte Thätigkeit. Die erste Form ist daher vorwiegend substantivisch, die zweite vorwiegend — nicht ausschliesslich — adjectivisch. Beispiele von beiden sind: ašolgavty-tśa (Tüncher), eritśa (Einwohner), kämitśa (Gläubiger), lemditśa (Täufer), manitśa (Betrüger, Verführer), mikšnitśa (Kaufmann, Verlcäufer), morytśa (Sänger), pengeń keritśa (Holzhacker), polavtytśa (Wechsler), ramsitśa (Käufer), sereditśa (Kranker), śukunitśa (Verehrer, Anbeter), tejitśa (Thäter), tonavtytśa (Lehrer), vanytśa (Wächter, Bäter), azargalitśa (Besessener, Rasender);-— eri (lebend), kämi (gläubig, vertrauend), maštovi (tauglich, tüchtig), menevi (biegsam), paly (brennend), seredi (krank), sintrevi (zerbrechlich), sody (kundig), vizdi (bescheiden), kše pani (Bäcker), Käγeń teji (Steinarbeiter, Maurer), kedep teji (Lederarbeiter, Gerber), vany (Hirt) u. a. Die längere Form ist oft aufzulösen mit «derjenige, welcher», die kürzere mit «welcher», «indem», worüber mehr beim Zeitwort.

Statt y (i) ist mundartlich auch ä (e), von Verben auf ams sogar a und ai (äi) wie im Mokscha (vergl. Einleitung), und diese abweichenden Endungen haben sich ebenfalls (vergl. die vorigen §§) in einzelnen Wörtern erhalten auch dort, wo sonst nur die Endung y (i) gebraucht wird, z. B. in salmoksoń sala oder salai (Nadeldieb), wie die Heuschrecke genannt wird, wahrscheinlich wegen ihres Legestachels. Auch in der Evangelienübersetzung, wo sonst das in Rede stehende Verbaladjectiv nur die Endung y (i) hat, wird dieses Thier doch sal-moksoń sala genannt (Marc. 1, 6).

§. 24. -i (oder ś) bildet an Verbalstämmen Verbalnomina, welche den deutschen Partici-pien der vergangenen Zeit entsprechen und ebin so wie diese sowohl active wie passive Bedeutung haben können, z. B. anokstaź (bereit), artoź (gefärbt), avardeź (weinerlich), azarga-doź (wahnsinnig), rizneź (betrübt), jartsaź (gegessen habend, nicht nüchtern), a jartsaź (nüch-

N

22F. J. WlEDEMAHN,

t&rn), jomaź (verloren), kajaź (geworfen), irideź (trunken), kaŕksaź (gegürtet), kitškeŕgavtoź (gekrümmt, krumm), madeź (sich niedergelegt habend, darnieder liegend), murdaź (zurückgekehrt),' ortsaź (bekleidet), paneź (verjagt, hinausgetrieben), promoź (zusammen gekommen, versammelt), kekšeź (verborgen), kuloź (gestorben, todt), sodaź (bekannt) u. a. Es versteht sich, dass, wie die Adjective überhaupt, so auch dieses adjective Verbalnomen gleich dem vorhergehenden substantivisch gebraucht werden kann, wie videź (die Saat, das Gesäete), petneź (Tropfen, das Getröpfelte), und namentlich persönlich, mit Ergänzung des Wortes «Mensch», wie seredeź (der Kranke), azargadoź (der Wahnsinnige, Besessene) u. dergl.

§ 25. Die Suffixe, mit welchen von Substantiven Adjective abgeleitet werden, fallen sämmtlich mit Casussuffixen zusammen (vergl. was § 17 darüber gesagt wurde). Namentlich sind folgende bemerklich zu machen.

-oń (eń), ń bezeichnet eine Hingehörigkeit, Herkunft und sehr gewöhnlich, aus welchem Stoffe etwas besteht (Genit. possessivus im weitesten Sinne, G. originis, G. materiae der griechischen Grammatik), z. B. avardemeń (traurig), divań (wunderbar), kavto-ień (zweijährig), kiśkeń (körperlich, leiblich), kunškań (mittlere), liań, 'lomaneń (fremd), mäneleń (himmlisch), nedľań (wöchentlich), varmań (windig), tundoń (frühjahrlich), aloń (untere); — Mveń (steinern), kedeń (ledern), kiveń (zinnern), kotoń, lianazań (leinen), lovažań (knöchern), modań (irden), parsiń (seiden), pižeń (kupfern), sijań (silbern), syŕneń (golden), kuzoń (fichten), seien (ulmen), pitšeń (kiefern, tannen) u. a. — Wollte man für dieses Suffix nur eine Function gelten lassen, so müsste man jedenfalls den Genitiv fallen lassen und das Adjectiv behalten, denn erstens bildet es auch Ableitungen von Adverben, z. B. iśakoń (gestrig von iśak gestern), karšoń (widrig, von karšo entgegen), teskeń (hiesig, von teske hier), tostoń (dortig, von tosto daher), ušosoń (äussere, von ušoso draussen), und zweitens kommen die damit gebildeten Formen, wenn ich sie auch nicht weiter flectirt gehört habe, doch substantivisch vor, z. B. die von Pronominalstämmen gebildeten mońseń, tońtset, sońzenze (das Meinige, Leinige, Seinige).

-so (se), Suffix des Inessivs, bildet auch Adjective, wie das vorhergehende, aber viel seltener, z. B. mäneľse (himmlisch), ol'aso (frei), kavto-iese (zweijährig), zum Theil neben dem vorhergehenden Suffix und damit gleichbedeutend, wie mäneleń, kavto-ień. Die baltischen Finnen gebrauchen ebenfalls den Inessiv attributivisch, und wenn man die ganz gleich gebildeten Adjective von dem Casus dadurch zu unterscheiden meint, dass jene die starke Stammform haben, wo für den Casus eine Tenuation eintritt, so ist dazu vielleicht kein ganz hinreichender Grund vorhanden. Im Ehstnischen heisst z. B. magus wohlschmeckend, nägus hübsch, ansehnlich, hõlpus leicht, von magu (Geschmack), nägu (Ansehen), hõlp (Leichtigkeit), und nach Analogie der übrigen Casus verlangt die Theorie für den Inessiv die Formen maus, näus, hõl-bus, allein ein vielleicht eben so grosser Theil der Ehsten spricht auch im Inessiv wirklich magus, nägus, hõlpus u. dergl., und es möchte schwer sein zu entscheiden, welche Mundart das Richtige besitzt und das historische Recht für sich hat.

-tomo (teme) bildet Caritivadjective, ganz gleichlautend mit dem eben so genannten Ca-ritiveasus, und es tritt dieselbe Schwierigkeit ein, wenn man darüber entscheiden soll, ob beide

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.23

einerlei sind oder zweierlei. Beispiele davon sind: sakaltómo (unbärtig, ohne Bart), ponavtomo (unbehaart, ohne Haar), ružijavtomo (unbewaffnet, ohne Waffen), veŕteme (unblutig, blutlos, ohne Blut), tolgavtomo (ungefiedert, ohne Federn), śuravtomo (ungéhörnt, ohne Hörner), sal-tomo (ungesalzen, ohne Salz), pulovtomo (ungeschwänzt, ohne Schwanz), meravtomo (unmäs-sig, ohne Mass) u. a.

-ov (ev), v bildet zahlreiche Adjective, während der gleichlautende Casus, der so genannte Lativ oder Approximativ, so wenig vorkommt, dass man ihn eben so gut für ein Adverb ansehen könnte. Diese Adjective bezeichnen ein Behaftet- oder Versehensein mit etwas, häufig mit dem Nebenbegriffe, dass der in dem Stammworte ausgedrückte Gegenstand reichlich vorhanden ist, und wenn das Stammwort einen Körpertheil bezeichnet, dessen Vorhandensein ohnehin schon vorauszusetzen ist, so wird mit dem Adjectiv ausgedrückt, dass dieser Körpertheil gross oder stark ist, also lavtomov (von lavtomo Schulter) nicht bloss mit Schultern versehen, im Gegensatz zu Einem, der etwa keine Schultern hätte, sondern breitschultrig. Beispiele üherhaupt sind: arsov (schartig), bolotov (sumpfig), ile9 (schlammig), iev od. jev (beeist), Mvev (steinig), kelev* (breit), käžev (zornig), kopav (voll Beulen), kozov (hustend), kujav (fett), kupoŕksev (hügelig), lazksov (spaltig), lytkav (faserig), melavksov (traurig), modav (erdig), nuponev (bemoost), ormav (krank), pandov (bergig), pälev (bewölkt), pesokov (sandig), pevev (gezähnt), pežetev (sündig), pitnev (kostbar), ponav (haarig, wollig, zottig), prävev (klug), pulev (staubig), rosav (thauig), sakalov (bärtig), śalgov (stachelig, gegrannt), salov (salzig), sa-nov (sehnig), seľgev (schleimig), serev (hoch), sokov (saftig), śormav (bunt), śonov (flügge, geflügelt), śulmov (knotig), taradav (ästig), tikšev (begrast), tšemenev (rostig), vaŕav (löcherig), ve-rev (blutig), viev (stark), virev (waldig), vizksev (blöde), levksev (trächtig), vašev (dass. von Stuten), vazov (dass. von Kühen), puŕtsev (dass. von Säuen), verisev (dass. von Schafen und Ziegen), końav (hochstirnig), lovažav (starkknochig), päkev (grossbäuchig, schwanger), meštšev (grossbrüstig), u. a.

§ 26. -tse bildet Ordnungszahlen von Hauptzahlen, aber auch sonst Adjective und Substantive von Nomina und Adverben, z. B. vasińtse (erste, vasńa zuerst), kolmotse (dritte, kol-mo drei), niletse (vierte, nile vier), ikel'tse (vorderste, erste, ikele voran, vorher), meiltse (letzte, meile nachher), ineńtse (grösste, ine gross), kudońtse (Hausgenosse, kudo Haus), ošoń-tse (Städter, Stadt) u. a. Zu ombotse (anderer) und vežeńtse (kleinste, jüngste) ist mir aus dem Ersa-Mordwinischen eine Wurzel nicht bekannt.

§ 27. -vt und -ma sind Wortbildungssuffixe, die mir nur an ein Paar Bezeichnungen von Verwandtschaften vorgekommen sind, nämlich atavt (Schwiegervater des Weibes), avatt (Schwiegermutter des Weibes), odavama (Stiefmutter), oditama (Stiefvater) von ata (Mann) und ava (Weib).

§ 28. Suffixe zur Bildung von Verben. Vor der Aufzählung dieser zahlreichen Suffixe, vermittelst welcher theils aus Substantiven, Adjectiven und Adverben erst Verba gebildet, theils von Verben selbst wieder andere Verba abgeleitet werden, in welchen der Begriff des Stammverbs mannichfach modificirt erscheint, müssen wir bemerken, dass eine Menge No-

24F. J. WIE DE MANN,

mina und Adverbe zugleich als Verbalwurzeln dienen, so dass weiter kein Ableitungssuffix vor den Endungen des Zeitwortes erscheint. Dergleichen Zeitwörter sind z. B. izams (eggen, iza Egge), kalgodoms (hart sein, kalgodo hart), kalmams (begraben, kalmo Grab), kaŕksams (sich gürten, kaŕks Gurt), końtšems (blinzeln, końtš Augenbewegung), kośkems {trocken werden, kośke trocken), kotškaŕams (einen Fusstritt geben, kotškaŕa Ferse), kozams (husten, koz Husten), läkśa (Hauch, läksems hauchen), maksoms (geben, maks Gabe), morams (singen, moro Gesang), naksadoms (faulen, naksado faul), natškoms (feucht werden, natško feucht), oza-doms (sitzen, ozado sitzend), peelems (stechen, peeľ Messer), pelems (fürchten, pela Gefahr), pešksems (füllen, peškse voll), salams {stehlen, von sala in salava heimlich), śalgams (stechen, śalg Stachel), sedams (brücken, pflastern, sede Brücke), sel'gems (speien, selge Speichel), set-mems (still werden, setme still), śormams (streifig, runzelig werden, śorma Streifen), śulmams (knüpfen, śulmo Knoten), tšopodams (dunkel werden, tšopoda dunkel), valams (glätten, valańa, vala glatt), Valdoms {leuchten, valdo Licht), viedems (richten, vied gerade). Zu dieser Kategorie von Verben gehören wohl auch solche, wie karsems (Schuhe anlegen) von kaŕ (Schuh), denn das hinzu gekommene s ist Charakteristik des Frequentativs und nicht Verba erst bildend, sondern schon vorhandene Verba modificirend, hier also auf ein (nicht gebräuchliches) einfaches karems oder kaŕams hinweisend, statt dessen es als ein Deponens im Gebrauch ist.

§ 29. -moms (mems) macht aus Nomina Verba, welche ein Uebergehen meinen Zustand bezeichnen, wie im Tscheremissischen, Wotjäkischen und Syrjänischen, sie sind jedoch nicht sehr häufig, da die Sprache sich zur Erreichung desselben Zweckes gewöhnlich eines anderen Suffixes bedient, wovon weiter unten. Beispiele von dem Gebrauch des m sind: lavšomoms (schwach werden, lavšo schwach), tševtemems (weich werden, tševte weich), valdomoms (hell werden, valdo hell), vatšomoms (hungrig werden, vatš, vatšo hungrig).

§ 30. -ijams (ejams) hat gleiche Bedeutung mit dem vorhergehenden, und den damit gebildeten Verben geht meist ein Adjectiv auf av (ev) zuvor (vergl. § 25). Beispiele: kultsuni-jams (schimmelig werden, kultsun Schimmel), nolgijams (rotzig werden, nolgo Botz), oimi-jams (lebendig werden, oime Seele), śäpijams (bitter werden, śäpe Galle), sodijams (russig werden, sod Buss), tšemenijams (rosten, tšemeń Bost), tšinejams (riechen, einen Geruch haben, tšine Geruch); die von den Adjectiven auf ov (ev), welche «trächtig» bedeuten (siehe § 25 zu Ende) abgeleiteten Verba haben eine etwas abweichende Bedeutung, nämlich nicht bloss •xträchtig sein», sondern «zur Welt bringen», also levksijams (Junge werfen), puŕtsijams (ferkeln), vašijams (fohlen), vazijams (kalben), verisijams (lammen).

§31. -doms (dems) bildet ebenfalls in einzelnen Fällen Verba, welche das Gelangen in einen Zustand oder das Befinden darin ausdrücken, obgleich dasselbe Suffix viel öfter die effective Bedeutung hat (vergl. § 35), z. B. patškodems (gelangen, von patšk hindurch), kitškeŕdems (sich krümmen, sich schlängeln, kitškere krumm), kurodoms (einholen, vorbeikommen, von ku-rok schnell), syredems (alt werden, syre alt), tšamordoms (hinken, tšamor lahm), uskuldoms (Ueberfluss haben, uskula reichlich), tševtedems (weichen intr., weich werden, tševte weich),

GKAMMATIK DEE EESA-MOEDWINISCHEN SPEACHE.25

mit derselben Erweiterung wie im folgenden § auch nuźaldoms {träge sein) — nuźams, nu-źalgadoms, von nuiaks {träge), st. nuia.

§ 32. -gadoms, -kadoms ist das bei weitem am häufigsten gebrauchte Suffix, um dasselbe auszudrücken wie mit den vorhergehenden. Die erste Form steht nach Diphthongen und nach liquiden Consonanten, und häufig wird noch ein 1 davor eingeschoben, besonders bei Ableitungen von Adjectiven, welche auf v ausgehen (s. § 25) oder auf einen Yocal. Beispiele sind: alamokadoms {geringer werden, alamo wenig), alkińgadoms {seicht werden, alkine seicht), ama-zylgadoms {hässlich werden, amazy), ašolgadoms {weiss werden, ašo) azargadoms {toll werden, azar), ätškelgadoms {dick werden, ätške), beŕangadoms {schlecht werden, beŕan), eŕazkadoms {eilen, schnell sein, eŕaza), jakstirgadoms {erröthen, roth werden, jakstire), kitškeŕgadoms {krumm werden, kitškere), krivoigadoms [einäugig werden, krivoi), kromoigadoms {lahm werden, kromoi), nožkalgadoms {stumpf werden, nožka), odylgadoms {sich erneuern, od), pisilga-doms {warm werden, pisi), piželgadoms {grün werden, piže), ravžkadoms {schwarz werden, ravžo), śormalgadoms {bunt werden, śormav), teinelgadoms {eng werden, teine), vedśakadoms {dünn, flüssig werden, vedśa) u. a.; manche Adjective erleiden in diesen Verben eine Verkürzung, namentlich meistens auch diejenigen, welche in der Diminutivform gebräuchlich sind (vergl. § 20), z. B. kuyalgadoms {sich verlängern, kuvaka), tšopolgadoms {dunkel werden, tšopoda), potšakadoms {hart, altbacken werden, potšane) u. a. Von einigen ist mir statt eines Adjectivs nur ein Substantiv als Stammwort bekannt, wie liviśkadoms {schwitzen, liviś Schweiss), rudaskadoms {kothig werden, rudas Koth), und eben so verhält es sich wohl auch, wo anscheinend dieses Suffix mit Verbalstämmen verbunden verba inchoativa bildet, wie tšovorgadoms {sich vermischen, in Verwirrung gerathen), turgadoms .{in Streit gerathen), neben tšovorams {verwirren, mischen), turems {streiten), der wirkliche Stamm der Verba auf -gadoms wird aber wohl auch hier eigentlich ein Nomen sein von gleicher Wurzel mit den kürzeren Verben.

§ 33. -gavtoms, -kavtoms, mit demselben Unterschied in Beziehung auf das g und k gebraucht wie--gadoms und -kadoms im vorhergehenden §, stehen mit diesen in nächster Beziehung, indem sie die bezüglichen Effectivverba bilden, also von den dort angegebenen Verben alamokavtoms {verringern), alkińgavtoms {flach machen), amazylgavtoms {hässlich machen), ašolgavtoms {weissen, tünchen), ätškelgavtoms {verdicken), beŕangavtoms {verschlimmern), eŕazkavtoms (beschleunigen), jakstiŕgavtoms (röthen), kitškeŕgavtoms {krümmen), krivoigav-toms {einäugig machen), kromoigavtoms {lähmen), nožkalgavtoms {stumpf machen), odylgav-toms {erneuern, verjüngen), pisilgavtoms {erhitzen), piželgavtoms {grün machen), ravžkavtoms {schwärzen), śormalgavtoms {bunt machen), teinelgaγtoms {verengen), vedśakavtoms {verdünnen), kuvalgavtoms {verlängern), tšopolgavtoms {verdunkeln), rudaskavtoms {mit Koth &e-schmutzen), tšovorgavtoms {vermischen, aufwiegeln). :

§ 34. -voms bildet Verba, welche man mediale nennen könnte, in so fern sie in der Bedeutung grossentbeils dem Medium der griechischen Grammatik zu vergleichen sind. Sind diese Verba von Nominalstämmen gebildet, so scheint wohl das v mit zu diesen zu gehören und

Alemoires de l'Acad. Imp. des sciences, Vlliue Serie..4

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das Verbum zunächst von einem Adjectiv auf v (s. § 25) abgeleitet zu sein, die von solchen Ad-jectiven sonst gebildete Verbalform auf -ijams (ejams) findet sich zum Theil daneben. Beispiele von diesen nur wenig gebräuchlichen Verben sind: kulavoms (verlauten, von kul'a Gerücht), jeinevoms (befrieren, sich mit Eis bedecken, vielleicht von einem Diminutiv zu i, ie, je Eis), tšinevoms neben tšinejams (riechen intr., von tšine Geruch); in käžejavoms (zornig werden) liegt wohl ein wirklich abgeleitetes Medium vor, gleich bedeutend mit dem relativen Stammwort dazu, käžejams (von käž Zorn, käžey zornig), das mir zwar nicht vorgekommen ist, aber dessenungeachtet eben so gut vorhanden sein kann, wie so viele andere gleich gebildete.

Fast ausschliesslich sind aber die Verba auf voras von anderen Verben abgeleitet, und obgleich sie öfters im Deutschen mit dem entsprechenden Passiv übersetzt werden können, so sind sie doch, wie schon bemerkt, passender Media als Passiva zu nennen, da sie überhaupt nur das Ueber gehen in einen Zustand bezeichnen, nicht gerade ein Versetztwerden in diesen Zustand durch die einwirkende Thätigkeit eines Anderen. Sie bilden, wenn ihr Stammwort causativ ist, das entsprechende Immediativ dazu, sind oft alsßeflexivazu übersetzen und erscheinen bisweilen auch als Deponentia, wenigstens in Bezug auf das Deutsche, in so fern dies es für das Stammverb und dessen Medium nur den gleichen Ausdruck hat. Beispiele von allen diesen Eigenschaften sind: gadavoms (schmutzig werden, sich beschmutzen, gadams beschmutzen), jažavomś (zermalmt werden, zerfallen, jažams zermalmen, mahlen), kadovoms (zurück bleiben, kadoms zurück lassen), käpedevoms (sich aufrichten, käpedems aufrichten), kekševoms (versteckt sein, kekšems verstecken), koľgevoms (fliessen, fluthen auf dem Wasser, koľgems fliessen), mańa-voms (irren, fehlen, mańams verführen, täuschen), maŕavoms (hörbar sein, sich hören lassen, maŕams hören), maštovoms (tüchtig, brauchbar sein, maštoms können, zu Stande bringen), me-ľavtovoms (bekümmert, in Sorge sein,, meľavtoms bekümmern, ängstigen), panžovoms (aufgehen, aufbrechen, sich öffnen, panžoms öffnen), pongavoms (hinein gerathen, steckenbleiben, pon-goms dasselbe), porksevoms (zerspringen, porksems zerschlagen, zerschmettern), potundavoms (ersticken, potundams zustopfen), povávoms (sich erhängen, povams aufhängen), pŕadovoms {beendigt werden, fertig werden, pŕadoms beendigen), purdavoms (sich versammeln, zusammen kommen, purdams versammeln), razdevoms, sezeyoms (reissen intr., razdems, sezems zer-reissen trans.), riznevoms (traurig werden, riznems trauern), seskevoms (besiegt werden? unterliegen, seskems siegen), sravlevoms (sich zerstreuen, sravlems zerstreuen), sintrevoms {zerbrechen intr., sintrems zerbrechen transit.), stdwtovoms (offenbar,werden, štavtoms offenbaren), tombavoms {sich stos.sen an etwas, tombams stossen, stampfen), ušodovoms (anfangen intr., ušodoms anfangen transit.), utšurdavoms (streifen an etwas, utšurdams, streichen, streicheln), valdovoms (hell werden, sich aufklären, valdoms leuchten), vetskevoms (lieb sein, vetškems lieben) u. a.

Zu den Medialverben ist noch zu bemerken, dass mit ihrer oben angegebenen Bedeutung sich häufig noch eine potentiale verbindet, im Deutschen mit dem Zeitwort «können» zu umschreiben oder im adjectivischen Verbalnomen (s. § 23) mit einem Adjectiv auf -lieh oder -bar wiederzugeben. So von nejeras (sehen) nejevoms gesehen werden und gesehen werden können

GEAMMATIK DEE EESA-MOEDWINISCHEN SPEACHE.27

oder sichtbar sein, erscheinen, von sintrems (zerbrechen) sintrevoms serbrochen werden, entzwei gehen, zerbrechen intr. und zerbrochen werden können oder zerbrechlich sein, von tejems (thun) tejevoms geihan werden, geschehen und gethan werden können oder möglich sein u. s. w., die Verbaladjective nejevi (sichtbar), sintrevi (zerbrechlich), tejevi (möglich), und die Zusammensetzungen anejevi (unsichtbar), asintrevi (unzerbrechlich), atejevi (unmöglich). Durch eine Umschreibung mit dem Dativ des Subjects kann auch das active «können» durch diese nämliche Verbalform ausgedrückt werden, also vese tejevi tenk (Alles ist euch möglich) ihr könnt Alles thun, es tśorazo vanovi tenze (sein Sohn ist ihm rettbar) er kann seinen Sohn retten, te tśuda kinengak a tejevi diess Wunder kann Niemand verrichten, kinengak a kardaviľ son Niemandem war er möglich gehindert zu werden, d. h. Niemand konnte ihn hindern; das Me-dialverbum aber persönlich auch als actives Verbum «können» zu gebrauchen, wie es die Evangelienübersetzupg von 1821 an einigen Stellen thut, ist wohl gegen den Geist der Sprache, z. B. mon a molevan (ich kann nicht gehen) statt monen a molevi.

§ 35. -doms (dems), -toms (tems), -tams, -tams, -stams, -stoms (stems) sind sämmtlich Suffixe, welche zur Bildung effectiver Verba dienen aus Nominal- sowohl wie aus Verbalstämmen. Sie sind, hier in einen Paragraphen zusammengefasst, nicht nur wegen . der gleichen Bedeutung, sondern auch wegen der im Wesentlichen identischen Form. Das eigentliche Charakteristische der Effectivform ist, wie in den anderen finnischen Sprachen, der Zungenlaut t, für welchen d, der schwächere Laut — in -doms (dems) statt -toms (tems) — nachVocalen und nach m, n, r, auch z eintritt; -toms und -tams kommen nur sehr selten vor, das vorgeschobene s in den drei letzten Endungen ändert die Bedeutung des Suffixes nicht merklich und ist entweder nur euphonisch, wie das 1 vor -gadoms und -gavtoms (s. § 32, 33), oder es bezeichnet, dass der Stamm vor dem Effectivsuftix nicht mehr der primitive, sondern ein mit dem s (vergl. § 37) verstärkter ist. Beispiele von allen diesen Suffixen mit Nominal-und Verbalwurzeln sind folgende.

-doms (dems): Mveńdems (versteinern, Mveń steinern), läzdems (hinzufügen, läze, läzks Zusatz), lemdems (benennen, taufenr lern Marne), peškedems (füllen, peške voll), pŕa-doms (beendigen, pŕa Kopf, Gipfél), śormadoms (schrtiben, eigentl. bunt machen, von śorma bunt), sel'gedems (speien, sel'ge Speichel), nežedems (stützen, neže Stütze), üigzedems (hobeln, ingz Hobel), tšumondoms (beschuldigen) von tšumo (schuldig) mit einem vorgeschobenen n oder wahrscheinlicher von einer dazwischen liegenden Verbalform tšumonoms (vergl. § 36); — eždems (wärmen, von ežnems sich wärmen, einer eben solchen Zwischenform), kämdems (bestätigen, kämems glauben), käveŕdems (rollen, wälzen,* käverems rollen intr.), pidems (kochen transit., pijems kochen intr.), savoŕdems (umwerfen, savorems umfallen), simdems (tränken) simems trinken), nicht ganz gleich ist das Verhältniss der Bedeutung in tapaŕdems (umhüllen, verbinden) und tapaŕams (winden, wickeln), tokadoms (anrühren, berühren) und tokams (treffen), und nicht hieher gehörig, sondern mit dem Charakterbuchstaben d in der Bedeutung wie § 31, sind die Deponentia tonadoms (einsehen, verstehen) und topodoms (genügen, hin*

reichen), auf deren gleich bedeutende Primitiva tonams und topoms noch die effectiven tonav-

4*

28F. J. WlEDEMANN,

toms (lehren) und topovtoms (befriedigen) hinweisen (vergl. gleich unten), und amul'dems (schö pfen) = amuľams.J

-toms (tems): saltoms (salzen, sal Sah), vievtems (stärken, viev stark), kurvaźtems (anzünden, kurvaźams brennen), kuztems (hinauf bringen, hinauf führen, kuzems hinauf steigen), tšatštoms (gebären, erzeugen, tšatšoms entstehen, geboren werden), valtoms (hinab führen, herunter bringen, mit etwas verkürzter Wurzel von valgoms hinab gehen); fast alle von Verbalstämmen abgeleiteten Verba effectiva haben aber die Endung -vtoms (-vtems), weil nicht das Primitivum, sondern das Medium ihnen zu Grunde liegt, wenn dieses selbst auch nicht sich wirklich nachweisen lässt, ja meistens auch zwischen den beiden anderen nicht einmal denkbar ist, denn man sieht leicht, dass bei dem in § 34 angegebenen Verhältniss des Mediums zum Primitivum dieses letzte schon das ausdrückt, was ein von dem Medium abgeleitetes Effectivum ausdrücken würde, z. B. von kadovoms (zurück bleiben) kadovtoms (ma-r chen, dass Einer zurück bleibt) wäre gleich kadoms (zurück lassen). Es wird also in der Regel entweder die Effectivform entbehrlich sein, wenn das Primitivum die causale (transitive), das Medium die immediative (intransitive) Bedeutung hat, oder aber das Medium, wenn das Primitivum immediativ (intransitiv) ist, und das Effectivum.dazu die causative (transitive) Bedeutung hat. Doch können natürlich ausnahmsweise auch Medium und Effectivum zugleich im Gebrauch sein, entweder wenn jenes als Deponens die Stelle des nicht gebräuchlichen Primitivs einnimmt, z. B. polavoms (wechseln intr., sich verändern), polavtoms (verwechseln, verändern), wie auch andere abgeleitete Verba die Stelle nicht gebräuchlicher Primitiva vertreten, so zum Effectivum livtems (heraus bringen) das verstärkte lisems {heraus kommen), nicht lijems; oder wenn mit der regelmässigeń Bedeutung einer oder der anderen der drei Verbalformen sich noch eine besondere Nebenbedeutuug verbindet, die freilich in der deutschen Uebersetzung nicht immer hervortritt, in welchem Falle dann anscheinend ein Pleonasmus vorhanden ist, in so fern ein Begriff, der causative oder immediative, durch zwei Formen vertreten scheint. Es wird an folgenden Beispielen für alle diese Punkte: genügen, ohne dass es nöthig sein wird, sie im Einzelnen noch besonders hervorzuheben: divavtoms (in Verwunderung setzen, divams sich wundern), kajavtoms (abwerfen lassen, d. h. entkleiden, kajams werfen), karmavtoms (heissen, befehlen, karmams vorhaben, beginnen), kämevtems (versprechen, kämems glauben, vergl. dazu oben eine andere Effectivform kämdems bestätigen), keľ-mevtems (abkühlen, erkälten, keľmems frieren), koľgevtems (flössen, koľgevoms fliessen, flu-then auf dem Wasser, koľgems fliessen), komaytoms (neigen, niederlegen, komavoms, komams sich neigen), kulovtoms (tödten, kuloms sterben), lakavtoms (kochen transit., lakams kochen intr.), läpijavtams (würgen, erdrosseln, läpijams ersticken), lotkavtoms (Einhalt thun, lotkams aufhören), maštovtoms (zu Ende machen, vernichten, maštoms können, zu Stande bringen, maštovoms tüchtig, tauglich sein), molevtems (fuhren, gängeln, molems gehen), murdavtoms {zurückbringen, "bekehren, murdams zurück kehren), ortšavtoms (bekleiden, ortšams anziehen, sich bekleiden), petnevtems (tröpfeln transit., petnems triefen), pištševtems (müde machen, abmatten, pištšems müde werden), pitškavtoms (heilen transit., pitškams genesen), potavtoms

GEAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.29

(säugen, potams savgen), pravtoms (fallen lassen, zum Fallen bringen, prams fallen), rado-vavtoms (erfreuen, radovams sich freuen), riznevtems (betrüben, riznevoms traurig werden, l riznems trauern), sodavtoms (benachrichtigen, sodams wissen), sodijams (russig werden, sein, sodijavtoms russig machen), solavtoms (schmelzen transit., solams schmelzen intr., thauen), sovavtoms (hinein führen, aufnehmen, sovams eingehen), trud'avtoms (bemühen, trudams sich mühen), sornovtoms (erschüttern, sornoms beben), .tšaravtoms (schütteln, tšarams wanken), udovtoms (einschläfern, udoms schlafen), vajavtoms (versenken, vajams untersinken), valdov-toms (erhellen, valdovoms hell werden, valdoms leuchten), veľavtoms (umkehren, umwenden, veľavoms sich wenden, vel'ams sich drehen) u. a. -—Auch von Nominalstämmen kommt dieselbe Form des Zeitworts vor, und da ist dann theils das ihr zu Grunde liegende Medium ebenfalls wirklich im Gebrauch, wie käžejavtoms (erzürnen, käžejavoms zornig werden, von käž Zorn), theils ist es auch nur in der Vorstellung als Mittelglied zu ergänzen und dafür nur das Primi-tivum im Gebrauch, wie oben sodijavoms zu sodijams (von sod Buss), theils fehlt auch dieses, und es ist allein das Nomen nachzuweisen, oder es wird in der Bedeutung des Primitivs selbst wieder ein Derivatum gebraucht, z. B. naksavtoms (in Fäulniss bringen, naksado faul), wo-*-von naksadoms entweder als Primitivum anzusehen ist (nach § 28), oder als ein von der verkürzten Stammform naksa, wie in naksavtoms selbst, gebildetes Derivativ (nach § 31), tšev-tevtems (erweichen, tševte weich, wovon tševtemems weich werden, s. § 29), kštajavtoms (wichsen, bohnen, kšta Wachs), navozavtoms (düngen, navoz Dünger), oijavtoms (ölen, oi Oel), pilijavtoms (ohrfeigen, pile Ohr), syjavtoms (eitern, sy Eiter), u. a. — Was hier und an anderen Stellen vom Fehlen gewisser Wortformen gesagt ist, ist natürlich nur relativ zu verstehen, d. h. dass ich sie nicht nachweisen kann, weil sie mir nicht vorgekommen sind, womit nicht behauptet werden soll, dass sie überhaupt gar nicht vorhanden-seien, oder nicht, wie es die finnischen Sprachen so leicht erlauben, im Fall des Bedürfnisses jeden Augenblick in der Rede nach der Analogie gebildet werden könnten, wenn sie auch wirklich bisher noch nicht gehört worden wären.

-tams, -tams, -starns* -stoms (,-stems) sind Effectivsuffixe, welche ungleich seltener verwendet werden, als die zuletzt besprochenen, z. B. kośtams (trocknen, dörren, kośke trocken, vielleicht eine Diminutivform (nach § 20) statt koś, vergl. das wotjäkische kös), onk-stams (messen, onks Maass), veiketams (gleich machen, ebnen, veike gleich, ein), veľtams (bedecken, veľks Dach, Oberes, von der Wurzel vele, vergl. § 18), veńtams (ausstrecken, ve-nems sich strecken); — anokstams (bereiten, anok bereit), varganstams (Handschuhe strik-ken, vaŕgan grober Handschuh), viedkstams (gestehen, vied gerade, wahr) und uxvak-stoms (heirathen, uŕva Schwiegertochter), mit einem k verstärkt, viedstems (entschuldigen, rechtfertigen, gerade machen, vied gerade), madstems (niederlegen, madems sich niederlegen) u. a.

§ 36. -lems und -noms (nems) bilden von anderen Verben, primitiven 'sowohl wie abgeleiteten, sehr häufig gebrauchte Verba, für welche im Deutschen ein einfacher Ausdruck fehlt, und deren Sinn dort nur durch Umschreibungen wieder gegeben werden kann.

30F. J. WlEDEMANN,

Aus der Art, wie Mordwinen diese Verba in's Russische übersetzen ■— z. B. kandoms mit TamuTb, kandlems mit TacKaTt, nardams mit yrepeTb, nardlems mit yrapaTb — sieht man, dass sie mit diesen Verben denselben Begriff verbinden, wie andere finnische Völker mit ihren mit denselben Charakterbuchstaben gebildeten Verben, nämlich den von einem fortgesetzten, unbestimmt wiederholten, gewohnheitsmässigen Thun oder Leiden, während bei den relativen Stammverben derselben an ein einmaliges, auf eine einzelne Gelegenheit, einen einzelnen, bestimmten Fall beschränktes und damit abgethanes gedacht wird, ein Unterschied, zu dessen Bezeichnung manche andere Sprachen zum Theil verschiedene Tempusformen anwenden. Ob zwischen den beiden' Charakteristiken 1 und n noch ein Unterschied gemacht wird — wie es allerdings wohl vorauszusetzen ist — und welcher, das ist mir nicht möglich zu bestimmen. Die erste scheint den Ersanen allein eigen zu sein, wenigstens spricht Ahlquist in seiher Grammatik der mokscha-mordwinischen Sprache nicht davon bei Gelegenheit der Bildung abgeleiteter Verba, und auch anderswo ist sie mir in dem mokschanischen Wörterschatze, so weit ich davon habe Einsicht erlangen können, nicht vorgekommen, sondern scheint regel-mässig durch n vertreten zu werden. Die Endung -Denis findet Statt, wenn das Stammwort auf -ams mit vorhergehendem mouillirten Consonanten oder auf -ems ausging, -lems dagegen hat nicht die entsprechende harte Form neben sich, sondern bleibt sich überall gleich, also kandlems (von kandóms), jartslems (von jartsams) eben so gut wie śavoŕdlems (von śavoŕdems). Da ohne weitere Schwierigkeit diese frequentativen Formen von allerlei anderen Classen der Verba gebildet werden können und, obgleich sie ungemein häufig gebraucht werden, in der Regel ihre Bedeutung im Deutschen doch die des Stammverbs bleibt, so ist es unnöthig, hier noch Beispiele davon zu geben. Wichtig aber ist dabei diess, dass, wenn sie nicht von Primitivverben gebildet werden^ sehr gewöhnlich die Charakteristik des Derivatums, welches ihnen zu Grunde liegt, davor weggelassen wird, namentlich d und t, wenn auch dadurch die Hauptbedeutung des Zeitworts, ob causativ oder immediativ, verwischt wird, da das 1 oder n an sich diese nicht kennzeichnen. So ist z. B. azargalems (rasen = azargadoms), duraskalems (ťhörićht sein = duraskadoms) statt azargadlems, duraskadlems, veselgalems (fröhlich sein = veselgadoms), tšvorgalems (sich vermischen = tšovorgadoms) statt veselgadlems> tšovorgadlems, neželems (stützen ■= nežedems) statt nežedlems, eben so urwakslems (heirathen) st. urwastlems, livlems (hervorgehen lassen) st. livtlems, kravlems (verjagen) st. kravtlems, tonavlems (lehren) st. to-navtiems, aber auch regelmässig gebildet von tonavoms, also lernen. Diese Elision ist indessen bei den Ersa keineswegs so durchgehend, wie nach Ahlquist bei den Mokscha, sondern die vollständigen Formen werden eben so gut gebraucht.

§ 37. -sems (-tšems) bildet von Verbalstämmen Verba, welche das Verstärkte der Handlung bezeichnen oder das Vollendete, zum Abschluss Gebrachte an derselben hervorheben, und die man daher wohl Intensiva oder Perfecta nennen könnte. Im Deutschen haben wir zum Theil ihnen entsprechende Gomposita mit er- oder zer-. Die Endunģ -tšems tritt statt -sems einnnach ń und š. Einige Beispiele sind: tšalgsems (zertreten, tšalgams treten), tsavsems (erschlagen, tödten, tšavoms schlagen), kersems (abhauen, keŕams hauen, schlagen),

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.31

läksems [keuchen, hauchen, läkams aťhmen), läpštšems (quetschen, zerdrücken, läpšems drücken), mańtšems (verführen, mańams betrügen, versuchen) u. a.

§ 38. -kšnems, ein, wie es scheint, aus mehreren Elementen zusammengesetztes Suffix, das aber selbst doch auch wieder noch an Stämme von schon abgeleiteten Verben gehängt werden kann, bezeichnet^ dass man eine Handlung öfters thut, zu thun pflegt, Verba iterativa, z. B. mikšnens (handeln mit etwas, mijems verkaufen), jakakšnems (öfters gehen, zu gehen pflegen, jakams gehen), eben so kortlekšnems von kortlems, kortams (sprechen), kravtlekšneras von kravtlems, kravtoms (treiben), lemdnekšnems von lemdnems, lemdems (taufen), molekšnems von molems (gehen), noldakšnems vonnoldams (entlassen), pansekšnems von pansems, panems (treiben), pitškakšnems von pitškams (heilen), porkslekšnems von porkslems, porksems (zerbrechen), šľakšnems von Slams (waschen), tejekšnems od. teikšnems, teinekšnems von teinems, tejems (thun), uľnekšnems von ul'nems, ulems (sein), valgonokšnems von valgonoms, valgoms (hinabsteigen) u. a.

§ 39. -kslems. Zeitwörter dieser Form sind mir zwar nur ein Paar vorgekommen, so dass es nicht möglich ist, über ihre Bedeutung sich ein ganz sicheres Urtheil zu bilden, doch möchte man vielleicht nicht fehl greifen, wenn man dieses Suffix dem vorhergehenden gleich setzt, über dessen Bau es zugleich Aufschluss geben kann, in so fern jenes als ein zusammen gesetztes bezeichnet wurde. Beide scheinen nämlich zu bestehen aus ks (kš), wozu dann noch dort ń und hier ľ gefügt werden, welche schon aus § 36 als die gleiche Function erfüllend bekannt sind, und die Bedeutung eines fortgesetzten oder mehrmaligen Thuns liegt auch bei den beiden Verben dieser Form sehr nahe. Das eine ist nämlich kutakslems (handgreiflich liebkosen), von kutams (kitzeln), wozu aus der Evangelienübersetzung noch tekslems von te jems (thun) hinzukommt, L. VIII, 18. ista tekslink, koda tyń kultsqnado (kultsonyde) thut (nicht ein Mal, sondern überhaupt, immer) so, wie ihr gehört habt.

Will man versuchen, auch das ks (kš) noch weiter zu zerlegen, so bieten sich dazu vielleicht dar das s der Intensivverba (§ 37) und das k in kad und kavt (§ 32 und 33), welche in der Bedeutung ganz mit d und vt (§ 35) zusammen fallen, so dass auch aus ihnen das k als ein selbständiges Element auszuscheiden wäre.

§ 40. -todoms (tedems) enthält zwei Elemente, das effective t und das d in der Bedeutung wie § 31, so dass -todoms einigermaassen synonym wird mit -tovoms und ein «werden» ausdrückt, z. B. laznotodoms (platzen) von laznoms, lazoms (spalten transit.), käpetedems (aufstehen, sich aufmachen) von käpedems (aufrichten), tokatodoms (sich treffen, ereignen) von tokams (treffen, berühren), pekstatodoms in der Redensart oimem pekstatodź (meinAthem ist zugegangen, ich bin engbrüstig) von pekstams (zumachen, schliessen); von treskatodoms (mit Geräusch platzen) und matratodoms (erstarren, einschlafen von Gliedern) ist mir eine einfachere Verbalform nicht bekannt, das erste ist vom russischen TpecKaiocfe; von matedems ist mir die Medialform matedevoms (sich niederlegen) vorgekommen, synonym mit dem einfachen madems.

§ 41.:. Ausser, den bis hieher angegebenen Verbalformen sind nun noch eine grosse Menge anderer möglich dadurch, dass die Suffixe, welche dazu dienen die Bedeutung schon

32,F. J. WlEDEMANK,

vorhandener Verba zu modificiren, an die verschiedensten Verbalstämme gehängt werden können, wodurch öfters die Charakteristiken von zwei und drei Suffixen auf verschiedene Weise combinirt vorkommen. Das Nähere darüber im Abschnitt vom Verbum, da es hier nur darauf ankam, die einzelnen Suffixe selbst kennen zu lernen.

Die grosse Anzahl der aus dem Russischen entlehnten Verba endigt entweder auf ams, statt der russischen Infinitivendung aTfc, snb, irrt», oder auf jams statt des y, K) der ersten Person, z. B. božams (schwören, ÕOJKHTLCH), breďams (phantasiren, 6pe,pTL), divams (sich wundern, Awwrb), dumajams {denken, ÄyMaio), grozams (drohen, rposHTt), gul'ams, gul'ajams (spazieren, ryjiflTb, ryjiflio), katajams (rollen, KaTaio), kraśams (färben, KpácHTt), letśams (heilen, jrfeiHTL), maka-jams (winken, Maxaio), mutśams (quälen, Mywrb), osudams (verurtheilen, ocya,HTb) u. s. w.— Auch von solchen Verben können, da sie einmal die Form mordwinischer angenommen haben, wieder andere abgeleitet werden mit den vorhin genannten Suffixen, z. B. miŕavtoms (versöhnen) von mirams (sich versöhnen, MiipnTBca), ladsems (anpassen, anfügen) von ladams (passen, JtaflHTL).

§ 42. Suffixe zur Bildung von Partikeln. Das qualitative Adverb stimmt in der Form mit dem Elativ überein, oder, wenn man will, der Elativ der Adjective hat die Bedeutung des dazu gehörigen Adverbs, es endigt also auf -sto (ste), z. B. kurokšto (schnell)y parsto (gut), viedste (wahrlich), vańkste (rein), tombakasto (tief), šumbrasto (gesund), šož-dineste (leicht), von kurok, paro, vied, vańks, tombaka, šumbra, šoždine; seltener kommt so der Elativ von Substantiven vor, wie pežetste (unrecht) von pežet (Sünde), da dieser sehr gewöhnlich zu adverbialen Ausdrücken der Zeitbestimmung auf die Frage «wann» dient, z. B. ušodmosto (anfangs), pele veste (um Mitternacht), te škasto (damals). Wie das Suffix des Elativs, so dienen auch die der meisten anderen Casus zur Partikelbildung, bisweilen auch so, dass der Stamm des Wortes als Nominativ nicht im Gebrauch ist. Ueber die Bedeutung der einzelnen Suffixe bei der Partikelbildung vergleiche man das weiter unten von der Bedeutung der Casus Gesagte. Einige Beispiele sind folgende:

-do (de), Ablativsuffix, kovoldo (woher, von wo), mezde (warum), udaldq (von hinten), väŕde (von oben);.

-s, Illativsuftix, meis (warum, st.mezs, von meze, vergl. § 2), pots (herein), veikes (gleich);

-so (se), Inessivsuftix, koso (wo), malaso (nahe), tese (hier, da), toso (dort), valskese (morgens);

-sto (ste), Elativsuffix, kosto (von wo, woher), potsto (von Innen heraus), seste (da, dann, darauf), teste (von hier), tosto (von dort), ušosto (von aussen), seetste (vft, bisweilen); :;;. -■■

-ks, Prädicativsuffix, liaks (sonst, übrigens), meks (dass), seks (desswegen, denn);

-va, -gaj Prolativsuffix, kuva (wie), udalga(vow hinten), vaksga (vorüber), vasolga (fern), tarkava (hier und da).

Noch einige zur Partikelbildung dienende Suffixe, die vielleicht besser nicht zu den Casussuffixen gerechnet werden, sind folgende:

I

GRAMMATIK DEE EESA-MOEDWINISCHEN SPEACHE.33

y

-v, auch als Endung eines so genannten Lativs oder Approximativs angesehen, kov (wo hin), jinalav (nahe herbei), mekey (zurück), odov (von neuem), tov (dahin), usov (hinaus), vasov (weit hin)/kudov (nach Hause) ;y1j0)

-ška, aucB als Endung eines so genannten Comparativs angesehen, bezeichnet «so viel wie, so gross wie, etwa», alamoška (etwas), tśasška (etwa eine Stunde), nileńgämenška (etwa vierzig);

-ne, -t, auch als Endung eines so genannten Temporaiis angesehen, bilden zwar meistens Zeit- aber auch andere adverbiale Ausdrücke, wie škane [zu der Zeit), telne (im Win-ter), tšine (am Tage), vene (in der Nacht), onsne (im Traum), vaksne [in der Nähe), ekšne u (dabei, daneben), tšit (am Tage), vet (bei Nacht), tšokšnet (am Abend), veľt (sehr), peŕt (umher), vielleicht auch vasńa (zuerst, vorher), kardasna (draussen, im Hofe) mit etwas veränderter Aussprache (vergl. § 20); {/(WhtJfijMs-*

-do (de?) mit Verbalstämmen verbunden bildet Adverbe, welche eine Lage des Körpers, eine Stellung bezeichnen, wie komado (gebückt, in gebückter Stellung) von komams (sich bük-ken), ozado (in sitzender Stellung) von ozams (sitzen), pulźado (auf den Knien liegend) von pulźams (knien), śtado (stehend, aufrecht) von śtams (stehen). ^*- jS

Declination der Nomina.

§ 43. Die mordwinische Declination zeigt zwei Zahlen und eine unbestimmte Anzahl Casus, unbestimmt in so fern es bei manchen Wortformen willkürlich und ziemlich gleichgültig ist, ob man sie als Casus der Declination oder als Adverbe oder Adjective (vergl. § 17 und 25) ansehen will. Es ist in den anderen finnischen Sprachen nicht anders; auch da finden sich, je nach der Anschauung der Grammatiker, in der Declination bald mehr, bald weniger Casus. Will man bei der Unterscheidung zwischen Casus und Adverben, welche letztere selbst auch wieder grossentheils als Casus von Nominal- und Pronominal stammen erscheinen, ein Prinzip festhalten, so scheint es, dass man aus der Reihe der Casus wohl das ausscheiden könnte, was nicht in beiden Zahlen gleichförmig vorhanden ist, sondern nur von dem Singularnomen gebildet wird. Darnach behielte man für das Mordwinische ausser dem Nominativ, als Grundform, noch folgende Casus: Genitiv, Allativ, Ablativ, Illativ, Elativ, Inessiv, Prolativ und Prädicativ; über das, was man noch Vocativ, Accusativ, Approximativ (La-tiv), Dativ, Caritiv (Negativ), Temporaiis, Comparativ nennen könnte oder genannt hat, weiter unten.

§ 44. Eigentümlich, wenigstens in dieser Ausdehnung, ist dem Mordwinischen die Unterscheidung einer bestimmten und unbestimmten Form der Declination, was bei den verwandten Sprachen meist nur auf das Object des Satzes beschrankt ist. Gebildet wird die bestimmte Declination, wie in den scandinavischen Sprachen, durch eine Verschmelzung des Nomen mit dem Demonstrativpronomen, doch scheinen von dieser Verschmelzung nicht alle Casus

Mćmoircs ie l'Acad. Imp. des sciences, VHme Serie.5

II

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gleich gebräuchlich zu sein. Dass der Prädicativ fehlt, hat vielleicht seinen Grund in der Bedeutung dieses Casus selbst, aber auch andere Casus konnte ich nicht recht sicher von meinen Ersa zu Gehör bekommen, so nahe es ihnen auch gelegt wurde, sie zu gebrauchen. In dem Dialekt der Mokścha verhält es sich auf ähnliche Weise; auch da ist, wie aus Ahlquist's Darstellung hervorgeht, ein Theil der Casus anders gebildet als in der unbestimmten Declina-tion, offenbar nicht sowohl durch Flexion des Nominativstammes, als vielmehr durch Zusammensetzung. Das Genauere hierüber weiter unten. Wir betrachten hier zuerst die unbestimmte Declination.

§ 45. Der Nominativ des Singulars hat verschiedene Auslaute, sowohl consonantische als vocalische, der Nominativ des Plurals hat t, vor welchem die leichten Vocale o und e auch ausfallen können, also tśorat, vet, tšit, revet, kšet, kudot (kudt), tevet (tevt), ošt, kandolazt, rabotnikt, bojart von tśora (Sohn), ve (Nacht), tši (Tag), reve (Schaf), kše (Brot), kudo (Haus), teve (Thai), (Stadt), kandolaz (Sarg), rabotnik (Arbeiter), bojar (Herr). Die con-sonantisch auslautenden Wörter nehmen bisweilen einen Bindevocal an, o oder e, mit demselben Unterschiede wie vor dem ń des Genitivs (s. § 46), z. B. rodot, narodot, veŕgezet, kenk-šet von rod (Geschlecht), narod (Volk), veŕgez (Wolf), kenkš (Thür), doch hört man eben so gut auch kenkšt, veŕgezt, sogar rodt, narodt. Wörter auf n, ń verlieren diese Auslaute vor dem t, oder assimiliren sie, wenn man will (vergl. § 8), z. B. lomat, narmot, sumat, šaitat (od. lomatt, narmott, sumatt, šaitatt) von lomań (Mensch), narmoń (Vogel), sumań (Bock), šaitan {Teufel). Ein Theil der Ersa verwandelt in gleichem Falle das 1 in v, also kavt, skavt (od. kahvt, skahvt) st. kalt, skalt von kal (Fisch), skal (Kuh). Der Gebrauch des Nominativs als Subject oder Prädicat im Satze hat nichts Besonderes; ausserdem aber steht er unter Umständen auch statt eines der Sprache fehlenden besonderen Accusativs als Object, wovon weiter unten § 58.

§ 46. Die Endung des Genit. sing, ist ń, welches, wenn der Nominativ auf einen einfachen Vocal ausgeht, ohne Weiteres an diesen gehängt wird, z. B. avań, kšeń-, ombotseń, tšiń, kudoń von ava (Mutter), kše (Brot), ombotse (der andere), tši (Tag), kudo (Haus). Endigt dagegen der Nominativ auf oi, ai oder einen Consonanten, so wird vor dem ń ein Bindevocal angenommen, in der Regel o oder e, je nach dem Vocal der Endsylbe oder dem Schlusscon-sonanten des Wortes (vergl. § 11), also pazoń, bratoń, šaitanoń, mastoroń, salmoksoń, eikak-šoń, kandolazoń von paz (Ootť), brat (Bruder), šaitan (Teufel), mastor (Land), salmoks (Nadel), eikakš (Kind), kandolaz (Sarg), aber oień, rivezeń, vedeń, lomaneń, kesareń, kińazeń von oi (Oel), rives (Fuchs), ved (Wasser), lomań (Mensch), kesaŕ (Kaiser), kińaź (Fürst). Wenn in der Evangelienüberselzung statt o öfters a steht in russischen Wörtern, so ist das wohl theils der Rücksicht auf das a zuzuschreiben, welches der Genitiv dieser Wörter im Russischen annimmt, theils dem Schwanken des Auslautes überhaupt zwischen a und o, und es finden sich oft genug von einem und demselben Worte beide Formen zugleich, z. B. vinogra-dań (Math. 20, 1. 2.) und vinogradoń (20, 7.) von vinograd (Weinstock), Jakovań (22, 32.) und Jakovoń (27, 56.) von Jakov. Die Wörter auf i, bei denen schon der Nominativ daneben

GEAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.35

ie hat, bilden den Genitiv von dieser letzten Form, so ień von i, ie (Jahr), die auf ei, äi verkürzen diese in e, ä, z. B. sädeń von sädei (Herz).

Die Bildung des Genit. plur. ist noch einfacher; er fügt dem Nom. plur. die Endung neń hinzu.

Verba, welche einen Genitiv regieren in dem Sinne wie im Deutschen etwa, giebt es in den finnischen Sprachen überhaupt nicht, und wo im Mordwinischen der Genitiv von einem Verbum abhängig ist, da vertritt er, als Bezeichnung des näheren Objects, den der Sprache fehlenden Accusativ, wovon weiter unten. In der eigentlichen Bedeutung eines Genitivs steht dieser Casus also nur in Abhängigkeit von einem Nomen oder von Postpositionen, welche ja ebenfalls Nominalformen sind, zur Bezeichnung des Besitzes, der Hingehörigkeit, des Stoffes, woraus etwas besteht oder womit es angefüllt ist, z. B. kudoń veľtamo (das Dach des Hauses), tśora lomaneń (der Sohn des Menschen), salmoksoń pileń patšk (durch das Oehr einer Nadel), kandolazoń kenkš lanks (vor die Thür des Grabes), oľań tätań moń (den Willen meines Vaters), Mveń palmań (ein Thurm von Stein), tuvoń stada (eine Heer de Schweine), vakań vedeń (ein Becher Wasser). Daraus ergiebt sich der sehr gewöhnliche Gebrauch des Genitivs 1) als eines Adjectivs, nicht bloss immer eines solchen, das einen Stoff bezeichnet, sondern auch sonst, z. B. tätank tynk mäneleń (euer himmlischer Vater), paro präveń lomań (ein verständiger Mann), pokš lernen (berühmt) etc. (s. § 25); 2) statt eines zusammengesetzten Wortes, wie mastoroń sornovleme (Erschütterung der Erde, Erdbeben), kudoń azoro (der Herr des Hauses, Hausherr), svaďbań oďoža (Hochzeitskleid), umareń tšuvto (Apfelbaum), kŕakoń tšuvto (Dornstrauch). Aehnlicher noch einem zusammengesetzten Worte wird die Verbindung mit dem Genitiv, wenn dieser um das Casussuffix verkürzt wird, was nicht selten geschieht, wenn er unmittelbar vor dem regierenden Worte steht, z. B. ozamo tarka {Sitzstelle, Süz), oš eritśa (Stadtbewohner); dieselbe abgekürzte Form des Genitivs steht aber häufig auch vor den Postpositionen. Der Genitiv bei Verbalnomen kann sowohl das Object wie das Subject der Handlung bezeichnen, z. B. tejitśa oľań (der Thäter des Willens, der den Willen thut), atak-šoń moramodo ikele (vor dem Krähen des Hahnes, bevor der Hahn kräht), tši valgomsto (beim Untergehen der Sonne). Der objective Genitiv in solcher Verbindung, wie in dem zuerst angeführten Beispiel, kann übrigens auch wohl als Stellvertreter des Accusativs angesehen werden.

Eigenthümlich ist im Mordwinischen der Gebrauch des possessiven Genitivs in Verbindung mit dem Zeitwort «sein» oder einer Negation, um das deutsche «haben» und «nicht haben» auszudrücken ganz in derselben Weise, wie es im Magyarischen geschieht. Das den Genitiv regierende Wort, Object des Zeitwortes «haben», hat dabei regelmässig noch das Possessivsuffix und wenn der Genitiv nur ein Personalpronomen sein sollte, so begnügt man sich — wie auch sonst — häufig damit, die besitzende Person mit dem Possessivsuffix allein zu bezeichnen, z. B. moń araś miŕdem, mein Mann ist nicht (ich habe keinen Mann), minek ul'nez meľnek, unser Sinn war (wir hatten Lust), toń uľneźt väte miŕdet, ddne fünf Männer waren (du hattest fünf Männer), moń uli oľam, meine Macht ist (ich habe Macht), oimeń telazo lovažazojak

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araśt, eines Geistes Leib und Knochen sind nicht (ein Geist hat nicht Leib und Knochen), Irin uli, wessen ist (wer da hat), konań araś, wessen nicht ist (wer nicht hat), jartsamost araś ihr Essen, ihre Speise ist nicht (sie haben nichts zu essen), kämemenk uli, euer Glaube ist, (ihr habt Glauben). Das Zeitwort «bleiben» (liadan) st. «sein» mit derselben Construction drückt das deutsche «behalten» aus, z. B. eikakštneń liad tätast, die Kinder behielten ihren Vater nicht (eig. der Kinder Vater blieb nicht), wie eikakštneń araś tätast, die Kinder haben keinen Vater (der Kinder Vater ist nicht).

§ 47. Der Allativ fügt im Singular nen, im Plural nenen dem Nominativ derselben Zahl hinzu, also von den oben angeführten Genitiven heissen die Allative des Singulars avanen, kšenen, ombotsenen, tšinen, kudonen, oinen, paznen, bratnen, šaitannen, mastornen, sal-moksnen, eikakšnen, kandolaznen, rivesnen, vednen, lomańnen, kesaŕnen, kińaźnen, von den oben angeführten .Pluralnominativen die Allative tśoratnenen, vetnenen, tšitnenen, revet-nenen, kšetnenen, kudotnenen, oštnenen, kandolaztnenen, rabotniktnenen, bojartnenen, tevt-nenen, rodotnenen, narodotnenen, veŕgeztnenen, kenkštnenen, lomatnenen, narmotnenen, su-matnenen, šaitatnenen.

Der Allativ bezeichnet zunächst eine Annäherung oder Richtung irgend wohin, für die Präpositionen «nach, zu, auf, in, an», z. B. aźdo revetnenen, (geht zu den Schafen), putśt pe-tšat Mvnen (sie legten ein Siegel auf den Stein), stavtyze kandolaznen vanytśat (sie stellten Wächter an das Grab), tuź lomatnenen (er ging zu den Menschen), ozaźt nurtnen (sie setzten sich in den Schlitten), pongavtyze sumanenze tulonen (er hängte seinen Bock an einen Pflock), liseź lija miŕdenen (sie ging zu einem anderen Manne, d. h. sie heirathete), auch von der Zeit venen (zur Nacht, auf die Nacht), rožostvonen (zu Weibnacht)', der Allativ bezeichnet ferner die Absicht, den Zweck, wozu etwas geschieht, wie son kalmamonen moń anokstymim (sie hat mich zum Begräbniss zubereitet), potšt ramaźt patšalkstnenen (sie kauften Mehl zu Pfannkuchen)', — endlich noch vertritt der Allativ den Dativ, für welchen es keine besondere Form weiter giebt, in ähnlicher Weise wie in anderen Sprachen von verschiedenen Verben regiert, wie nevtan (zeige), anokstan (bereite), meŕan (messe), služan (diene), śukuńakšńan (nicke zu, grüsse), maksan (gebe), paro tejan (thue Gutes), pškaďan (antworte), jovtan (sage), kadan (erlasse, überlasse), karmavtan (befehle), eŕavi (es ist nöthig, gebührt), veiketan (mache gleich, vergleiche), terd'an (rufe zu, rufe), seeŕan (dass.), kajan (werfe zu), štavtan (offenbare), kardan (verbiete), pokoŕan (werfe vor) u. a., auch in etwas eigentümlicher Weise divan (wundere mich, erstaune*), oder von einem Nomen, wie žaľ (Schade, es ist leid), staka (schwer, schwierig), paro (gut), milostiv (gnädig, barmherzig), tšumo (schuldig), kartšo (zuwider, widrig), goŕa (Wehe), — oder statt der Präposition «für», um überhaupt zu bezeichnen, mit Rücksicht auf wen oder zu wessen Gunsten und Vortheil oder Schaden und Nachtheil etwas geschieht (Dat. commodi et incommodi). Hervorheben wollen wir hier noch speciell den Ge-

1) Zu der eigentlichen Allativbedeutung gehören vielleicht Fälle wie ińaldan (bitte), tokšan (rühre an

etwas, berühre), oznan (bete) und paznen oznomo (Gebet zu Gott).s

GKAMMATIK DEE EESA-MORDWINISCHEN SPEACHE.37

brauch des Allativs (als Dativ) 1) bei den Medialverben, um einen Potential auszudrucken, z. B. veśnen kandovi (es trägt sich für Jeden, ist Jedem tragbar), konanen kirdevi (für wen es erträglich ist, wer aushalten kann), paznen veś tejevi (Oott kann Alles thun), lomatnenen a tejevi (den Menschen ist es unmöglich) etc., und 2) beim Verbalnomen (Infinitiv) mit Auslassung des unpersönlichen eŕavi (es gebührt, ist nöthig), um ein «sollen» oder «müssen» auszudrücken, wie kosto lomańnen kše sajems (woher soll ein Mensch Brot nehmen), meze monen tejems (was soll ich thun); eben so gut und gewöhnlich ist übrigens der vollständige Ausdruck mit Hinzufügung des eŕavi. Noch eine Bemerkung, die sich auf den Allativ und zugleich auf den Illativ, Inessiv und Elativ bezieht, ist folgende. Die finnischen Sprachen gebrauchen diese Casus zum Theil auf eine eigenthümliche Weise, so dass die hier angegebene Bedeutung nicht immer mit der deutschen Uebersetzung der Redensarten, in welchen sie gebraucht werden, zusammenstimmt. Diess geschieht namentlich bei den Zeitwörtern, welche ein «bleiben oder lassen, zurücklassen» bedeuten, ferner wo das Resultat der Thätigkeit darin besteht, dass ein Gegenstand an einen Ort oder in eine Lage kommt, wo er sich vorher nicht befand, endlich bei dem Zeitwort «finden»; in den beiden ersten Fällen steht im Mordwinischen der Allativ und Illativ, im letzten der Elativ, während man nach der deutschen Frage «wo» überall den Inessiv erwarten würde, z. B. täštše mäneľśten liadź (der Stern blieb am Himmel), son liš-menze kardos kadyze i sońs gornitsas liadź (er liess sein Pferd im Stalle und blieb selbst im Zimmer), narmoń tšuvto pŕas, tšuvto taradatnenen, pizanzo teisazo (der Vogel macht sein Nest auf dem Baum, auf den Zweigen des Baumes), skaltne jomaźt virs (die Kühe verloren sich im Walde), kudos pŕanzo kekšize (er versteckte sich im Hause), pakśasto jarmak muin (ich habe auf dem Felde ein Geldstück gefunden) u. dergl. Diese Eigentümlichkeit bezieht sich natürlich auch nicht nur auf die Postpositionen, in so fern sie Nominalcasus sind (wie oben pŕas st. pŕaso), sondern auch auf die Adverbe, wie kosto (eigentl. von wo) te jarmaśt nmik (wo hast du dieses Geldstück gefunden, st. koso wo).

§48. Im Ablativ des Singulars sowohl wie des Plurals wird an den Nominativ desselben Numerus do oder de angefügt, mit demselben Unterschiede in Beziehung auf den Vocal dieses Casussuffixes, wie er bei dem oń oder eń des Genitivs beobachtet wird (vergl. § 46), z. B. avado, oďožado, tśorado, pazdo, eikakšdo, mastordo, Mvde, revede, tšide, sel'mede, lomańde, im Plural avatdo, oďožatdo, tśoratdo, eikakštdo, mastortdo, Mvtde, revetde, tšitde, sel'metde, lomatdo von den oben angeführten Wörtern.

Der Ablativ bezeichnet 1) zunächst eine Entfernung oder Trennung, also z. B. nach kar-dan (hindere), orgodan (fliehe), peľan (fürchte mich), razd'an (reisse ab), razdevan (trenne mich, reisse mich los), vanan (behüte), vizdiľgadan (schäme mich, scheue mich), asodyks tejan (ver-läugne), vasolo (weit), salava (heimlich); — 2) den Grund, die Veranlassung oder den Veranlasser von etwas, z. B. tšuvto raštamodo sodavi (ein Baum wird an der Frucht erkannt), man-dodo tšini (er läuft durch einen Stock, getrieben oder aus Furcht davor), ketśan tede (ich freue mich darüber), ukstaźt pelemde (sie schrien vor Furcht), avoľ antśak kšede živ uli lomań (der Mensch lebt nicht allein von Brot), pazdo te tejevi (das geschieht durch Gott); '■— 3) das

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Partitive, sowohl von Nomina wie von Zeitwörtern regiert (wie in manchen anderen Sprachen der Genitiv), z. B. kona mińdenek wer von uns, lamo kaldo viele Fische, lamo bedado tejevź es geschah viel Schaden, kšede jartsy, vinado simi er isst Brot, trinkt Wein, vinado simdems Wein zu trinken gehen, mit Wein bewirthen, jartsy ašodo, serni ravždo es isst Weisses, mistet Schwarzes (ein Räthsel «das Licht»); — 4) dasjenige, womit etwas erfüllt ist, also auch nach Maassausdrücken, zunächst verwandt der vorhergehenden Bedeutung, z. B. posuda peš-tšeź veľt pitnev oide ein Gefäss voll sehr kostbaren Oeles, śado onkst toiźurodo hundert Maass Weizen, funt sijado ein Pfund Silber, kudoś peškedź paro oień tšinede das Haus füllte sich mit dem Wohlgeruch des Oeles; — 5) bei Gomparativen den Gegenstand, mit welchem etwas verglichen wird, z. B. moleź moń meľga mońden viev der nach mir Kommende ist stärker als ich, oimeś pokš jartsamodo i kiśkeś ortšamodo das Leben ist wichtiger als die Speise und der Leib als die Kleidung u. dergl., in demselben Sinne auch bei manchen Postpositionen; — 6) den Gegenstand, von oder über welchen gesprochen, gedacht, gehört, gelesen, belehrt wird, wie marin tede ich habe davon gehört, lomań konado kortlitado der Mensch, von welchem ihr sprechet, meze tyń artsitado te lomańde was denkt ihr von diesem Menschen, ezide li lovnok voinado habt ihr nicht gelesen von dem Kriege, kevstleźt se jovkstodo sie fragten nach dieser Geschichte, altaź maksomodo tenk er versprach euch zu geben, mutavan od. mutavkšńan se lomańde ich werde irre an diesem Menschen, tonavtś minek lamodo er belehrte uns über Vieles; — 7) das Aequivalent, z. B. ramams od. mikšnems lamodo für Vieles (d. h. theuer) kaufen oder verkaufen, truditśa aštši es pandomodo der Arbeiter ist seines Lohnes werth.

§ 49. Der Illativ des Singulars endigt auf s, welches, wenn das Wort durch Personal suffixe wachst, vor Vocalen zu z wird, z. B. kudos, mastors, tols, utomos, veńšs, käds, ošs, seľmes, tarkas, veles von kudo {Haus), mastor (Land), toi (Feuer), utomo (Scheune), veńš (Boot), käd (Hand), (Stadt), seľme (Auge), tarka (Ort), vele (Dorf); im Illativ des Plurals kommt zu dem s des Singulars noch das Pluralzeichen t, also kudost, mastor st, utomost, veńšst, kädst, ošst, seľmest, tarkast, velest. Willkührlich ist ein euphonischer Vocal (o, e) vor dem Casussuffix, wenn eine zu harte Consonantenfolge entsteht, z. B. veńšes, Pl. veńšest, ošos, Pl. ošost, umgekehrt werden aber auch wohl die Endvocale o und e vor dem s elidirt, also z. B. kuds, utoms, seľms..

Der Illativ bezeichnet 1) den Ort, in welchen ein Gegenstand eingeht, wie sovaźt veńšs sie stiegen in das Schiff, praź tols er fiel in's Peuer, orgodźt ošost i velest sie flohen in die Städte und Dörfer, noldyze veds er Hess ihn in's Wasser hinab, meľs saź es kam in den Sinn, fiel ein; — 2) den terminus ad quem, wobei der Elativ sein Correlativ (terminus a quo) ist, z. B. tšuvto kośkś koreńs der Baum verdorrte bis auf die Wurzel, sireste sires von einem Bande zum anderen, kraiste mäneleń ombotse krais von einer Himmelsgegend zur anderen, daher steht er auch bei Verben, welche «berühren, anstossen, fassen» bedeuten, z. B. tokaź* pes oďožanzo sońze sie berührte den Saum seines Kleides, moń piľgem tombavź Kävs mein Fuss stiess an einen Stein, saize sońze käds er fasste ihn an der Hand; — 3) auf die Zeit übertragen ebenfalls einen terminus ad quem, oder die Zeit, innerhalb welcher oder auf wie

GEAMMATIK DEK EESA-MOEDWINISCHEN SPEACHE.39

lange etwas geschieht, wie konanen kirdevi pes, vanovi wer bis zum Ende ausharren kann, wird gerettet werden, pinges auf ewig, tšetšeń tšis bis auf den heutigen Tag, se škas bis zu der Zeit, uľneź toso ińazoroń kulomzonzo er blieb da bis zum Tode des Königs, tuź kuvat škas er ging fort auf lange Zeit, kolmo tšis teisa binnen, innerhalb, in drei Tagen werde ich es machen, daher auch kulomos tšavan ich schlage todt (eigentl. bis zum Sterben); — 4) endlich figürlich auch den Zweck, die Bestimmung, den Preis, z. B. veŕze sońze valnoź kadomos pežetneń sein Blut ist vergossen zur Vergebung der Sünden, te tejevi sońze pamatzenze das geschieht zu seinem Andenken, mon maksan tent kaźmes ich gebe dir zum Geschenk, lišme mikšnevi kämen valksos ein Pferd ist feil für zehn Eubel.

§ 50. Der Elativ endigt im Singular auf sto oder ste, je nach der Natur des Wortes (vergl. § 46), und der Plural fügt zu diesem Suffix noch das Pluralzeichen t, also von den vorhin angeführten Illativen kudosto, mastorsto, tolsto, utomosto, veńsste, kädste, ošsto, seľ-męste, tarkasto, veleste, im Plural kudostot, mastorstot u. s. w. Ein Vocal (o, e) wird vor diesem Casussuffix wohl nie angenommen, aber die Elision des Endvocals o oder e davor hört man wohl, z. B. kudsto, seľmste.

Die Grundbedeutung des Elativs ist die der Entfernung, des Hervorgehens aus etwas, z. B. staź onsto er erwachte aus dem Schlafe, liseź vedste er kam aus dem Wasser heraus, or-tyze sońze sadsto sie warfen ihn zum Garten hinaus, salyze odbžaśt gorobijasto sie stahlen das Kleid aus dem Kasten u. s. w., doch wird er auch sehr häufig in ganz gleichen Fällen und im gleichen Sinne wie der Ablativ gebraucht, z. B. lamot saźt vostoksto i tši valgomsto Viele kamen von Osten und Westen her, pitškaź ormasto er genas von der Krankheit, so bei kevstan (fordere), orgoďan (fliehe), peľan (fürchte mich), vizd'an (scheue, schäme mich), otkazan (sage mich los, verläugne) u. a. (vergl. § 48), ferner tonavl'an (lerne von Jemand), divaso uľan (bin verwundert), primer sajan (nehme ein Beispiel), ranat peeľste die Wunden von dem Messer, pisiste palaź es verdorrte durch die Hitze, ketśamosto vor Freude, mutśavź ormasto er wurde geplagt von Krankheit, (vergl. § 48, 2), makssyze deśa-tinaśt śurosto sie zahlen den Zehnten vom Getreide, a karman jartsamo pakśan raštamosto ich werde nicht essen von der Frucht meines Feldes (vergl. § 48, 3). Dass der Elativ den ter-minus a quo bezeichnet, wurde schon oben (§49) bemerkt, z. B. se škasto von dieser Zeit an, te tšiste seit diesem Tage, od pingste moń seit meiner Jugend, vostoksto tši valgams von Osten nach Westen, sireste sires mäneleń von einem Bande des Himmels bis zum, anderen. In Zeitbestimmungen steht äusserdem der Elativ sehr gewöhnlich noch auf die Frage «wann», also sę škasto, te tšiste auch «zu dieser Zeit», «an diesem Tage», eben so onsto im Traum, tšokšneste am Abend, nedľa tšiste am Sonntag, subbotasto am Sonnabend, te veste in dieser Nacht, ušodomsto Anfangs, kolmotse tšiste am dritten Tage, kolmo iste in drei Jahren u. s. w. — Dem Russischen nachgebildet ist es vielleicht, wenn der Elativ auch den Stoff bezeichnet, woraus etwas besteht, statt des Genitivs, und dass das Suffix des Elativs zugleich zur Adverbialbildung dient, ist an seiner Stelle bemerkt worden. Ein solcher adverbialer Gebrauch des Elativs scheint es auch zu sein, wenn er bei Zeitwörtern der Bewegung nicht den Aus-

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gangspunkt bezeichnet, sondern mehr gewissermaassen die Weise, z. B. kenkšste sovaź er trat zur Thür hinein, kuztimasto kuzi er steigt die Leiter, an der Leiter, hinauf, u. dergl. Derselbe Gebrauch des Elativs ist auch in anderen finnischen Sprachen.

§51. Der Inessiv hat das Suffix so (se), welches ganz auf dieselbe Weise behandelt wird, wie das Suffix sto (ste) des Elativs, es heissen also die Inessive der im § 50 genannten Wörter: kudoso (kudso), mastorso, tolso, utomoso (utomso), veńšse, kädse, ošso, seľmese (sel'mse), tarkaso, velese, im Plural kudosot (kudsot), mastorsot, kädset, sel'meset (sel'm-set) u. s. w.

Als Correlativcasus zu den beiden vorher genannten bezeichnet der Inessiv zunächst 1) den Ort auf die Frage «wo», und auf die Zeit übertragen die Zeit auf die Frage «wann», z. B. ošso eri er wohnt in der Stadt, kiiloź es tšatšmo mastorsonzo er starb in seinem Vaterlande, vajaźt vedse sie ertranken im Wasser, tombakasto uľneź modaso es war tief in der Erde, pitškaź samoi se tśasso er genas in derselben Stunde, od kovso son seredi beim Neumond ist er krank, sońze škaso zu seiner Zeit, ne tšitnese in jenen Tagen u. s. w.; — 2) er dient, wie im Finnischen und Ehstnischen der Adessiv, als Instrumental, um zu bezeichnen, womit oder wodurch etwas geschieht, z. B. mon lemd'tadiz tynk vedse ich taufe euch mit Wasser, kaŕksaź kšna kaŕksso er war gegürtet mit einem Ledergurt, nevtś kädse lomatneń lanks er zeigte mit der Hand auf die Menschen, kulomoso son kulozo er sott (durch den Tod) des Todes sterben, paznen služi oznomoso i postso er dient Gott mit Gebet und Fasten, son veľtimim odbžasonzo er bedeckte mich mit seinem Kleide, lomań avańks oimse kirdeź ein von einem unreinen Geiste gehaltener Mensch {ein Besessener), hieher gehören eben so noch nistsei jarmakso arm an Geld, raštamosonzo sodavi tsuvto an der Frucht ist der Baum zu erkennen, avol mon tšumojan te bedaso ich bin nicht schuldig an diesem Unglück, peštšeź po-suda vedse nachdem er em Gefäss mit Wasser gefüllt hatte, eŕdekstitan tońt tätasot i avasot ich beschwöre dich bei deinem Vater und deiner Mutter, božan pazso ich schwöre bei Gott etc.

§ 52. Der Prolativ endigt nach einfachen Vocalen auf va, nach Consonanten und Diphthongen auf ga, welches nach den starken Consonanten (p, t, k, s, š) dem Laute nach auch ka geschrieben werden könnte, der Plural wird, wie bei den vorhergenannten Casus, durch Hinzufügung des t gebildet, z. B. potmova, tšopodava, valdova, tarkava, kudova, pil'geva, veleva, pingeva, kiśkeva, pŕava, mastorga, peeľga, kädga, kenkšga, ošga, tśasga, lastga, kľapga (kenkška, oška, tśaska, lastka, kľapka), sädeiga, im Plural velevat, ošgat etc. von potmo (Inneres), tšopoda (Dunkel), valdo (Licht), tarka (Ort), kudo (Haus), piľge (Ohr), vele (Dorf), pinge (Zeit, Alter), kiśke (Leib), pŕa (Kopf), mastor (Land), peel (Messer), käd (Hand), kenkš (Thür), (Stadt), tśas (Stunde), last (Macht), kľap (Schlinge, Oese), sädei (Herz). Die auf ein einfaches i ausgehenden Wörter, wie ki (Weg), schieben vor dem Prolativsuffix noch ein a ein, also kiava, und wenn die auf einen einfachen Vocal ausgehenden Wörter verkürzt ausgesprochen werden, welche Aussprache eben so hier wie bei den vorher genannten Casu/s vorkommen kann, so ändert sich darnach erklärlich auch das Suffix, da der Unterschied zwi-

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.41

sehen dein ga und va eben nur ein euphonischer ist, z. B. moramga von moramo (Gesang) statt moramova.

Der Prolativ bezeichnet eine Bewegung durch, längs, an, über etwas hin, eine Verbreitung in oder durch etwas, in figürlicher Bedeutung auch eine Gemässheit, Angemessenheit, z. B. avoľ kenkšga sovi a lia tarkava er geht nicht durch die Thür hinein, sondern an einer anderen Stelle, kiava jakynek wir gingen den Weg entlang, nurdso moTź pakśava er fuhr mit einem Schlitten an dem Felde hin, kotso tapaŕdez kiśkeva mit einem Laken verhüllt über den Leib, lomat ozadoź tšopodava Leute, die im Finstern sitzen, jovtyze velevat er erzählte es überall in den Dörfern, maŕavks sravleź veś mastorga das Gerücht verbreitete sich durch?s ganze Land, iľado sudak langava urtheilt nicht nach der Oberfläche (nach dem Aeusseren, dem Schein). Zahlwörter in diesem Casus bezeichnen eine Eintheilung in so viel Theile, z. B. jav-nyze nileva sie theilten es in vier Theile. Oefters kann der Prolativ auch durch einen adverbialen Ausdruck gegeben werden, wie salava (heimlich), valdova (öffentlich), potmova (innerlich), tarkava (hier und da) u. a.

§ 53. Der Prädicativ endigt wie im Ehstnischen auf -ks, wozu im Plural wieder das t hinzukommt, bei zu harter Consonantenhäufung wird, wie beim Illativ, ein Bindevocal eingeschoben, z. B. tonavlitśaks, slugaks, tšuvtoks, kšeks, vasińtseks, telaks, kudoks, tśoraks, veikeks, gospodoks, pokšoks, kińazeks, im Plural tonaγlitśakst u. s. w., von tonavlitśa (Schüler), sluga (Diener), tšuvto (Baum), kše (Brot), vasińtse (erste), tela (Leib), kudo (Haus), tśora (Sohn), veike (ein), gospod (Herr), pokš (gross), kińaź (Fürst).

Im Gebrauch stimmt der mordwinische Prädicativ mit dem ehstnischen überein, d. h. er entspricht dem finnischen Prädicativ und Essiv zugleich, und er drückt also aus, wozu etwas wird (in Wirklichkeit oder in der Vorstellung), wozu oder als was etwas dient oder da ist, z. B. tejevi tšuvtoks es wird ein Baum, nemoit tejevźt kortlitśaks Stumme wurden sprechend, mon teiďadiz tynk lomań-kundytśaks ich werde euch zu Menschenfischern machen, min lov-nynik sońze manitśaks wir nannten ihn einen Betrüger, miŕde i nize ve telaks uľnezt Mann und Weib sollen ein Leih sein, koli nistseiks vel'avdado wenn ihr arm werdet, ton sede lamo a maštovat liadoms tonavlitśaks du kannst nicht länger Schüler bleiben, es pŕanzo vadŕaks nevtlisazo er stellt sich gut an, arsize ozavtoms sońze ińazoroks sie wollten ihn zum König einsetzen, kodamoks ton putlevat wozu machst du dich, für wen hältst du dich, kadyze syńst urosks er Hess sie als Waisen zurück, tehterenze maksyze sonenze kozikaks er gab ihm seine Tochter zum Weibe, inžeks molz er ging als Gast, zu Gaste.

§54. Die bestimmte Declination entsteht, wie schon oben bemerkt wurde, durch Verschmelzung der Casussuffixe mit dem Demonstrativpronomen, die Charakteristik des Singulars ist also ein ś (von se dieser), des Plurals ein ne (diese), wobei jedoch sehr häufig das Demonstrativpronomen selbst noch davor gesetzt wird, gerade wie zu den mit Personalsuffixen versehenen Substantiven noch das Personalpronomen. Im Singular wird im Nominativ dem Grundworte oder dem Nomin, sing, der unbestimmten Declination ś angehängt, in derselben Weise wie das s des Illativs der unbestimmten Declination (vergl. § 49), also kudoś, lįšmeś,

łlemoires de ľAcad. Imp. des sciences, Vllme Serie.Q

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kiś, lomańś, mastorś, valś, eikakšoś von kudo(Haus), lišme(Pferd), ki(Weg), lomań(Mensch), mastor (Land), val (Wort), eikakš (Kind), der Genitiv fügt zu diesem s noch ein t, also ku-dośt, lišmeśt, kiśt, lomańśt, mastorśt, valśt, eikakšośt, der Allativ dazu noch en, also kudośten, lišmeśten, kiśten, lomańśten, niastorśten, valśten, eikakšośten. Für die folgenden Casus habe ich zwar gehört z. B. Ablat. kudodoś, Illat. kudozoś, Elat. kudostoś, Iiiess. kudosoś, Prolat. kudovaś, doch scheinen sie fast so gut wie ungebräuchlich zu.sein, und man begnügt sich mit diesen Casus der unbestimmten Declination oder setzt ihnen das Demonstrativ vor; der Prädicativ kann schon seiner Bedeutung wegen nicht wohl vorkommen. Der Nominativ des Plurals hängt demselben Casus der unbestimmten Declination das Pronomen ne an, also ku-dotne, lišmetne, kitne, lomatne, mastortne, valtne, eikakštne von den oben angeführten Wörtern. Dieser Nominativform werden dann weiter die Casussuffixe angehängt, ganz wie im Singular der unbestimmten Declinalion, also z. B. Genit. kudotneń, Allat. kudotnenen, Ablat. kudotnede, Illat. kudotnes, Elat. kudotnest, Iness. kudotnese, Prolat. kudotneva.

Für den Genitiv und Allativ des Singulars kommen mundartlich auch die Formen ku-dońt, kudońten vor, welche auch die Evangelienübersetzung neben den oben angegebenen hat. Sie zeigen als demonstrativen Charakterbuchstaben statt des ś ein t (von te jener), welches an den Genitiv der unbestimmten Declination angefügt wäre, und sind an sich also eben so richtig und etymologisch gerechtfertigt. Für Genit. und Allat. des Plurals, welche mit denselben Casus der unbestimmten Declination gleich lauten, sollen — nach fremder Angabe — auch die Formen kudotnenes (kndotneneś?) und kudotsten gelten, die ich nicht gehört habe, und an die ich eben keinen grossen Glauben habe, da aie Quelle, aus der sie stammen, eine sehr unzuverlässige ist.1) Für den Allativ giebt v. d. Gabelentz nach der Evangelienübersetzung noch die Form kudonsten, die aber durch ihre Quelle eben so wenig gesichert scheint; sie ist wohl eher der Allativ des mit dem Personalsuffix der dritten Person verbundenen Substantivs.

Dieselben Genitiv und Allativ des Plurals sind, wie sie oben angegeben worden, mit denen der unbestimmten Declination gleich lautend, und auch statt der folgenden Casus der unbestimmten Declination scheinen die der bestimmten promiscue gebraucht werden zu können und viel gewöhnlicher gebraucht zu werden. Für den Mokschadialect des Mordwinischen fehlen, nach Ahlquist's Angabe, im Plural der unbestimmten Declination ausser dem Nominativ alle anderen Casus in besonderer Form und werden durch die der bestimmten Declination ersetzt.

§55. Nach dem oben Gesagten wird man nicht erwarten können, dass die Sprache überall einen Unterschied zwischen bestimmter und unbestimmter Declination consequent festhallen oder auch nur im Stande sein sollte festzuhalten. Bei den mit Personalsuffixen versehenen Nomina, welche an sich schon etwas Determinatives haben und in den verwandten Sprachen zum Theil eine Art bestimmter Declination bilden, fällt dieser Unterschied ohnehin ganz weg. Im Allgemeinen kann über Bedeutung und Gebrauch der bestimmten Declination Folgendes bemerkt werden. 1) Ein davor stehendes Demonstrativpronomen erfordert meist

1) Die oben am Ende der Einleitung erwähnten Nachrichten über die Mordwinen von A. Wald.

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.43

das Nomen in der bestimmten Declinationsform, wenigstens in den gebräuchlichsten Casus desselben, z. B. ne tšitnese in diesen Tagen, te goloi dovaś diese arme Wittwe, saź" se tarka-śten er kam an jenen Ort, te lomańśt marto lisin mit diesem Manne bin ich gekommen, te tśuvtośt kerink haut diesen Baum ab etc., dagegen se kudoso ata eŕaź in diesem Hause lebte ein alter Mann, kravtymiz se mastorsto sie haben uns aus diesem Lande vertrieben u. dergl. — 2) Wenn ein Gegenstand schon vorher genannt und besprochen und daher als bekannt vorauszusetzen ist, so steht er auch ohne Demonstrativpronomen in der bestimmten Declinationsform, welche in diesem Falle unserem bestimmten Artikel entspricht, z. B. kijak a polady od panks tašto oďožanen; od panksoś razdevi oďožado Niemand setzt einen neuen Lappen auf ein altes Kleid; der neue Lappen reisst vom Kleide, eí kulok tehterś das Mädchen (von dem früher die Rede war) ist nicht gestorben, rives aštši stoga pŕaso, molz malazonzo veŕgez;... tuź veŕgeześ, kandź kepter... valgź riveześ stogaśt pŕasto, meŕź veŕgeześten: śulmasa kep-terśt pulozot ein Fuchs sitzt auf einem Heuschober, ein Wolf Team zu ihm;. ..der Wolf ging, brachte einen Korb... der Fuchs stieg vom Heuschober herab, sprach zu dem Wolf: ich werde den Korb an deinen Schwanz binden. — 3) Eigennamen scheinen ohne Unterschied sowohl in der bestimmten wie in der unbestimmten Form gebraucht werden zu können.

§ 56. Wie die Sprache an Casusformen nicht Alles so verwendet, wie es geschehen könnte, auf ähnliche Weise verhält es sich auch mit den Numeri, indem sie es vielfach unter-lässt, den Plural zu gebrauchen, wo er doch ohne Schwierigkeit gebildet werden könnte und wirklich vorhanden ist. Dabei sind verschiedene Fälle zu unterscheiden. 1) Ueber den Gebrauch des Singulars bei Numeralien s. weiter unten. — 2) Der Casus ist schon seiner Bedeutung nach der Art, dass es mehr nur auf Bezeichnung des Gattungsbegriffes überhaupt ankommt, als auf die der Individuenanzahl. Von dieser Art ist der Prädicativ, -welcher nur sehr ausnahmsweise im Plural zu Gehör kommen mag. Wenn der Mordwine z. B. sagt «lomat veŕgezeks. (nicht veŕgezekst) pŕanst teisyze Menschen verwandeln sich in Wölfe», so findet er es eben nicht nöthig, eine Vielheit von Wölfen auszudrücken, sondern in mehr abstracter Weise nur den veränderten Zustand, in welchen die Menschen übergehen; eben so ist bei «mon tink a lovno-tadiz slugaks ich betrachte euch nicht als Diener» nicht an eine Anzahl von Dienern, sondern nur an den Stand überhaupt gedacht. — 3) Abgesehen von der Casusbedeutung gebrauchen noch sonst die Mordwinen häufig den Singular, wo Deutsche und manche Andere den Plural wählen würden; die eine Nation denkt sich eine Mehrheit von Individuen, wo die andere nur einen Collectivbegriff oder eine Stoffbezeichnung sieht, wie auch ein Russe oder Engländer nur einen Singular sieht und gebraucht, wenn wir sagen «der Bach hat einen Ueberfluss an Fischen». So sagt man im Mordwinischen gerade wie im Magyarischen z. B.paz, peštšik kar-dazon lišmede, skaldo, revede, säjado Gott, fülle meinen Stall mit Pferden, Kühen, Schafen, Ziegen, lazoso veitams mit Brettern decken, tšuvto jutks buka pongź ein Ochse ist zwischen Bäume gerathen (Räthsel: der Ofen), pevse tšikardams mit den Zähnen knirschen, kädga i piľgeva śulmaźoľ piksse er war an Händen und Fassen gebunden mit Stricken {vergl. unser

«mit Hand und Fuss dagegen sein»), gornitsa peškse lomańde das Zimmer ist voU Menschen,

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tarkava án Orten (d. h. hier und da) u. a. m. — 4) Wenn das "Nomen mit Personalsufii*én ver sehen ist, so wird überhaupt zwischen dem Singular und Plural desselben fast gar kein Un terschied gemacht (vergl. unten § 70). — Nach einem Idiotismus der Sprache kommt auch das Gegenlheil vor, der Plural statt des Singulars. Wenn nämlich von zwei Subjecten in Ge meinschaft etwas ausgesagt wird, so stehen^sie nach einem eigentümlichen Sprachgebrauch beide im Plural, obgleich sie doch eigentlich zusammen erst einen Plural bilden, z. B. ošso eŕaźt ľaläit sazort in einer Stadt lebten Bruderbund Schwester, syń miŕdet kozikat tago ku- dozost molzt sie gingen, Mann und Frau, wieder, in ihr Hau§. Auch bei den Westünnen fin det sich in diesem Falle eine eigenthümliche Ausdrucksweise, nämlich der Infinitiv statt des Nominativs. So sagen die Ehsten z. B. Matsi Tõnist jõid wêl kannu põhjast õlle ära Mats und Tönnis tranken noch zusamvmeri das Bier aus dem Boden der Kanne, kui teie öde ja wenda nenda jäte, wenn-ihr, Bruder und Schwester/so bleibt u. dergl. ■s .

§ 57. Zur Uebersicht der Declination lassen wir hier noch zwei Paradigmen folgen, eins für die Suffixe mit dem o, das andere für die mit dem e.

Singular. Singular.

Unbestimmt. Bestimmt. Unbestimmt. Bestimmt.

Nom. kudo (Haus) kudoś lišme (Pferd) lišmeś Genit. kudoń ; kudośt lišmeń íišmeśt Allat. kudonen kudośten M+ • lišmenen lišmeśten Ablat. kudodò (kudodoś) lišmede . (lišmedeś) Illat. kudos (kudozoś) lišmes (lišmeześ) Elat. kudosto (kudostoś) lišmest (lišmesteś) Iness. kudoso (kudosoś) lišmese (lišmeseś) Prolat. kudova (kudovaś) lišmeva (lišmevaś) Prädic. kudoks » lišmeks v »

Plural. Plural.

Nom. kudot kudotne lišmet lišmetne Genit. kudotneń kudotneń lišmetneń lišmetneń Allat. kudotnenen kudotnenen lišmetnenen lišmetnenen Ablat. (kudotdo) kudotnede (lišmetde) lišmetnede Illat. (kudost) kudotnes (lišmest) lišmetnes Elat. (kudostot) kudotnest (lišmestet) lišmetnest Iness. (kudosot) kudotnese - (lišmeset) lišmetnese Prolat. (kudovat) kudotneva (lišmevat) líšmetneva Prädic. (kudokst) / » (lišmekst) » § 58. Es erübrigt zum Schlüsse dieses Abschnitts von der Declination der Nomina noch etwas über die oben § 43 erwähnten Casus zu sagen, die in das vorstehende Paradigma nicht aufgenommen sind.

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE. X45

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Einen besonderen Vocativ mit eigenthümlicher Endung giebt es nicht. Man gebraucht statt seiner im Mordwinischen, wie in den verwandten Sprachen, entweder den blossen Nominativ oder denselben Casus mit dem Possessivsuffix der ersten Person.

Den Accusativ anderer Sprachen als Objectcasus, welcher fast allen finnischen Sprachen fehlt, drückt man im Mordwinischen theils durch den Nominativ, theils durch den Genitiv aus, aber mit, genauer Unterscheidung. Der deutsche Accusativ wird durch den Genitiv ausgedrückt, wenn der Gegenstand ein bestimmter ist, also auch immer, wenn das Wort Possessivsuffixe hat oder der bestimmten Declination angehört, durch den Nominativ, wenn er ein unbestimmter ist, also wenn das Wort zur unbestimmten Declination gehört und im Deutschen keinen oder nur den unbestimmten Artikel haben würde. Den bestimmten Accusativ regiert dann regelmässig das objective, den unbestimmten das subjective Verbum, z. B. muź lišme er fand ein Pferd, aber muize lišmenze, lišmenst, lišmeśt er fand sein Pferd, ihr Pferd, das Pferd, narmoń teji piza der Vogel macht ein Nest, aber narmoń teize es pizanzo der Vogel machte sein Nest, alt jartsyn ich ass Eier, surka altneń, sarastneń alost sevinze der Marder hat die Eier, die Eier der Hennen verzehrt, u. sv. w. Eine scheinbare Ausnahme findet bei den Infinitiven und Participen Statt, welche als Nomina das von ihnen abhängige Object natürlich nicht im Nominativ, sondern immer im Genitiv zu sich nehmen, mag es ein bestimmtes oder ein unbestimmtes sein, z. B. tuź lišmeń väšneme er ging ein Pferd suchen (eigentl. zum Suchen eines Pferdes), karmaź jovksoń jovtamo er fing an eine Geschichte zu erzählen (die Erzählung einer Geschichte), karman narmoneń kundamo ich will einen Vogel fangen u. s. w. —^JEs darf indessen nicht verschwiegen werden, dass von den hier angegebenen Regeln nicht nur in der Evangelienübersetzung, welche freilich in Sachen der Syntax keine Autorität ist, häufig Ausnahmen vorkommen, indem der Genitiv der unbestimmten Declination auch ausser den angegebenen Fällen als Objectcasus gebraucht wird, sondern auch der in der Einleitung erwähnte Makarius als einen Unterschied beider Dialecte diess hervorhebt, dass die Ersa den unbestimmten Genitiv auf die Frage «wen» gebrauchen, die Mokscha den Nominativ. Aber denn-noch wird man kaum umhin können, einen solchen Gebrauch des Genitivs, wenn er auch nicht geläugnet werden kann, doch nur für einen Missbrauch zu halten, zu dem das häufige Zusammenfallen des Genitivs und Accusativs im Russischen Veranlassung geben mag; und dass gar in einem solchen Stücke sich zwei Dialecte einer Sprache unterscheiden sollten, erscheint vollends schwer glaublich.

Bei den Pronomen und Zahlwörtern, welche keine doppelte Declination haben, wie die Nomina, wird der deutsche Accusativ durch den Genitiv und auch den Nominativ ausgedrückt, je nach dem darunter etwas Bestimmtes oder etwas Unbestimmtes, Allgemeines gedacht ist, wovon weiter unten.

Approximativ (Lativ in der Mokschagrammatik von Ahlquist) hat man eine auf v , (ov, ev) ausgehende Wortform genannt, welche die Richtung irgend wohin ausdrückt. Da sie indessen nur vom Singular gebildet wird, während doch, wenn sie als ein wirklicher Casus sollte angesehen werden können, ihr auch, wie bei den übrigen, eine Pluralform entsprechen

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sollte, so scheint es mir angemessener, sie als ein Adverb anzusehen, wie man es z. B. mit den griechischen oíxoi, "žúpaCe u. a. thut, um so eher, da manche Adverbe dieser Form vorkommen, deren Stamm als Substantiv wohl überhaupt gar nicht im Gebrauch ist, eben so wie von dem Casus, welchen Ahlquist in seiner Grammatik der Mokschasprache Locativ nennt, aber aus eben dem oben angeführten Grunde auch nicht in das Declinationsschema aufgenommen hat, so wenig wie seinen Temporaiis (s. unten). Beispiele davon sind: alov hinab, nach unten, ikelev voraus, jonov herbei, hinzu, ve jonov bei Seite, kov wohin, malav nähe herzu, mekev zurück, tov dahin, udalov nach hinten, ušov hinaus, vasov weit hin, weit weg, und von einem noch gebräuchlichen Nomen gebildet, wo diese Wortform ganz der Analogie des Genitivs folgt, z. B. odov aufs Neue, von Neuem, kudov nach Hause, mastorov iris Land, pev zu Ende, ošov zur Stadt, virev in den Wald, pakśav aufs Feld u. a. — Zu vergleichen ist hiermit das magyarische Suffix va (ve), das auch zur Bildung von Verbal- und anderen Adverberi dient, die zum Theil den mordwinischen ganz ähnlich sind, wie hova {wohin), mordwinisch kov.

Einen besonderen Dativ, so nöthig er anderen Sprachfamilien scheint und so stetig er dort vorhanden ist, hat keine finnische Sprache; alle drücken das durch denselben bezeichnete Verhältniss durch den Allativ aus oder durch den Allativ und Adessiv, wenn sie neben jenem noch diesen haben.

Den Caritiv (Negativ) habe ich in das Paradigma nicht aufgenommen, weil er auch keine entsprechende Pluralform hat, eben so wie der so genannte Approximativ. Er ist wohl eher ein negatives Adjectiv, welches selbst wieder declinirt werden kann. Dieser so genannte Caritiv endigt, nach Analogie des Ablativs (do, de) auf tomo (teme), dem, wenn das Hauptwort auf einen Vocal ausgeht, noch ein v vorgesetzt wird, z. B. tätavtomo {vaterlos), eikakštomo {kinderlos), ráštamovtomo {unfruchtbar), miŕdevteme {ohne Mann, unverheirathet), prävteme {unverständig), tevteme {massig, unthätig), vedteme {wasserlos, dürr).

Der so genannte Temporaiis unterscheidet ebenfalls nicht einen Singular und Plural, kommt nur an wenigen Wörtern vor und hat zwei ganz verschiedene Endungen. Schon dieser letzte Umstand lässt es als ganz unstatthaft und dem Geiste der finnischen Sprachen widersprechend erscheinen, ihn als wirklichen Nominalcasus neben Iness., Illat., Elat. u. s. w. zu stellen. Diese Wortform hat die Endung des Nom. plur. der unbestimmten Declination so wohl wie der bestimmten, auch wo ausdrücklich das Substantiv nur im Singular gemeint ist, z. B. tšit, tšokšnet, vet am Tage, am Abend, in der Nacht, te vet in dieser Nacht, tšine, vene am Tage, in der Nacht, tśasne zu der Stunde, škane zu der Zeit, tel'ne im Winter, takodamo škane zu irgend einer Zeit, einmal; ähnlich gebildet ist auch die Postposition vaksne neben, Correlativ zu vaks, vakska (vaksga), vakssto (siehe weiter unten), und onsne im Traum, von on {Traum).

Der von Ahlquist in seiner Grammatik des Mokschamordwinischen Comparativ genannte Casus findet sich allerdings auch im Ersa, allein er kommt noch sparsamer vor als der eben genannte Temporaiis, und die Bedeutung dieser Wortform ist der Art, dass ich sie ebenfalls lieber Adverb als Casus nennen möchte, z. B. źornaška so viel, so gross wie ein Körnchen,

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.47

tśasška ungefähr eine Stunde, ružień leďme tarkaška so viel wie der Baum eines Flintenschusses, d. h. ungefähr einen Flintenschuss weit, so auch von Zahlen komśväteješka, kolońgä-menška etwa fünf und zwanzig, dreissig.

Dieselben Verhältnisse, welche durch die in diesem Paragraphen besprochenen Worlfor-men oder durch die früher angegebenen Casus ausgedrückt werden, können übrigens grossen-theils auch durch Postpositionen ausgedrückt werden, wovon das Genauere und Ausführlichere in dem von diesen handelnden Abschnitte nachzusehen ist.

Flexion der Adjective.

§ 59. Das attributivisch vor einem Substantiv stehende Adjectiv (mit Einschluss der ad-jeetivischen Pronomina und der Zahlwörter) bleibt durchaus unfleclirt, das substantivisch allein stehende wird den Substantiven ganz gleich declinirt, es ist also darüber hier nichts weiter hinzuzusetzen.

Eine Flexion aus Anlass der Steigerung des Adjectivbegriffes findet im Mordwinischen nicht Statt. Um den Comparativ auszudrücken, bleibt das Adjectiv selbst ganz unverändert, es wird aber der Gegenstand, mit welchem ein anderer verglichen wird, in den Ablativ gesetzt, um die Ungleichheit beider durch das Bild der Trennung oder Absonderung zu bezeichnen, wie in vielen anderen Sprachen, z. B. son munden viev er ist stärker als ich, täta tśoradonzo pokš der Vater ist grösser als sein Sohn. — Ist der Ausdruck elliptisch durch Auslassung des Gegenstandes, mit welchem verglichen wird, so muss im Mordwinischen der Ablativ des Demonstrativpronomens (sede, sekde) hinzugenommen werden, weil eben das Adjectiv für sich allein den Comparativ nicht auszudrücken vermag, also son sede viev er ist stärker (als das), täta sede pokš der Vater ist grösser (als das).

Der Superlativ hat ebenfalls keine besondere Form; man begnügt sich entweder mit dem Comparativ und giebt dem Gegenstande, mit welchem verglichen wird, falls ein solcher mit genannt ist, den Ausdruck des Partitiven, z. B. sede viškine jutkstonk der kleinste unter euch, oder man vergleicht mit dem allgemeinen «alle», z. B. son vesemede visirine er ist Meiner als Alle = er ist der kleinste. Einen absoluten Superlativ, ohne Vergleichung, drückt man aus durch veľt, pek (sehr).

Gesteigert wird der Comparativ durch das dem Ablativ hinzu gefügte jak (auch), sedejak pek (noch mehr).

Statt des Ablativs bedient man sich wohl auch eines anderen Ausdrucks, um die Ungleichheit der verglichenen Gegenstände bemerklich zu machen, nämlich avoľ koda (nicht so wie), z. B. minenek sede paro uli avoľ koda tynenk uns ist (ergeht) es besser nicht wie euch, d. h. uns ergeht es besser als euch; ist der Satz verneinend, so drückt antśak (nur, sondern) dasselbe aus wie hier avoľ koda, z. B. kinengak sede paro uli antśak tynenk Niemandem ergeht es besser sondern, nur, (= als) euch. — Diese Bezeichnang des Comparativs empfiehlt

•48F. J. WlEDEMANN,

sich besonders da, wo nicht das Suhject des Satzes mit einem anderen verglichen wird, und sie ist jeden Falls der ganz dem Russischen nachgebildeten mit nežSli, koda (russ. HeaíβM, KaK'L) vorzuziehen.

Zahlwörter.

§ 60. Die einfachen Hauptzahlen sind: 1 veike (veihke) verkürzt ve, 2 kavto, 3 kol-mo, 4 nile, 5 väte, 6 koto, 7 sisem, 8 kavkso, 9 veikse, 10 kämen, 100 śado, 1000 tožov, tyštsa, gewöhnl. kämen śadt. Die mehrfachen Zehner entstehen durch Multiplication von kämen mit den davor gesetzten Einern, doch bekommt kämen dabei nicht die Pluralform, auch erleiden die Einer manche Verkürzungen und Veränderungen, so dass sich beide Theile der Zusammensetzung nicht mehr recht einzeln auffassen lassen und daher auch besser zusammen geschrieben werden; nur «zwanzig» hat eine eigenthümliche Form. Die zusammengesetzten Zehner sind also: 20 komś, 30 kolońgämen, 40 nileńgämen, 50 vätgämen, 60 kotgämen, 70 sisgämen, 80 kavksońgämen, 90 veikseńgämen. Die mehrfachen Hunderte od-er Tausende werden ganz regelmässig ausgedrückt, und die noch etwa dazu tretenden kleineren Zahlen in unveränderter Form nachgesetzt, z.B. 205 kavto sadt väte, 620 koto śadt komś, 2780 kavto tyštsat sisem śadt kavksońgämen oder komśsismeje (vergl. unten) śadt kavksońgämen. — Bei der Zusammensetzung von «zehn» und «zwanzig» mit den Einern werden die letzten nachgesetzt und zwar, wie es scheint, ursprünglich in der Prolativform, so dass also z. B. 16 = «zehn an sechs vorüber», doch hat diese Prolativform, wie überhaupt in den Zahlformen die einzelnen Bestandteile in vielen Sprachen mannigfach modificirt werden, manche Veränderung erlitten und lautet ausserdem noch mundartlich verschieden. So ist also 11 käveikeje (kävei-keve, käveikiä), 12 kämgavtovo, 13 kämgolmovo, 14 kämnileje (kämnileve, kämniliä), 15 kä-väteje (käväteve, kävätiä),, 16 kämgotovo, 17 kämsisemga (kämsismeve, kämsismiä), 18 kämgavksovo, 19 kämveikseje (kämveikseve, kämveiksiä), 21 komśveikeje (komśveikeve, komśveikiä) u. s. w. Von «dreiśsig» an werden den mehrfachen Zehnern die-Einer in unveränderter Form nachgesetzt, eben so wie den Hunderten. Von den eingeklammerten Formen ist die erste von einem Ersa aus Nishnei-Novgorod, die zweite von einem aus Saratow.

§ 61. Von den Ordnungszahlen heisst «der erste» vasiń, vasińtse, ikeľtse, auch vei-ketse, «der zweite» ombotse, die übrigen werden sämmtlich von den Hauptzahlen mit der Endung tse gebildet, doch sind wohl nicht alle möglichen Bildungen der Art im Gebrauch, wenigstens habe ich über zwanzig hinaus statt der Ordnungszahlen fast nur eine Umschreibung mit dem Genitiv der Cardinalzahl gehört. Die Zahlen 11—19 werden vor der Endung tse um eine Sylbe verkürzt, also käveiketse, kämgavtotse, kämgolmotse, kämniletse etc.

§ 62. Distributivzahlen werden, wie in den verwandten Sprachen, durch Wiederholung der Grundzahlen ausgedrückt, z. B. ozaźt vätgämen vätgämen ŕads sie setzten sich je fünfzig in eine Reihe, kutšynze syńst kolmoń kolmoń er schickte sie zu drei und drei.

§63. Gesammtzahlen bildet die Endung -sk aus der Diminutivform der Cardinalzahlen, z. B. kolmonesk alle drei, sisemńesk alle sieben, oder es wird, wenn man zugleich die Person

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.49

bezeichnen will, dieselbe Diminutivform mit den Personalsuffixen versehen, z.B.kavtonek (zusammengezogen aus kavtonenek) wir beide, kavtonenk ihr beide, kavtonest sie beide, oder verkürzt kavonek, kavonenk, kavonest, eben so kolmonek tvir drei, kolmonenk, kolmonest u. s. w. — Aehnlich gebildete Formen hat die Sprache auch von einigen indefiniten Zahlwörtern, wie skamon, skamot/, skamonzo, skamonek, skamonk, skamost, ich allein, du allein etc. — vesenek, vesenk, vesest, tvir alle, ihr alle, sie alle, vesemenek, vesemenk, vesemest oder mit der Diminutivform vesemenek'(st. vesemenenek), vesemenenk, vesemenest dass. — veikenek, veikenk, veikest, einige von uns, von euch, von ihnen, von veike (ein) — ombonek (st. ombo-nenek), ombonenk, ombonest, andere von uns, von euch, von ihnen, von ombo st. ombotse (anderer) — lamonek(st. lamonenek), lamonenk, lamonest, viele von uns, von euch, von ihnen, oder unserer viele etc., von lamo (viel). — Auch die Cardinalzahlen seihst hört man wohl auch ohne die Diminutivform, also kavtonek, kavtonk, kavtost u. s. w. — Ganz eben solche Bildungen mit den Personalsuffixen, so wie die Verdoppelung der Zahl zur Bezeichnung des Distributiven, hat auch das Magyarische.

§ 64. Multiplicativzahlen werden entweder vermittelst kirda (Mal) ausgedrückt, nileń kirda das Vierfache, kotoń kirda das Sechsfache, oder mit sńaro (so viel), nile sńart, koto sńart, śado sńart, wörtlich vier so viele, sechs so viele, hundert so viele, oder endlich iii adverbialer Weise mit dem Suffix des lllativs, kämens zehn Mal so viel.

§ 65. Mal ist das von den Russen entlehnte raz, und man sagt also damit z. B. kolmo razt drei Mal, sisem razt sieben Mal etc. und mit Ordnungszahlen ombotse raz das zweite Mal, zum zweiten Mal, kolmotse raz das dritte Mal, zum dritten Mal etc. Der genaue mord winische Ausdruck für das Erste ist aber ein Zahladverb mit der Endung kst oder st, also * kavkst (kavst), kolmokst (kolmost, kolmst), nilekst, vätekst etc., od. kavto kirdava, kolmo > kirdava etc., und für das Zweite die Ordinalzahl allein im Ablativ der unbestimmten Decli- * nation, also ombotsede zum zweiten Mal, zweitens, kolmotsede zum dritten Mal, drittens, v u, s. w., nur zum ersten Mal, erstens ist vasńa od. vasńažo.

§ 66. Theilung eines Ganzen inv eine gewisse Anzahl Theile bezeichnet die Cardinal- J zahl im Prolativcasus, also kavtova in zwei Theile, kolmova in drei Theile, nileva in vier ^ Theile, sisemga in sieben Theile u. s. w. Um einen oder mehre solche Theile zu benennen, # Bruchausdrücke, dient das Hauptwort peľ, welches für sich allein halb, Hälfte bedeutet; sonst A drückt man damit noch Brüche aus, welche Eins zum Zähler haben, z. B. kolmotse peľ der v dritte Theil, ein Drittel, kämentse peľ der zehnte Theil, ein Zehntel, oder gebrochene Zahlen, Ganze mit Hälften, wie ombotse peľ das Zweite halb = l1/2, kolmotse peľ das Brüte halb = 2y/2 u. s. w. Auch hier sagen die Magyaren ganz eben so másod-fél (l1/^), harmad-fél (21/2). Andere Brüche mögen in der Praxis des gemeinen Lebens bei den Mordwinen wohl nicht vorkommen.

§ 67. Indefinite Zahlwörter oder allgemeine Quantitätsausdrücke sind noch dovóľno genug, eŕve, erveike jeder, kažnai jeder, lamo viel, alamo wenig, etwas, lia anderer, liat.... liat einige.... andere, meźaro wie viel, śakai jeder, sńaro (aus seń aro) so viel, sńarože eben so

Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, Vlliue Serie.7

50F. J. WlEDEMANN,

viel, vese, veseme alle, allerlei, ganz, źaro (verkürzt aus meźaro) wie viel, źarojak, źaro bude 'einige, etwas, skamo allein (mit den Personalsuffixen des Pluralnomeńs, s. § 70, «ich allein, du allein» etc.), nebst den indefiniten und negativen Pronomen (s. diese).

§ 68. Declinirt werden die Grundzahlen nur in der unbestimmten Form, die Ordnungszahlen in beiden Formen, die mit Personals.uffixen versehenen haben die Declination der Nomina mit Personalsuflixen, wie sie unten beim Pronomen angegeben ist. Dass sie eine Declination überhaupt nur dann haben können, wenn sie substantivisch stehen, versteht sich nach dem früher Gesagten von selbst. Sind die Cardinalzahlen mit einem Hauptwort verbunden, so nehmen sie dieses nur dann im Plural zu sich, wenn es im Nominativ steht, oder im.Genitiv als Bezeichnung des nächsten Objects und Ausdruck des Accusativs anderer Sprachen (vergl. § 58), sonst steht der gezählte Gegenstand ungeachtet der durch das Zahlwort bezeichneten Mehrheit im Singular. Vor Postpositionen bleibt also das regierende Wort ebenfalls im Singular, wenn es in dem eigentlichen Rectionscasus, dem Genitiv, steht, es tritt aber, wie beim Nominativ überhaupt, der Plural ein, wenn dieser die Stelle des Genitivs einnimmt (vergl. § 58), also z. B. münze nile skaltneń i ramaź kolmo lišmet er verkaufte die vier Kühe und kaufte drei Pferde, eŕaź toso kavto telet er lebte dort zwei Winter, kajize kolmo kudot veľksga er warf es über drei Häuser weg, saź väte t£oran marto er kam mit fünf Söhnen, kolmo tšiste in drei Tagen, kämen kizede meile nach zehn Jahren (Sommern) u. s. w.

Wie die Cardinalzahlen werden auch die indefiniten Zahlwörter construirt, in so fern damit eine Pluralität bezeichnet wird, z. B. lamo oźazt viele Sperlinge, aber yir saras pitnev lamo oźazdo ein Auerhahn ist mehr werth als viele Sperlinge.

Pronomina.

§ 69. I. Personalpronomen. Da dieses Pronomen immer nur auf einen bestimmten Gegenstand sich bezieht, so hat es für den Accusativ (s. § 58) auch keine andere Form als den Genitiv. Die Declination unterscheidet sich von der der Nomina dadurch, dass die Person nicht bloss durch den Wortstamm, sondern auch noch durch Personalsuffixe bezeichnet wird, welche mit den Casussuffixen verschmelzen. Der Prädicativ fällt hier natürlich weg.

Singular.

Nominat. mon ich ton du son er Genit. moń toját. sońze Allat. monen tonent (tonet) sonenze Ablat. mońden tońdet sońdenze Illat. monezen tonezet sońzenze Elat. moństen toństet soństenze Iness. mońsen tońset sońsenze Prolat. mońgan tońgat sońganzo GEAMMATIK DEE EESA-MOEDWINISCHEN SPRACHE.51

Plural.

Nominal, miń wir tyń ihr syń Genit. minek tynk synst Allat. minenek tynenk synenst Ablat. mińdenek tyńdenk syńdest Illat. mińzenek tyńzenk syńzest Elat. miństenek tyństenk syństest Iness. mińsenék tjrńsenk syńsest Prolat. mińganok tyńgank syńganst Anm. Im Ablativ ist auch eine Verdoppelung des Casussufßxes gebräuchlich, also moń-deden, tońdedet, sońdedenze, mińdedenek, tyńdedenk, syńdedenst1), und neben dem angegebenen Allativ kommt noch ein anderer von etwas räthselhaftem Ursprung vor, nämlich iten, tent (tet), tenze^ tenek, tenk, tenstC Wahrscheinlich sind diess Verkürzungen von esten, estent (estet), estenze, estenek, estenk, estenst, d. h. das als Wurzel der Reilexiva dienende es mit den Personalsuffixen versehen. Durch das Weglassen der Sylbe es, in welcher die reflexive Bedeutung der vollständigen Formen eigentlich wurzelt, konnten die übrig bleibenden Person- und Casusbezeichnungen für das Sprachgefühl den wirklichen Personalpronomen gleich geltend werden.

§ 70. Possessivpronomen. Ein adjectivisches und nöthigen Falles auch substantivisch gebrauchtes Possessivpronomen haben die finnischen Sprachen nicht. Das Possessivverhältniss wird bei dem Pronomen eben so ausgedrückt wie beim Nomen, nämlich durch den Genitiv des Besitzenden. Die meisten Sprachen dieser Familie, darunter auch das Mordwinische, haben aber ausserdem noch eine andere Possessivbezeichnung in den Personalsuffixen, welche dem Worte angehängt werden, das den im Besitz befindlichen Gegenstand ausdrückt. Ist der Besitzende durch ein Nomen oder ein anderes als das persönliche Pronomen ausgedrückt, so ist das Personalsuffix natürlich das der dritten Person, ist er durch ein Personalpronomen ausgedrückt, so ist das Personalsuffix von derselben Person, und das Personalpronomen kann auch wegbleiben, weil durch das Personalsuffix eben die Person schon hinlänglich bezeichnet ist, z. B.tšuvtoń taradazo der Zweig eines Baumes, Ivanań tätazo der Vater des Johann, te lomaiist tśorazo der Sohn dieses Mannes, ne tehteŕtneń avast die Mutter dieser Mädchen, (moń) lis— mem mein Pferd, (tynk) kudozonk in euer Haus, eikakšonok (minek) unsere Kinder, (tont) sädeiset in deinem Herzen, (syńst) kädest ihre Hände u. s. w. Ist der Genitiv nicht der eines Personalpronomens, so wird der Gebrauch des Personalsuffixes bisweilen unterlassen, beson-v' *äerá\a.n\Pośípositionen, wie lišmeśt längs auf das Pferd, tšúvtoń pŕaso auf einem Baume, ni miŕdenze, marto eine Frau mit ihrem Manne, seń kuvalmo deswegen, darüber etc.

1) Man rergl. dieselbe Verdoppelung des Suffixes im magyarischen aztβt neben azt {diesen).

-7*

52F. J. WlEDEMANN,

Die Declination der mit Personalsuffixen versehenen Wörter ist in so fern defectiv, als Plural und Singular fast gar nicht unterschieden werden, z. B. eikakšost ihr Kind, ihre Kinder, kedezenze in seine Hand, in seine Hände, valostonk aus euerm Worte, aus euren Worten etc. Auch der Prädicativ fehlt wohl. Die Personalsufiixe, wie sie den nach der unbestimmten Declination gebildeten Casus angehängt werden, sind für die drei Singularpersonen n, t, nzo (nze), für die drei Pluralpersonen nok (nek), nk, st, wobei der consonantisch* auslautende Illativ einen Bindevocal o (e) annimmt. — Eine Ausnahme hiervon machen die drei ersten Casus, deren Bildung etwas abweichend und ausserdem auch mundartlich verschieden ist. Der Nominativ hat m und zo (ze) statt der oben angegebenen n und nzo und nimmt nach Analogie des Genitivs (s. § 46) nöthigen Falls einen Bindevocal o (e) an; im Genitiv wird die Casusendung (ń) vor dem t meist assimilirt, vor dem n unhörbar, er lautet also — zum Theil dem Nominativ gleich — n, t, nzo (nze), nok, nk, nst; im Allativ wird ebenfalls vor dem n der Suffixe das letzte n der Casusendung unhörbar, erhält sich aber vor dem t, seine Endungen sind also nen, nent, nenze, nenek, nenk, nenst, daneben ist jedoch für die Singularpersonen noch eine andere Bildungsweise gebräuchlich, mit der Casusendung nach dem Personalsuffix,

nämlich nen, ten, nsten.

* Als Paradigma mögen hier wieder zwei Wörter stehen wegen der verschiedenen Vocale

(o, e) in den Endungen.

I Singularpers. II Singularpers. . III Singularpers.

v Nom. kudom kudot . kudozo Genit. kudon kudöt (kudont) v jkudonzo Allat. kudonen kudonent (kudoten) kudonenze (kudonsten) Ablat. kudodon kudodot kudodonzo Illat. kudozon kudozot kudozonzo Elat. kudoston kudostot kudostonzo Iness. kudoson kudosot kudosonzo Prolat. kudovan kudovat kudovanzo I Pluralpers. II Pluralpers. III Pluralpers.

Nom. kudonok kudxmk kodost Genit. kudonok kudonk kudonst Allat. kudonenek kudonenk kudonenst Ablat. kudodonok kudodonk kudodost / Illat. kudozonok *' kudozonk kudozost Elat. kudostonok kudostonk kudostost Iness. kudosonok kudosonk kudosost Prolat. kudovanok kudovank kudovast GEÁMMATIK DEE EESA-MORDWINISCHEN SPRACHE.53

I Singularpers. II Singularpers. III Singularpers.

Nom. lišmem lišmet lišmeze Genit. lišmen lišmet (lišment) lišmenze Allat. lišmencn lišmenent (lišmeten) lišmenenze (lišmenstén) Ablat. lišmeden lišmedet lišmedenze Illat. lišmezen lišmezet lišmezenze Elat. lišmesten lišmestet lišraestenze Iness. lišmesen lismeset lišmesenze Prolat. lišmevan lišmevat lišmevanzo

I Pluralpers. ' II Pluralpers. III Pluralpers.

Nom. lišmenek lišmenk lišmest Genit. lišmenek lišmenk lišmenst Allat. lišmenenek lišmenénk lišmenenst Ablat. lišmedenek lišmedenk lišmedest Illat. lišmezenek lišmezenk lišmezest Elât. lišmestenek lišmestenk lišmestest Iness. lišmesenek lišmesenk lišmesest Prolat. lišmevanok lišmevank lišmevast Dieselben Casusformen mit Personalsuffixen gelten auch für das Pluralnomen mit alleini ger Ausnahme zum Theil des Nominativs und Genitivs, welche unter sich gleich lauten und so heissen: kudon, kudot (kudont), kudonzo, kudonok, kudonk, kudost, und lišmen, lišmet (lišment), lišmenze, lišmenek, lišmenk, lišmest (meine Häuser, deine Häuser etc. oder meiner Häuser, deiner Häuser etc.). ,

§ 71. III. Reflexivpronomen. Ein wirkliches Pronomen dieser Art giebt es eigent lich nicht, sondern das Mordwinische bedient sich einer Umschreibung mit pŕa (Kopf) oder es (Leib, Person, vergl. das magyarische mag, syrjänische und wotjakische as, tscheremische ške), welchen die Personalsuffixe angehängt werden. Die so entstehenden Formen sind ganz analog den so eben besprochenen (§70), nur der Allativ hat die etwas eigenthümliche Gestalt, wie sie schon in § 69 angeführt wurde, nämlich esten, estet, estenze, estenek, estenkf estenze. Reflexives Possessiv (russisch CBOH) ist also das als Genitiv (vergl. § 46) gemeinte es vor mit Personalsuffixen versehenen Substantiven, und dasselbe unveränderte es steht auch vor Post positionen, da die Personalsuffixe dieser eine Personalbezeichnung an dem es überflüssig ma chen. Folge einer blossen Nachlässigkeit mag es wohl sein, wenn pŕa ohne Personbezeich nung gebraucht wird, sehr gewöhnlich aber wird noch es als possessiver Genitiv davor gesetzt, und pŕa wie jedes andere Substantiv behandelt. Nach Ahlquist's Darstellung soll im Mok- schanischen dasselbe auch mit dem es selbst geschehen (es-ezdyn von mir, es-ezdyt von dir, es-ezdynza von ihm etc.), im Ersanischen ist mir diess nicht vorgekommen.• .

54F. J. WlEDEMANN,

Beispiele von den angegebenen verschiedenen Gebrauchsweisen sind: vanodo pŕank (hütet euch), nevtik pŕat (zeige dich), kinen pŕazo vanovi (wem ist sein Kopf rettbar, d. h. wer kann sich retten),nevtś pŕanzo (er zeigte sich, erschien); — meze ton jovtat tońs ezedet (was sagst du selbst von dir), saidadiz tynk esten (ich werde euch zu mir nehmen), anokstado es-tenk atsamo tarka (bereitet euch ein Lager), vanok ezet (rette dich), eź kämt ezęnze synenst (er vertraute sich ihnen nicht an), terdize sońze estenze (er rief ihn zu sich), ramyt estenst kše (sie kaufen sich Brot), lovnyt ezest paroks (sie halten sich für gut); — vetšksazo es ninze koda es pŕanzo (er liebt sein Weib wie sich selbst), mon es pŕan mija (ich habe mich verkauft), aźo es kudozot (geh in dein Haus), šľasyze es kädest (sie waschen ihre Hände), a neisak šotško es sel'mset (du siehst nicht den Balken in deinem Auge), syń arseźt es sädeisest (sie dachten in ihrem Herzen), pitškaź es ormastonzo (er genas von. seiner Krankheit), murdado es mastorzonk (kehrt zurück in euer Land), mezeń kis tyń kortlide es jutkovank (wovon spracht ihr unter euch), terdź eikakštneń es malazonzo (er rief die Kinder zu sich), sajize pi-neśt es martonzo (er nahm den Hund mit sich) u. s. w. — Hierbei ist noch zu bemerken, dass, wenn auf das Reflexive kein besonderer Nachdruck gelegt wird, vor den mit Personalsuffixen versehenen Wörtern das es auch wegbleiben kann, eben so wie im gleichen Falle die persönlichen Fürwörter (s. § 70), denn die Uebereinstimmung des Personalsuffixes mi^įer Person des regierenden Zeitworts bezeichnet auch schon das Reflexive hinlänglich, ja es geschieht sogar in der dritten Person, wo diese Uebereinstimmung noch nicht nothwendig das Reflexivverhältniss in sich schliesst, z. B. täta tśoranzo vetšksazo der Vater liebt seinen (suuin oder ejus) Sohn; dass umgekehrt aber auch das Personalsuffix bisweilen weggelassen wird, ergiebt sich schon aus dem in dem eben angezogenen Paragraphen Gesagten.—Dass dasselbe es, wie andere Nomina, in einigen Casus auch als Postposition dient, davon s. unten.

Dasselbe es, welches zum Ausdruck des Reflexivpronomens dient, wird auch des Nachdrucks wegen zum Personalpronomen gesetzt, also mon es (ich selbst) u. s. w., oder in der Aussprache zusammengezogen zu mońs oder mońts u. s. w; Davon scheinen abcr nur noch die , beiden folgenden Casus gebildet zu werden, während man die übrigen mit dem es allein ausdrückt, und die Personbezeichnung an diesen vermittelst der Personalsuffixe erreicht (vergl. den vorhergehenden §). Die Declination ist folgende:

S i n g usl a r.Plural.

Nom. mońs ich selbst tońs du selbst sońs er selbst mińs wir selbst tyńs ihr selbst syńs sie selbst '*■ Gen. mońsentonnet (-{cíVfsońsenze ' mińsfnek [ Jhtyńs&Lk ('Ufa syńsenst S

Allat. moństentoństęt {\ soństenze minstenek tyństenk syństenst $*

Der Genitiv dieses zusammengesetzten Pronomens dient selbstverständlich auch wieder

als reflexives Possessiv und zwar nachdrücklicher, «mein eigen», «dein eigen» u. s. w. Dieser

Zusammensetzung lässt sich wiederum aus dem Magyarischen etwas Aehnliches an die Seite

stellen, nämlich die aus mag (Kern) mit den Possessivsuffixen gebildeten magam (ich selbst),

„ Kxagad (du selbst), maga (er selbst) u. s. w. und den davor gesetzten Personalpronomen (én,

GRAMMATIK DEE EKSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.55

te, o, mi, ti, ok) gebildeten nachdrücklicheren en-magam, ten-magad, ön-maga, min-magunk, tin-magatok, ön-maguk.

§ 72. IV. Demonstrativpronomen. Für dieses hat das Mordwinische eine ziemlich grosse Anzahl einfacher, verlängerter und zusammengesetzter Formen. Die einfachsten sind te (dieser, dieser hier, franz. ce....ci), se (dieser, dieser da, der, derjenige, franz. ce), im Plural auch vor Substantiven in besonderer Form ne (diese), und tona, PL nona (jener, franz. ce.... la). Mundartlich sind ete, ese gleich bedeutend mit te und se. Verstärkte Formen sind teke, seke, neke, tene, sene, nene, und von tona noch tovata, novata, welche aber wohl nur absolut stehen, und von denen tovata selbst auch im Plural declinirt werden kann. Tona scheint seihst schon eine verstärkte Form zu sein wie tene, sene, denn eine einfachere Form to ist noch vorhanden als Stamm der Adverbe toso (dort), tov (dahin), tosto (von da). Verstärkungen auf russische Weise und mit aus dem Russischen entlehnten Mitteln sind Verbindungen, respective Zusammensetzungen, mit že, to, samoi, z. B. teže, tekeže, teto, te samoi (eben dieser, dieser nämliche), seže, sekeže (derselbe), von welchen, in so weit sie Zusammensetzungen sind, natürlich nur das eigentliche Pronomen declinabel ist. Endlich noch gehört hieher istamo (ein solcher), in den Pluralcasus gewöhnlich verkürzt ista.

Die Declination aller dieser Pronomina, wenn sie absolut gebraucht werden, ist gleich der unbestimmten Declination der Substantive und bietet weiter keine Schwierigkeit dar. Es genügt daher, wenn von einem unter allen hier ein Paradigma gegeben wird.

Singular. Plural.

Nom. te dieser Nora, net diese JT Genit. teń Genit. netne^(n|ń)^ Allat. tenen Allat. netnenen (nenen) Ablat. tede Ablat. netnede (nede) ^ Illat. tes Illat. netnes (nes) Elat. teste Elat. netneste (neste)^ Iness. tese Iness. netnese (nese)-^' Prolat. teva Prolat. netneva (neva) Prädic. teks . Prädic. netneks (neks) Die verkürzten Formen des Plurals erklären sich dadurch, dass ne, als eines Singulars von derselben Form entbehrend und in der Endung mit den Singularen te und se zusammen fallend, auch diesen gleich behandelt wird. — Formen der bestimmten Declination sind mir nur bei tovata vorgekommen.

§ 73. V. Relativpronomen. Das gewöhnliche Relativpronomen, das auf im Obersatze stehende Wörter sich bezieht, ist kona (welcher) oder in verlängerter Form, ähnlich den oben besprochenen Demonstrativen, konata, kovata, alle declinirt nach der unbestimmten Declination der Substantive, also Genit. konań, Allat. konanen, Abi. konado u. s. w. Für den Nominativ sind mir auch die Formen der bestimmten Declination — konaś, konatne —vorge-

56F. J. WIE DEM ANN,

kommen, jedoch ohne bemerkbaren Unterschied im Gebrauch von denen der unbestimmten. — Kodamo (eigentlich latein. qualis) steht für kona, wenn das Relativ sich nicht auf ein vorhergehendes Wort als Individuum bezieht, sondern auf die ganze Gattung, zu der es gehört, wie offTic, z. B. kandyk kaźme, kodamo mereź zakon nicht «bringe die Gabe, welche das Gesetz vorschreibt», sondern «eine Gabe, dergleichen oder von der Art wie» etc. Die Declination von kodamo geschieht — im Plural auch verkürzt wie sein Correlativ istamo —- ebenfalls nach der unbestimmten Declinalion der Nomina, eben so auch die von ki und meze (mez), welche, ein substantivisches Determinativ in sich schliessend, dem Adjectivsatz, welchen sie bilden, Substantive Bedeutung geben, ki persönlich (derjenige welcher, einer der, der welcher, wer) und meze sächlich (das was, etwas das, was). Wenn man die beiden mordwinischen Pronomina ki und meze mit den entsprechenden anderer Finnen vergleicht, so sieht meze beinahe aus wie ein ursprüngliches me mit dem Possessivsuffix der dritten Person. Freilich wird es nicht decli-nirt wie ein solches, allein von ki werden wirklich Formen mit dem Personalsuffix gebraucht, z. B. im Genitiv (Accusativ) kinze, und diess stimmt ganz überein mit dem Sprachgebrauch der nahe wohnenden Tscheremissen und Wotjaken, von welchen die ersten neben kuda noch kudaža, die letzten neben kud noch kudj^z gebrauchen, welche eben so gebildet sind.

§ 74. VI. Interrogativpronomen. Es hat ganz dieselben Formen wie das vorheť-gehende Relativpronomen. Ei und meze (mez) stehen substantivisch, erstes für Personen (wer?), letztes für Sachen (was?), und beide können als Interrogativa auch einen Plural bilden, von welchem ich indessen nur den Nominativ bemerkt habe, und die übrigen Casus vielleicht gar nicht oder doch nicht alle vorkommen werden. Adjectivisch sind kona (welcher?), auch '" ?iriit den vorher angegebenenVerlängerungen, und kodamo (was für ein? welcher?), welche 4V beide, ihrer adjectivischen-Natur ungeachtet, natürlich auch declinirt werden können, so bald*-* , ^as Substantiv, auf das sie bezogen werden, nicht dabei steht, sondern hinzu zu denken ist. vį

§ 75. VII. Reciproca. Um eine gegenseitige Thätigkeit auszudrücken, gebraucht man"^ n \ entweder, wie im Deutschen, veike (ein) und ombotse (der andere), z. B. jovtaźt veike ombo^, tsenen (sie sprachen Einer zum Andern, zu einander), oder noch gewöhnlicher das verdoppelte, v ft veike, gewöhnlich mit dem Possessivsuffix derjenigen Person, in welcher das Zeitwort des Satzes steht, und im Plural, wenn von mehr als zwei Einzelnen die Rede ist, also z. B. kbrti lezt veikest veikest turtov (ihre'Einen sprachen zu ihren Andern, d. h. sie sprachen zu eińr^-1 ander), veikenek veikeaek vetšksyze (unsere Einen Helen unsere Andern, d.h. wir lieben einander), javnosazo veikeń veikeste (er wird den Einen von dem Andern, d. h. sie von einander, trennen), oder endlich das verdoppelte jalga (Freund), wohl eine Nachahmung des russischen «Äpyn> jipyra», namentlich wenn «der Eine» im Nominativ steht, z. B. jarnlakt pri-matado jalga jalgasto (ihr nehmt Geld von einander).

§ 76. V1I1. Indefinite und negative Pronomina. Als Indefinita dienen die Rela-tiva oder Interrogativa theils für sich allein, so namentlich häufig ki in concessivefr und con-ditionalen Sätzen, wie bei den benachbarten finnischen Stämmen (vergl. meine Grammatik der tscheremissischen Sprache § 67 und der wotjakischen Sprache § 86), z. B. ki jovtyńderäį

GEAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.57

tynenk mezejak (wenn Jemand euch etwas sagt), ki kulyńdäräi (wenn Jemand stirbt) u.s.w., theils und gewöhnlich mit einer Partikel versehen, welche das Indefinite bezeichnet, nämlich dem davor gesetzten ta oder dem angehängten jak, also taki, takodamo Jemand, ein gewisser, takodat, takonat einige, manche, kijak Jemand, mezejak irgend etwas, was nur, kodamojak mancher, irgend einer, wer nur. Für dieses jak (od. gak, vergl. unten die Adverbe) haben die Mokscha (s. Ahlquist § 112) vyk, und dem ta entsprechend kat, wohl aus derselben, russischen Quelle wie koš, das auch die Ersa so gebrauchen, z. B. koš kodamo uleveľ tarkaso (an t welchem Ort er sich auch befinden möge). Endlich wird auch noch lomań (Mensch) für das indefinite Jemand gebraucht, z. B. iľa kengele lomań längs (sprich nicht die Univahrheit von irgend Jemand, von Anderen).

Die Negativa «Niemand, nichts, kein» werden durch dieselben Belativa oder Interroga-tiva ausgedrückt, verbunden mit einer Negation und zwar in der Regel in der mit jak verstärkten Form, also a kijak (Niemand), a mezejak (nichts), a kodamojak (kein, keinerlei); wenn zu diesem Pronomen noch ein Verb gehört, so schliesst sich dįie Negation natürlich diesem an, z. B. kinengak il'a jovta (sage Keinem davon), mezejak ei kortlek synenst (er sprach nichts zu ihnen).

V e r b u m.

§ 77. Entsprechend dem allgemeinen Charakter des finnischen Zeitworts hat auch das mordwinische nur zwei einfache Zeiten, ein Präsens, welches zugleich die Stelle des Futurs vertritt, und ein Präteritum, dafür aber einen Reicht In an an abgeleiteten Verbalformen, in welchen nicht allein der Thäligkeitsbegriff auf mannichfaltige Weise modificirt erscheint, sondern durch welche zum Theil auch das ausgedrückt werden kann, wofür andere Sprachen Tempusformen haben. Modus giebt es eigentlich nur drei, Indicativ, Optativ und Imperativ, doch können vermittelst Zusammensetzungen noch Ausdrücke für einen Conditionalis und Conjunctiv erlangt werden, eben so wie periphrastische Ausdrücke für manche Zeitformen vermittelst der Verbalnomina. Die negative Conjugation ist auch im Mordwinischen von der affirmativen verschieden. Eigenthümlich sind ihm eine suffigirte Copula (Prädicativsuffixe), welche, an allerlei Wörter gehängt, ihnen die Form von Prädicatverben giebt, und — wenigstens mit den nächsten finnischen Stämmen verglichen — der Unterschied zwischen subjeetiver und ob-jeetiver Conjugation. Von den Stammverwandten haben den letzten nur die uralischen Finnen (Ostjaken und Wogulen) weit im Norden und die Magyaren, beide aber in weniger ausgedehntem Maasse als die Mordwinen.

§ 78. I. Abgeleitete Verba. In dem Abschnitt von der Wortbildung ist freilich auch schon Von der Bildung der Verba überhaupt die Rede gewesen, doch wird es nölhig sein, hier noch diejenigen zusammen zu fassen, welche von einem Primitivverb abstammen, und welche durch gewisse zu dessen Stamme gefügte Charakterbuchstaben den Thätigkeitsbegriff des

Stammverbs auf verschiedene Weise modificiren, und über ihren Gebrauch noch Einiges hin-

t-"i

zuzufügen.

Mtinioires de l'Acad. Imp. den sciences, Vllme Serie.8

58F. J. WlEDEMANN,

Die einzelnen Charakterbuchslaben sind (vergl. oben § 28 bis 40) v für das Medium, d, t und st für das Effectivum, s (t§) für das Perfectum oder Intensivum, 1 und n für das Indefini-tum (Frequentativum) und kšn, vielleicht selbst schon eine Häufung mehrerer Charakterbuchstaben, für das Frequentativum (Iterativum). In den oben angeführten Paragraphen ist schon darauf hingewiesen, dass zu manchen abgeleiteten Verben die primären nicht mehr im Gebrauch zu sein scheinen, und diejenigen unter jenen, welche statt dieser gebraucht werden, \ als wirkliche Deponentia anzusehen sind. Dahin gehören z. B. arsems (denken, meinen), jang-sems (bereuen), oimsems (ruhen), porksems (zerschlagen, zerbrechen), der Form nach Inten-siva, ferner die Effectiva kravtoms (treiben, vertreiben), ponžavtoms (worfeln), štavtoms (offenbaren), die Indefinita śovnoms (lästern, verlästern), vadnems (schmieren), nolažlems (gleiten), das Medium lälivoms (sich einschmeicheln) u. a. Bei manchen anderen Verben ist zwar die Primitivform vorhanden, aber die abgeleitete hat eine andere Bedeutung als die, welche ihr nach ihren Charakterbuchstaben und nach der Analogie zukommen sollte, vorbehaltlich natürlich des Zusammenhanges, welchen die Begriffe der beiden Verba in der Vorstellung der Mordwinen selbst haben oder gehabt haben mögen, z. B. morams (singen) und moravtoms (lesen), maštoms (können, verstehen) und maštovoms (taugen, würdig sein).

§ 79. Die für die abgeleiteten Verba angegebenen Bedeutungen sind — die Wahrheit zu sagen — nicht alle gleich sicher. Für die der Media, Effectiva und wohl auch der Inten- siva glaube ich einstehen zu können, weniger für die übrigen. Ueber den Sinn von Wortfor men, für welche diejenige Sprache, in welcher man zu denken gewohnt ist, nichts Entspre chendes hat, für deren Bezeichnung ihr mit den Mitteln auch das Gefühl der Nothwendigkeit abgeht, ist es ungemein schwierig, sich genaue Rechenschaft zu geben; man müsste dazu Ge legenheit haben, so lange unter dem fremden Volke zu leben und mit ihm zu verkehren, dass man sich ganz in dessen Denk- und Vorstellungsweise hinein zu versetzen im Stande ist. Ein anderer Weg, einigermaassen zum Ziele zu gelangen, ist noch der, dass man sieht, wie das fremde Volk die ihm eigenthümlichen Wortformen verwendet beim Uebersetzen in eine ihm ebenfalls geläufige Sprache und umgekehrt, und dieser Weg ist der einzige, welcher mir offen stand. Ich habe meine über die Intensiva, Indefinita und Frequentativa ausgesprochene Ansicht besonders darauf gegründet, wie des Russischen vollkommen mächtige Mordwinen ihre Ver balformen russisch geben oder russische in's Mordwinische übersetzen. Daraus war indessen ein Unterschied zwischen den mit 1 und mit n gebildeten Verben nicht zu ersehen, und da mir nie von einem und demselben Primitivwort beide zugleich neben einander vorgekommen sind, so glaube ich, dass bei der Bildung der Indefinita mit n oder 1 nur Wohllautsrücksichten entscheiden mögen.:, , .

§80. Häufig ist es, dass zur Bildung abgeleiteter Verba zwei und mehr Charakterbuchstaben coneurriren. Natürlich ist dann auch die Bedeutung des Verbums eine aus der der einzelnen Charakteristiken combinirtę und sich ganz von selbst ergebende, wenn es auch nicht immer möglich sein sollte, eine genau entsprechende deutsche Uebersetzung davon zu geben, wenigstens nicht ohne mehr oder weniger umständliche Umschreibungen. Ueber die Ordnung, in welcher

GEAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.59

die gehäuften Charakterbuchstaben auf einander folgen, kann man sich ungefähr diess bemerken :

1)

die Medialform kann aus allen anderen Gassen gebildet werden, z. B. von Effecti ven kel'mevtevoms (sich abkühlen, kalt werden) von kelmevtems (abkühlen, kalt machen), kel- mems (frieren), sornovtovoms (erschüttert werden, wanken) von sornovtoms (erschüttern), sor- noms (beben), von Intensiven nalksevoms (lustig werden) von nalkoms, nalksems (spielen), mańtševoms (sich verführen lassen) von mańams, mańtšems (verführen), von Indefiniten kad- novoms (zurück bleiben) von kadoms, kadnoms (zurück lassen), seznevoms (reissen, zerreissen inlr.) von sezems, seznems (reissen, zerreissen transit.), putlevoms (sich für etwas halten) von pu- toms, putlems(schätzen, taxiren), lemdlevoms (sich taufen lassen) von lemdems, lemdlems(taufen), von Frequentativen miksnevoms (feilsein) von mikšnems (handelnmit etwas), mijems (verkau fen), mutakšnevoms (sich bekümmern, sich beunruhigen) von mutakšnems, mutams (beunruhigen);

2)

die Indefinitform eben so von allen anderen Verben, so von Medien nur selten, z. B. sornovlems (erzittern) von sornovoms, häufiger von Effectiven karmavtlems von karmavtoms (befehlen), karmams (wollen, beabsichtigen), nevtlems von nevtems (zeigen), nejems (sehen), ozavtlems von ozavtoms (setzen), ozams (sitzen), von Intensiven pitškslems von pitš- ksems, pitškams (genesen), tšulgslems von tšulgsems, tšulgoms (Nüsse aufknacken), Frequentativa haben schon das charakteristische n, und von ihnen werden daher keine Indefinita weiter abgeleitet;

3)

Effective werden nur von Primitiven selbst gebildet, z. B. tšatštoms (gebären, er zeugen) von tšatšoms (entstehen, geboren werden), oder sehr häufig von Medien; die aber dann selbst daneben in der Regel nicht im Gebrauch sind, sondern der Effectivform nur ihr cha rakteristisches v geliehen haben, z.B. jomavtoms (zu Grunde richten) von jomams (zu Grunde gehen), lotkavtoms (hemmen) von lotkams (inne halten), potavtoms (säugen) von potams (sau gen), ob in Verben wie mad'stems (auslöschen transit.) von madems (auslöschen intrans.) das effective Verbum von einem dazwischen liegenden maďsems herzuleiten wäre, ist zweifelhaft, da -stems und -stams auch sonst in dieser Form schon als Suffixe effectiver Verba vorkommen;

4)Frequentativa können gebildet werden von Indefiniten, obgleich das Umgekehrte nicht vorkommt, z. B. jovtlekšnems von jovtlems, jovtams (sagen), kämnikšnems von käm- nems, kämems (glauben), kortlekšnems von kortlems, kortams (sprechen), meŕnekšnems von / meŕnems, mereras (sagen, befehlen), ferner von Intensiven, wie pansekšnems von pansems (austreiben, vertreiben), panems (treiben), von Medien, wie mutśavkšnems von mutśavoms (leiden, erdulden), pŕadovkšnems von pŕadovoms (in Erfüllung gehen), nejevkšnems von neje- voms (sich zeigen, erscheinen), nur von Effectiven scheinen keine gebildet zu werden.

Ausser den angeführten Verbindungen zweier Verbalformen giebt es nun endlich auch noch Combinationen von dreien, welche leichter zu erkennen und zu begreifen sind, als genau zu übersetzen, z. B. mutavkšnevoms (sich beunruhigen), Medium-Frequentativum-Medium von mutams (beunruhigen, bekümmern), sornovlevoms st. sornovtlevoms (vergl. § 36, erschüttert werden), Effectivum-Indefinitum-Medium von sornoms (beben), pitšksevtems (heilen), Inten-

8*

GOF. J. WlEDEMANN,

sivum - Medium-Eflectivum von pitškams (heilen), seznevkšnems (zerrássen intr.), Indefinitum-Medium-Frequenlalivum von sezems {zerreissen transit.) u. dergl.

§ 81. Diese einfachen, gepaarten und gedreiten Charakteristiken, von welchen es ge- wiss noch mehr Combinationen geben kann als die hier angeführten — ich habe mich nur auf solche beschränkt, die mir selbst vorgekommen sind — geben eine ziemlich ansehnliche Menge abgeleiteter Verba, in deren Anwendung der Fremde wohl nie recht heimisch werden mag, unter welchen aber das von Jugend auf daran gewöhnte Sprachgefühl des Eingeborenen mit Leichtigkeit das für jeden einzelnen Fall Passendste herausgreifen wird. Man kann sich indes sen wohl denken, dass manche Unterschiede bei den verschiedenen Verbalformen von der Art sind, dass sie nicht nothwendig überall gemacht werden müssen, sondern dass es zum Theil auch von der Willkühr, dem augenblicklichen Gefühl des Sprechenden abhängen kann, ob er diese Unterschiede gerade hervorheben will oder nicht, und es kann leicht geschehen und ist mir selbst auch so begegnet, dass in einem und demselben Satze ein Mordwine z. B. das Fre- quentativ, ein anderer das Indeünitum gebraucht. — Besonders häufig ist namentlich die An wendung des Indeiinitums, weil es den Mordwinen bei ihrer Armuth an Tempusformen zu gleich mit dazu dienen kann, solche Unterschiede bei der Handlung zu machen, wozu anderen Sprachen verschiedene Tempusformen dienen. In so fern nämlich das Indefinitum nicht bloss die zu unbestimmten Malen wiederholte Handlung, das was zu geschehen pflegt, ausdrückt, sondern auch die länger dauernde, fortgesetzte, kann das erste Tempus, welches überhaupt im Mordwinischen das Präsens und Futurum umfasst, deutlicher gerade das Präsens ausdrücken, als das erste Tempus etwa des Primitivverbs oder des Intensive. Mit dem zweiten Tempus des Indefinits, in welchem Tempus überhaupt allerlei Präteritformen anderer Sprachen liegen, kann deutlicher als mit anderen Verbalformen ein Imperfect{im griechischen Sinne, als Gegen satz zum Aorist) ausgedrückt werden, die Handlung, welche beim Eintritt einer anderen noch fortdauerte oder sie begleitete; die andere Bedeutung des griechischen Imperfects, das auszu drücken, was Jemand zur Gewohnheit hatte, zu thun pflegte, Hegt ohnehin schon in dem mord winischen Indefinitum...,•.,■■■

'§ 82. II. Einfache Conjugation des affirmativen subjeetiven Zeitworts. Bevor wir die einzelnen Bildungen des mordwinischen Verbs, aus welchen die Gonjugation zusammen gesetzt ist, und deren Bedeutung durchgehen, müssen wir etwas genauer eine schon oben erwähnte Eigenthümlichkeit des Mordwinischen besprechen, auf welcher zum Theil die Con-jugationsformen beruhen, nämlich die suffigirte Copula oder die Prädicativsuffixe.

In der dritten Person des Singulars bleibt, wenn das Prädicat nicht selbst durch ein Verb ausgedrückt ist, der Satz gewöhnlich ganz ohne Zeitwort, und man ergänzt in Gedanken das Zeitwort «sein» wie im Russischen und in vielen anderen Sprachen, jedoch natürlich nur, wenn nicht noch Tempus- oder Modusverhältnisse ausgedrückt werden sollten, die bei dem Fehlen des Verbums durch ein Prädicatnomen oder ein Adverb natürlich nicht ausgedrückt werden könnten. Das Fehlen des Zeitworts «sein» ist also auf das Präsens des Indicativs beschränkt. Die erste und zweite Person desselben Tempus vom Zeitwort «sein» werden an dem Prädicats-

GKAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.61

nomen oder Adverb durch Suffixe bezeichnet, und so bedeutet also die Endung -an «ich bin», -at «du bist», -tanok (-tanok, -danok, -danok)1) «wir sind», -tado (-tado, -dado, -d'ado) «ihr seid», -t (als Pluralendung überhaupt, ohne Personalbezeichnung) «sie sind», z. B, paran (ich bin gut), parat (du bist gut), paro (gut, er ist gut), pardanok (wir sind gut), pardado (ihr seid gut), part (gute, sie sind gut) von paro, kutšoźan (ich bin gesandt), kutšoźat, kutšoź, ku-tšoźďanok, kutšoźďado, kutšoźt von dem Particip kutšoź von kutšoms (senden), vasolan (ich bin in der Ferne, weit), vasolat, vasolo, vasoldanok, vasoldado, vasolt von vasolo (weit), to-san (ich bin dort), tosat, toso, tostanok, tostado, tost von toso (dort) u. s. w. Auch zusammengesetzte Ausdrücke werden so gebildet, z. B. mon tśoratan (ich bin dein Sohn), ton paro lomańat (du bist ein braver Mann), tyń sede pokštado (ihr seid grösser), miń te ošstotanok (wir sind aus dieser Stadt), mon tynk jutksan (ich bin unter euch) u. s. w. Von den eingeklammerten Formen für die Pluralpersonen stehen die mit d nach Diphthongen und nach 1, m, n, r, v und z, die mouillirten nach mouillirten Consonanten und nach i und e. Die Endungen der Singularpersonen stossen den vorhergehenden Vocal entweder aus oder schieben ein j dazwischen, z. B. mon tšumojan (ich bin schuldig) von tšumo, ton tätajat (du bist Vater) von täta. ,

Im Präteritum, wo eigentlich das Zeitwort «sein» ausgedrückt werden miisste — uliń, ulit, uľź, ulinek, ulide, uíźt—, gebraucht man sehr gewöhnlich auch einen kürzeren Ausdruck, indem man nämlich diese Personen des Präteritums in verkürzter Form eben so anhangt, wie oben die Prädicatsuffixe, z. B. ošsoliń (ich war in der Stadt), ošsolit, ošsoľ, ošsolinek, ošsolide, ošsoľt von ošso (in der Stadť)^ araseliń (ich war nicht), araselit, araseľ, araselinek, araselide, araseľt von araś (nicht vorhanden, ist nicht, das magyarische nincs); nach Vocalen sind die Endungen liń, lit, ľ etc., nach Consonanten wird e (i) eingeschoben.

§ 83. A. Verbalnomina. Für die Conjugation bilden die Verbalnomina zum Theil die Grundlage, daher machen wir mit diesen den Anfang.

1) Das Nomen actionis auf-mo (me). Seine Bedeutung als Nomen ist schon oben bei der Wortbildung besprochen; in der Conjugation entspricht es theils in unveränderter Gestalt, von manchen Verben regiert, unserem Infinitiv, so nach den Verben der Bewegung, nach karmams, ušodoms (anfangen), väšnems (suchen, streben), pelems (fürchten), arsems (gedenken), maštoms (verstehen), tonavtoms (lehren), tonavlems (lernen), tšatšoms (geboren sein), theils und häufiger, namentlich meistens da, wo der Infinitiv das gerade Object des regierenden Zeitworts bildet, im Illativ2), unter welcher Form daher die Verba auch im Wörterbuchc aufgeführt sind.

Für die Syntax ist dieses Verbalnomen dadurch sehr wichtig, dass es in verschiedenen

1)

Mundartlich auch -t.11110 (taillil), wie im Mokschadialekt.

2)

Zum Theil habe ich dafür auch den Prädicatir gehört, so von einem Ersa aus Niehni-Nowgorod constant, wenn das Verbalnomen den Vocal der Torletzten Sylbe ausgestossen hatte, z. B. lβdmβks, meŕiueks, Saimeks,

ušodmoks «t. ledems, merems, sajems, ušodoms u. dergi.

62F. J. WlEDBMANN,

Casus oder mit verschiedenen Postpositionen verbunden, verkürzte Ausdrücke für mancherlei Adverbialsätze bildet, wovon hier einige Beispiele stehen mögen.

Inessiv: kortleź tenst tonavtomosonzo er sagte ihnen in seinem Lehren, indem er sie belehrte.

Elativ: muinze syńst udomsto er fand sie während des Schlafens,, schlafend, indem sie schliefen, uľmestenze kudoso während, als er im Hause war.

Illativ: tšavyze sońze kulomozonzo sie schlugen ihn bis zu seinem Sterben, bis er starb.

Mit längs: maksyze sońze kulomo längs sie gaben ihn zum Sterben, damit er getödtet würde.

Mit meile: samodo meile malav jovtaź nachdem er hinzu getreten war, sagte er, liśmede meile syńst karmaź kortleme nachdem sie hinausgegangen waren, fing er an zu reden.

Mit kis: śulmsink syńst śulmos pultamoń kis bindet sie in ein Bündel des Verbrennens wegen, damit sie verbrannt werden, kajink settneń kundamoń kis werft die Netze aus, um zu fischen.

Mit ikele: sodasa, mezese aštši nužank tynk, väšmede ikele tynk ich weiss, was ihr nöťhig habt, bevor ihr bittet, liseź neimede ikele sońze er ging hinaus, bevor er ihn gesehen hatte.

Mit marto: otkazaź božamo marto er läugnete es mit Schwören, indem er dazu schwor.

Hierbei ist noch zu erwähnen die Verbindung mit dem russischen štoby (damit), um Cau-salsätze zu bilden, was vielleicht nicht ein blosser Russicismus ist, da auch die baltischen Finnen so construiren, d. h. ihre Causalconjunction zu ihrem Infinitiv setzen, z. B. makssazo sońze štoby mekev sajems (er giebt es, um es wieder zurück zu nehmen), kosto sajems.kše štoby anďoms syńst (woher soll man Brot nehmen, um sie zu ernähren).

§ 84. 2) Das Nomen agentis auf -y (i)1) ist in der Conjugation actives Particip der Gegenwart und wird als solches theils adjeetivisch, theils substantivisch gebraucht. Adjectivisch kann es entweder als unveränderliches Attribut vor Substantiven stehen, z. B. pŕadovtomodo meile vese ne valtneń kultsony lomatnenen tui (nachdem er alle diese Worte zu den anhörenden Menschen geendigt hatte, ging er fort), oder als nach dem Numerus des Subjects veränderliches Prädicat ,z. B. arseźt, meks son moli Hat marto (sie meinten, dass er mit den Anderen gehend (sei), gehe), son udyľ virse (er war schlafend, schlief im Walde), koš veset mutavit tońdet (wenn auch Alle beunruhigt (sind) deinetwegen). Substantivisch wird dieses Particip dem Verbalnomen auf -ytśa (itśa) gleich gebraucht (s. § 23), z. B. göre päkevtnenen i potavtytne-nen (wehe den Schwangeren und Säugenden), paz avoľ kulozetneń a eritneń paz (Gott ist ein Gott nicht der Todten, sondern der Lebenden); es kann auch mit «derjenige, welcher», «ein solcher, welcher» aufgelöst werden, z. B. se kekševi lamo sodytnenen (das ist denen verborgen, welche viel wissen), maŕaź teń taki oźadytneń jutksto martonzo [Einer von denen, welche bei ihm sassen, hörte diess), und dieselbe Auflösung kann natürlich auch Statt haben beim ad-jeetivischen Particip, sei es nun, dass es unflectirt seinem Subsantiv vorangeht, wie oben, oder

1) Das i st. y (γergl. § 11) steht in den Verbalenduŋgen auch nach dem v der Media, nach š und 7..

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.63

dass es flectirt ihm Dachfolgt, wie syń cikakštneń konďat seŕgeditneń veikest veikest i kort-litneii (sie sind Kindern ähnlich, welche einander rufen und sagen).

§ 85. 3) Das Vcrhalnomen auf -i (vergl. § 24) ist theils ein Verbaladverb (Gerundium), theils ein Parlicip der vergangenen Zeit sowohl activ als passiv, gerade wie in früherer Zeit das magyarische Gerundium auf va (ve). Activ ist es als Adverb (Gerundium) gebraucht, wo es dasselbe ausdrückt wie der Elativ des Verbalnomens auf -mo (s. oben) und sowohl das Subjcct wie das Object des deutschen Satzes zu seinem Subject haben kann, z. B. maŕaź teń divaźt (als sie das höńen, so wunderten sie sich), maksyk synenst pandovksonst ušodoź meil-tsetncste vasińtsetnes (zahle ihnen ihren Lohn von den letzten anfangend bis zu den ersten), neiźt tśorane ozadoź vied jonganzo (sie sahen einen jungen Mann zu seiner Rechten sitzend); in Sätzen, wie der letzte, wo das Verbalnomen auf í auf ein Wort zu beziehen ist, das im Deutschen Object des Satzes ist, ist genau genommen die mordwinische Construction vielleicht anders gemeint und das Verbalnomen nur scheinbar Gerundium, denn der mordwinische Nominativ (hier tśorane) statt des deutschen Objects von «sahen» lässt annehmen, dass hier eigentlich zwei Sätze asyndetisch neben einander stehen, «sie sahen, ein junger Mann (war) sitzend zu seiner Rechten», und dass ozadoź eigentlich ein Partizip als Prädicat ist. — Als Particip gebraucht ist das Verbalnomen auf í adjectivisch und substantivisch ganz wie das vorhergehende. Activ ist es, wenn es von intransitiven Zeitwörtern gebildet ist, immer, z. B. jomaź (verdorben, verloren gegangen), jomaź revetne (die verlorenen Schafe), kuloź" (gestorben), jangseź (in sich gegangen, bereuend), jakaź (gegangen)', wenn aber von transitiven Zeitwörtern gebildet, nur wo es als Ausdruck des Präteritums steht (s. unten), sonst ist es passiv gemeint, namentlich also, wo es substantivisch steht, wie kutšozetne (die Abgesandten), oder als Adjectiv attributivisch, wie kurvaźtleź kštatol (ein angezündetes Licht), oder als Prädicat mit der suffigirten oder selbslstän digen Copula, z. B. kutšoźan (ich bin gesandt worden), kutšozeľ (er war gesandt worden), ku-tšoź ulit (du wirst gesandt werden), und da in der dritten Person das Prädicatsuffix des Präsens wegbleibt, so kann son kutšoź nicht nur heissen «er sandte», als Präteritum des Indicativs gebraucht, sondern auch «er ist gesandt worden» nach Analogie von kutšoźan, kutšoźat.

§ 86. B. Modi und Tempora. Das Mordwinische hat fünf Modi, den Indicativ, Optativ, Conditional, Gonjunctiv und Imperativ, und in jedem ein Tempus oder mehrere.

1) Indicativ. Der Indicativ hat zwei Tempora. Das erste, Präsens und Futurum, hat zur Grundlage das Verbalnomen auf-y (i), welchem die Prädicatsuffixe angefügt werden (vergl. § 82); die dritte Singularperson ist also dieses Nomen selbst, die dritte Pluralperson eben dieses mit dem Pluralzeichen t. Von karmams (anfangen) z. B. heisst es also, da vor den Suffixen der Singularpersonen der Vocal wegfallt (s. § 82), karman, karmat, karmy, karmata-nok, karmatado, karmyt, oder von pelems (fürchten), peľan, peľat, peli, peľďanok, peľďado, pelit. In dem zweiten Tempus (Präteritum) ist die dritte Person, wie im Tscheremissischen, wieder das entsprechende Nomen auf-ź1), im Plural mit hinzugefügtem t, die anderen Personen ha-

1) Nach t und k, bei Auslassung des Torhergehenden Vocals (o, β), S gesprochen, z. B. nβvtś, kośkś.

G4F. J. WlEDEMANN,

ben ähnliche, aber kürzere Endungen als im Präsens, die an dasselbe Nomen auf --y (i) gehängt werden, nämlich ń, t, nek, de, so heisst also von den beiden oben genannten Verben das Präteritum karmyń, karmyt, karmaź, karmynek^ karmyde, karmaźt, und peliń, pelit, peľź, pelinek, pelide, pelzt. —Ueber Bedeutung und Gebrauch des Indicativs ist nichts weiter hinzuzufügen.

§ 87. 2) Optativ. Der Optativ hat eben so zwei Zeitformen. Die erste, welche wir Präsens nennen, entspricht der deutschen Umschreibung mit «mag, möge» und kommt nur sehr sparsam vor ausser der dritten Person, welche zur Ergänzung des Imperativs dient. Theils mit štoby (dass, damit), wie der Conditional, theils asyndetisch in Form eines Hauptsatzes bildet dieses Tempus Sätze, welche ein Gewünschtes, Beabsichtigtes ausdrücken, wie der lateinische Conjunctiv mit ut, z. B. teń teiša, štoby setme uleze (das werde ich ťhun, damit er ruhig sei), purnado vese, mezejak il'azo joma (sammelt Alles, nichts komme um, oder damit nichts umkomme), ińaldsamam, sovazan kudozonzo (er bittet mich, möge ich in sein Haus kommen, d. h. dass ich in sein Haus komme) u. s. w. Der Charakter ist ein z mit dem Vocal o oder e, je nach den Erfordernissen der Vocalharmonie. Dieses zo (ze) ist wieder ohne weitere Veränderung dritte Singularperson, die übrigen Personen haben die Endungen des zweiten Tempus im Indicativ, also karmazan, karmazat, karmazo, karmazanok, karmazado, karmazt und pelezen, pelezet, peleze, pelezenek, pelezede, pelezt. — Das zweite Tempus, Präteritum, entspricht der deutschen Umschreibung mit «möchte» und hat zum Charakter ks, zu Perśönälendungeń aber die im § 82 angegebenen Abkürzungen von uliń, die wie Prädicätsüffixe gebraucht Werden, also karmakselm, karmakselit, karmakseľ, karraakselinek, karmakselide, karmakseľt, eben so pelekseliń, pelekselit (od. pelkseliń^ peľkselit) u. s. w. und alle anderen Verba ohne Vocalunterschied.

§ 88. 3) Conditional. Er entspricht der deutschen Umschreibung mit «würde» und steht in Sätzen, welche, von einer Bedingung abhängig, eine hlösse Möglichkeit* Annahme, Voraussetzung aussprechen. Auch der bedingende Satz kann, statt im ConjünCtiv, in diesem nämlichen Modus stehen, wenn er eben so nur eine Möglichkeit und Annahme, nicht eine Wirklichkeit, ausdrückt, und dieser Modus entspricht also in dieser Satzverbindung überhaupt ziemlich genau dem griechischen Optativ. Aüsserdem steht er in Sätzen mit štoby (düss), die etwas Gewünschtes, Beabsichtigtes enthalten. — Der Conditionalis enthält nur ein Tempus, dessen Bildung ebenfalls auf einer Zusammensetzung mit uliń beruht, welches dem Stamme des Zeitworts angehängt wird, wie er nach Abwerfung von ms des Infinitivs übrig bleibt. Durch die Zusammensetzung ist aber der Anlaut von uliń etwas abgeschliffen Und verändert worden, so dass, auch abgesehen von dem nicht selbständig vorkommenden darin enthaltenen Verbalstamiii, dieser Modus nicht als ein Stück einer bloss periphrastischen Cönjugation anzusehen ist. Zunächst wird nämlich gegen den Hiatus ein v eingeschoben, und dann in der ersten und zweiten Person darnach das u von ulin meist ganz ausgestossen; in der dritten Person beider Numeri, wo es bleibt, hat es sich in der Aussprache der Vocalharmonie anbequemt. So lauten denn nun die Personen karmavliń, karmavlit, karmavoľ, karmavlinek, karmavlide, kar-mavol't und pelevliń, pelevlit, peleveľ, pelevlinek, pelevlide, pelevel't. Wenn der nach dem v

GEAMMATIK DEK EESA-MOEDWINISCHEN SPEACHE.65

ausgefallene Vocal gesprochen wird, so lautet er ebenfalls o oder e nach der Vocalharmonie. Uebrigens habe ich manche Ersa auch ziemlich deutlich u statt vo (ve) sprechen gehört, wodurch das über die Bildung dieses Modus Gesagte bestätigt Avird, dem man im Mokschanischen die ursprüngliche Zusammensetzung kaum mehr ansehen möchte.

§ 89. 4) Conjunctiv. Dieser Modus entspricht dem griechischen Conjunctiv und Optativ mit Bedingungspartikeln und ist selbst nur eine Zusammensetzung mit einer solchen Partikel (däŕa, däräi), welche aber nicht vorangestellt wird, wie andere, sondern angehängt und mit den Prädicatsuftixen flectirt. Es können auf diese Weise zwei Tempusformen gebildet werden, welche dem deutschen Präsens des Indicativs und dem Imperfect oder Plusquamperfect des Conjunctivs mit «wenn» entsprechen. Das erste besteht aus dem Hauptverb in der Form der ersten Person des Präteritums im Indicativ und der flectirten Partikel, karmyńdäŕan (wenn ich. will), pelińdäŕan (wenn ich fürchte), das zweite aus derselben Partikel mit dem Hauptverb in der ersten Person des Conditionals, karmavlińdäŕan (wenn ich wollte od. geivollt hätte), pelev- , lińdäŕan (wenn ich fürchtete od. gefürchtet hätte). Die Flexion ist natürlich in beiden Zeiten däŕan, däŕat, däräi, däŕatanok, däŕatado, däräit, während das vor der Partikel Stehende immer unverändert bleibt. — Dass dieser Conjunctiv durch Zusammensetzung entstanden ist, zeigt sich deutlich daran, dass erstens nicht nur der Verbalstamm seinen Accent an gewohnter Stelle (s. §15) hat, sondern auch die Partikel betont ist (auf der zweiten Sylbe), und zweitens dass, wiewohl selten, auch Constructionen mit getrennter, vor das Verb gesetzter Partikel vorkommen, wovon auch die Mokschatexte bei Ahlquist ein Beispiel enthalten, nämlich (S. 113) täräi mon mol'an, kandan toi (wenn ich gehe, so bringe ich Feuer), statt mon molindärän. Es wird noch eine dritte Conjunctivform angegeben, nämlich das Verbum wie hier in dem zweiten Tempus und dazu die Partikel im Conditional conjugirt, also karmavlińdäŕavliń, was angeblich dem deutschen Plusquamperfect entsprechen soll (wenn ich gewollt hätte), und für das Mokscha hat Ahlquist statt unseres zweiten Tempus zwei andere, nämlich das Verbum wie in unserem ersten Tempus und dazu die Partikel im Präteritum conjugirt, also karmańdäräń (Conditional-Präteritum), und das Verb eben so mit der Partikel in unserem Conditional, also karmandärälen (Conditional-Conjunctiv). Es ist wohl möglich, dass diese drei Verbalformen auch von den Ersa gebraucht werden, ich habe sie aber hier nicht der Conjugation mit einreihen wollen, weil sie mir selber noch nicht vorgekommen sind.

§ 90. 5) Imperativ. Der Imperativ hat nur die zweite Person, die dritte wird aus dem Präsens des Optativs ergänzt, die erste Pluralperson, als Aufforderung, aus dem Präsens (Futur) des Indicativs. Dem Plural auf do (de) liegt einfach der unveränderte Verbalstamm zu Grunde, wie er nach Abwerfung von ms des Infinitivs erscheint, also prado (fallet) , von prams, stado [stehet auf) von stams, sovado (geht hinein) von sovams, maksodo (gebet) von maksoms, kultsonodo (höret) von kultsonoms, kortlede (sprechet) von kortlems, lisede (geht hinaus) von lisems, sajede (nehmet) von sajems, ujede (schiffet) von ujems u. s. w. — Der Singular verstärkt den Verbalstamm durch k (nach Vocalen) oder durch t (nach Diphthongen und Consonanten). Da der Infinitivendung ms eigentlich immer ein Vocal vorher-

Mémoires de l'Acad. Imp. des scieuces, Yllmc Serie.9

66F. J. WIE DE MANN,

geht, so kann die Imperativendung t statt k1) nur dadurch eintreten, dass der Endvocal des Ver-halstammes ausgeslossen wird. Diess geschieht am gewöhnlichsten von Verben auf doms (dems), toms (tems), wo das d und t mit dem t des Imperativs lautlich zusammen fällt, und auf voms, ferner soms (sems), lems, raems, žoms, jems, šems, natürlich nur unter der Voraussetzung, dass diesen Endungen ein Vocal vorhergeht, oder dass ein etwa vorhergehender Consonant nicht eine zu grosse Härte bewirkt, z. B. ińaldt (bitte), orgod't (fliehe), tsarkod't (begreife), liadt (bleibe), śormadt [schreibe), nevtt {zeige), von ińaldoms, orgodems, tšarkodems, liadoms, śormadoms und nevtems, sezevt (reisse dich los), javovt (entferne dich) von sezevoms, javo-voms, liśt (gehe hinaus), makst (gieb), mol't (gehe), simt (trinke), panžt (öffne), neit (sehe), uit [schiffe), väšt (bitte), vonlisems, maksoms, molems, simems, panžoms, nejems, ujems, väšems. Die Ausstossung des Vocals ist jedoch, auch da, wo sie ohne Misslaut zu verursachen geschehen könnte, nicht immer gerade nothwendig und die ausschliesslich geltende Form, und namentlich scheinen die auf jems gleich gut die vollständige Form zu haben oder den Vocal aus-zustossen und aus j und dem vorhergehenden Vocal einen Diphthong zu bilden, also sajek, sait (nimm), tejek, teit (mache) von sajems, tejems, nur von mijems (verkaufen) möchte mi-jek wohl die allein gebräuchliche Form sein. Beispiele von den vollständig gebildeten Imperativen sind noch jakak (gehe) von jakams, prak (falle) von prams, ketśak (freue dich) von ke-tśams, lotkak (höre auf) von lotkams, udok (schlafe) von udoms, lovnok (zähle) von lovnoms, aštšek (verwette) von aštšems, setmek (werde ruhig) von setmems.

§ 91. III. Einfache Conjugation des negativen subjeetiven Verbs. Das negative Zeitwort steht auch da regelmässig, wo im Deutschen ein negatives Pronomen oder Adverb im Satze vorkommt. Die Negation des Zeitworts geschieht im Mordwinischen nach einem doppelten Princip, theils wird nämlich eine unverändert bleibende negative Partikel vor die Formen des affirmativen Verbs gesetzt, theils nimmt die Negation selbst Verbalform an, und das Hauptverb wird in einer für alle Personen gleich bleibenden Gestalt dazu gesetzt.

A. Die Verbalnomina gehören in die erste Kategorie, es wird ihnen die Negation a vorgesetzt, nur das als Gerundium gebrauchte Nomen auf ź nimmt die Form der Singularperson des Imperativs an und davor die Negation apak, als apak neit (ohne zu sehen, da er nicht sah) von nejeź, neiź, apak simt {ohne zu trinken, durstend) von śimeź, apak nevtt (ohne zu zeigen) von nevtś, nevteź, apak jartsak (ohne zu essen, hungernd) von jartsaź, apak šľak (ohne zu waschen) von šľaź, apak udok (ohne zu schlafen, wachend) von udoź, apak arsek (ohne zu bedenken, unversehens) von arseź, apak tonavlek (ohne gelernt zu haben) von tonavleź.

§ 92. B. Modi und Tempora. 1) Indicativ. Da das Präsens eigentlich das Verbalnomen auf y (i) ist mit der suffigirten Copula, so ist hier auch die Negation nur das unveränderte a, z. B. a karman (ich will nicht), a karmat, a karmy, a karmatanok, a karmatado, a karmyt.

Das Präteritum hat eine fleclirte Negation eziń, ezit, eí, ezinek, ezide, eźt, zu welcher

1) Auch die Tscheremissen haben dieses Imperativsuffix k, und darum ist im Mordwinischen diese Imperativform wohl nicht zusammen Zu werfen mit der des objeetiren Verbs (s. unten).

GEAMMATIK DEE EESA-MOBDWINISCHEN SPEACHE.67

das Verbum in derselben Form gesetzt wird, wie zu dem Gerundium, also eziń viďt (ich säete nicht) von videms, ezit kämt (du glaubtest nicht) von kämems, eź teit (er that nicht) von te-jems, ezinek sait (wir nahmen nicht) von sajems, ezide simt (ihr tränket nicht) von simems, eźt kekševt(sie waren nicht verborgen) von kekševoms, eziń sodak (ich wusste nicht) von sodams, ezit noldak (du liessest nicht) von noldams, eź kulok (er starb nicht) von kuloms, ezinek kul-tsonok (wir hörten nicht) von kultsonoms, ezide arsek (ihr dachtet nicht) von arsems, eźt kort-lek (sie sprachen nicht) von kortlems.

§ 93. 2) Optativ. Das erste Tempus hat die Negation iľazan, iľazat, iľazo, iľazanok, iľazado, iľazt und das zweite avoľkseliń, avoľkselit, avoľkseľ, avoľkselinek, avoľkselide, avoľk-seľt mit dem zu negirenden Verb in derselben Form wie vorher, oder viel gewöhnlicher noch in der ganz einfachen Stammform ohne das k oder t, also iľazan karma etc., avoľkseliń karma etc., il'azan pel't etc., avolkseliń pel't etc.; die unverslärkte Form des Stammes haben die zwei- und mehrsylbigen Verba auf ams und die drei und mehrsylbigen auf oms, ems; von den zweisylbigen auf oms hört man beide Formen, je nach dem das Verbalnomen das o aus-stösst oder nicht, z. B. makst von maksmo, maksoms (geben), kulo von knlomo, kuloms (sterben), vano od. vant, vanok von vanomo od. vanmo, vanoms (sehen). Die Negation des ersten Tempus ist, wie dieses selbst mit dem Imperativ, sehr nahe verwandt mit der Negation des Imperativs (vergl. unten), eben so im Mokscha, obgleich die Negationen selbst dort ganz anders lauten als im Ersa, (tazan, tazat, taza, tazama etc. im Optativ, tat, tada im Imperativ), die des zweiten Tempus, welche in der ersten und zweiten Person auch verkürzt gesprochen wird (avoľksliń, avoľkslit, avoľkslinek, avoíkslide), ist, wie man leicht sieht, statt aul'kselin — welchem die Aussprache in manchen Theilen des Sprachgebietes auch ziemlich nahe kommt — d. h. eigentlich dasselbe Tempus des Hülfsverbs ulems mit der Negation verbunden, ähnlich wie im Conditional (siehe gleich unten).

§ 94. 3) Conditional. Seine Negation ist avoliń, avolit, avoT, avolinek, avolide, avoľt, worauf das Verbum unverändert in derselben einfachen Gestalt folgt, wie im Optativ. Auch die Negation ist analog der des Optativs gebildet aus der einfachen Negation a und dem Präte-teritum von ulems, also statt auliń u. s. w. Daneben hört man bisweilen noch eine etwas längere Form der Negation, die der des Optativs noch ähnlicher ist, nämlich avolevliń, avolevlit, avoleveľ, avolevlinek, avolevlide, avoleveľt, d. h. eine Zusammensetzung des a nicht mit dem Präteritum des Indicativs, sondern mit dem Conditional von ulems, also st. aulevliń etc. Einen Unterschied der Bedeutung habe ich in dem Gebrauche der längeren und kürzeren Negationsform nicht bemerken können.

§ 95. 4) Conjunctiv. Da der flectirte Theil dieses Modus die Form des Präsens im In-dicativ hat, so ist die Negation hier wie dort das unveränderte a, welches vorangestellt wird, also im ersten Tempus a karmyńdäŕan (wenn ich nicht will), a pelińcläŕan (wenn ich nicht fürchte), im zweiten a karmavlińdäŕan (wenn ich nicht wollte), â pelevlińdäŕan (wenn ich nicht fürchtete). Ob die Negation auch vor der Partikel eingeschoben, und dafür die Verbalform verkürzt werden kann (karma, pel), wie im Mokschadialect, das muss ich dahin gestellt sein las-

9*

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sen, da mir diese Weise im Ersa nicht selber vorgekommen ist, eben so wie die abweichenden affirmativen Formen des Mokscha (s. oben § 89).

§ 96. 5) Imperativ. Der Imperativ hat wieder eine flectirte Negation und dazu das Verb in der Form des affirmativen Imperativs oder gewöhnlicher noch ohne das k oder t in derselben ganz einfachen Gestalt, wie oben beim Optativ angegeben worden. Die Negation ist ila, Plur. il'ado, also z. B.il'a karma (wolle nicht), üado karma, il'a pele od. peľ (fürchte nicht), ilado pele od. peľ, seltener i. karmak, i. pel't. Das Mokscha steht mit seiner prohibitivcn Negation (tat, tada) dem Tscheremissischen (it, ida) etwas näher als das Ersa.

§ 97. IV. Periphras'tische Conjugation. Ein Theil der bisher genannten Modi und Tempora beruht freilich auch schon auf einer Umschreibung mit dem Zeitwort «sein», es sind jedoch dort durch die Vereinigung zu einem Ganzen Haupt- und Hülfsvcrb so abgeschliffen und verstümmelt, dass sie nicht mehr von einander getrennt und selbständig neben einander gestellt werden können, dass sie also wie eine einfache Verbalform anzusehen sind. Wirkliche umschriebene Zeitform ist im Mordwinischen eigentlich nur noch das mit karmams (wollen, beabsicMigen, anfangen) und dem ersten Verbalnomen des Hauptverbs gebildete Futurum. Bei dem Mangel eines besonderen und ausdrücklichen Futurum in ihrer Conjugation haben die Finnen aller Stämme ihre Zuflucht zu einer Umschreibung genommen, wo das Futurum durch das erste Tempus des Indicativs, welches zugleich Präsens ist, ausgedrückt undeutlich oder zweideutig sein könnte. Die Ostfinnen haben dabei als Hülfsverb überall, wenn auch nicht ausschliesslich, ein Zeitwort genommen, welches'dem russischen CTauy entspricht, das gleichfalls zur Umschreibung des Futurs dient, so die Tscheremissen tyngalam, die Wotjaken ku-tyśko, noch häufiger die Syrjänen und Permier ponda.

Zu den periphrastischen Ausdrücken kann man noch das Particip der vergangenen Zeit rechnen, mit den Prädicatsuffixen oder ulems (sein) verbunden. Da das Mordwinische einer passiven Form des Zeitworts in der Conjugation entbehrt, so muss es diesen Mangel auf andere Weise ersetzen. Das Präsens und Präteritum kann theils durch die dritte Pluralperson des Ac-tivs umschrieben, theils durch das Medium vertreten werden. Das Particip der vergangenen Zeit, in seiner passiven Bedeutung, kann nun aber eben so wie vielleicht das der gegenwärtigen Zeit (vergl. § 82) mit Prädicatsuffixen verbunden werden und so das Perfectum ausdrücken, z.B. von kutšoms (senden), kutšoźan (ich bin gesandt od. ich bin gesandt worden), kutšoźat, kutšoźdanok, kutšoźďado; die dritten Personen, wo das Suffix fehlt — kutšoź, kutšoźt — ver-' meidet man ohne Copu lazu gebrauchen, weil sie bei der doppelten Natur des Particips eben so gut das active Präteritum bezeichnen und daher zweideutig wären. Das Präteritum hierzu hat man aber vollständig mit der affigirten Copula uliń etc., nämlich kutšozeliń (ich war gesandt od. ich war gesandt worden), kutšozelit, kutšozeľ, kutšozelinek, kutšozelide, kutšozeľt. Seltener, weil darnach weniger als nach dem Passiγ ein Bedürfniss ist, wird auch das active Particip mit dem verkürzten uliń etc. gebraucht, um ein Imperfect auszudrücken, z. B. mon sody-lin (ich wusste), ton udylit (du schliefst), son aštšitśaľ kudoso (er befand sich, hielt sich auf, im Hause), syń a kirdevil't (man konnte sie nicht halten) u. s. w. Das Particip des Präteritums

GEAMMATIK DEK EBSA-MOEDWINISCHEN SPEACHE.69

mit dem Präsens von ulems (sein) selbst Verbunden wird als Futur, aber auch als Fut. exact. und als Perfect des Passivs gebraucht, da für das Präsens eben schon der Ausdruck mit den Prädicatsufiixen da ist, also kutšoź ul'an (ich werde gesandt werden od. ivorden sein, ich bin gesandt worden) etc.

§ 98. V. Paradigmen der subjectiven Verba. Obgleich die Suffixe, mit Ausnahme einiger durch die Vocalharmonie geforderten Ungleichheiten, eigentlich bei allen mordwinischen Verben dieselben sind, so stellen wir doch hier mehre neben einander, um eine bequemere Uebersicht zu geben von dem Verhalten der Vocale in Beziehung auf Beständigkeit oder Beweglichkeit, von der Tenuation und Mouillirung theils der Stammconsonanten, theils der An-lautsconsonanten der Suffixe, von der Verschmelzung des j mit dem vorhergehenden Vocal. Am beständigsten ist unter den Vocalen der Infinitivendung (ams, oms, ems) das a, während O und e sehr gewöhnlich elidirt werden, wenn keine zu harte Consonantenhäufung dadurch entstein. Da e (wie i) auf den vorhergehenden Consonanten mouillirend einwirkt und an ihm zu erkennen ist, dass in den Infinitiven auf ems der davor stehende Consonant ein mouillirter ist, so muss beim Ausfallen des e die Mouillirung bezeichnet werden, wenn es nicht ein solcher ist, an welchem die Mouillirung nicht deutlich vernehmbar ist (Lippen- und Kehllaute und š, ž). Der Anlaut der ersten und zweiten Pluralperson des Präsens im Indicativ (t, d) richtet sich natürlich nach dem schon im § 82 gegebenen Regeln, mouillirt wird er in den Verben auf ems. Das i für den entsprechenden harten Vocal y tritt nicht bloss da ein, wo es schon durch die Infinitivendung (ams mit vorhergehendem mouillirten Consonanten und ems) angedeutet ist, sondern auch nach š, ž und in den Medialverben. Die Verba auf jems stossen, da dieser Infinitivendung nie ein Consonant vorhergeht, fast immer das e aus, wenn ein Conso-nant folgt, und das j, dadurch zur vorhergehenden Sylbe gedrängt, klingt dann mit dem davor stehenden Vocal zusammen als Diphthong, z. B. saime von sajems, teime von tejems, uime von ujems. Geht ein i vorher, so wird natürlich das j ganz unhörbar, und man kann lautlich gleich richtig mime oder mijme schreiben von mijems (verkaufen). Mundartlich hört man das Ausfallen des j auch bei Verben auf ujems, wodurch denn natürlich die weiche Vocalisation in die harte übergeht, z. B. nuime oder numo von nujems (ernten), tuime oder tumo von tujems (fort gehen). Als Beispiele für die subjeetive Conjugation mögen dienen ramams (häufen), stams (aufstehen), vanoms (sehen), molems (gehen), tejems (machen).

Affirmativ.

Indicativ.

Präsens S. 1 raman stan vanan moľan tejan 2 ramat stat vanat moTat tejat 3 ramy sti vany moli teji \JIXA. iy. 1 ramatanok statanok vandanok v moľďanoK teiďanok v 2 ramatado' statado vandado moľdado teidado 3 rämyt stit \ vanyt moTt teit 70F. J. WlEDEMANN,

Präterit. S. 1 ramyń stiń vanyń moliń tejiń 2 ramyt stit vanyt molit tejit Äjfk 3 ramaK staź * vanoź moleź, moľź tejeź, teiź ģfo., -Pl. 1 ramjnek stinek vanynek molinek teinek 2 ramyde stide vanyde molide teide 3 ramaźt staźt vanoźt moleźt, molzt tejeźt, teiźt. Optativ.

Präsens S. 1 ramazan stazan vanozan molezen tejezen 2 ramazat stazat vanozat molezet tejezet 3 ramazo stazo vanozo moleze tejeze jy Pl. 1 ramazanok stazanok vanozanok molezeaęk . vteizenek 2 ramazado stazado vanozado molezede teizede 3 ramazt stazt vanozt molezt tejezt Präterit. S. 1 ramakseliń stakseliń vanokseliń molekseliń teikseliń 2 ramakselit etc. . etc. etc. etc. 3 ramakseľ Pl. 1 ramakselinek

*

2 ramakselide 3 ramakseft Conditional.

S. 1 ramavliń stavoliń vanovliń molevliń tejevliń 2 ramavlit stavolit vanovlit molevlit etc. 3 ramavoľ stavoľ vanovoľ moleveľ Pl. 1 ramavlinek stavlinek vanovlinek molevlinek 2 ramavlide stavlide vanovlide molevlide 3 ramavoľt stavoľt vanovoľt moleveľt Conjunctiv.

Präsens S. 1 ramyńdäŕan stińdäŕan vanyńdäŕan molińdäŕan tejińdäŕan 2 ramyńdäŕat etc. etc. etc. etc. 3 ramyńdäräi Pl. 1 ramyńdäŕata-nok 2 ramyńdäŕata-do 3 rämyńdäräit GBAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.71

Präterit. S. 1 ramavlińdä- stavolińdäŕan vanovlińdäŕan molevlińdäŕan tejevlińdäŕan ŕan 2 ramavlińdä- etc. etc. etc. etc. rat 3 ramavlińdäräi

>

Pl. 1 ramavlińdä-ŕatanok 2 ramavlińdä-ŕatado 3 ramavlińdä-räit

Imperativ.

S. 2 ramak stak vanok moľt teit (tejek) 1 Pl. 2 ramado stado vanodo molede tejede

Verbalnomina.

I. ramamo stamo vanomo raoľme teime .ramams staras vanoms molems tejems etc. etc. etc. etc. etc.

ll.ramy sti vany moli teji (ramytśa) (stitśa) (vanytśa) (molitśa) (tejitśa)

III. ramaź staź vanoź moleź, morź tejeź, teiź

Negativ. Indicativ.

Präsens S. 1* ä raman a stan a γanan a moľan a tejan 2 a ramat a stat a vanat a moľat a tejat 3 a ramy a sti a vany a moli a teji Pl. 1 a ramatanok a statanok a vandanok a moľďanok a teiďanok 2 a ramatado a statado a vandado a moľďado a teiďado 3 a ramyt a stit a vanyt a molit a teit

Piáterit. S. 1 eziń ramak eziń stak eziń vanok (van t) eziń moľt eziń teit 2 ezit r. etc. etc. etc. etc. 3 ei r. Pl. 1 ezinek r. 2 ezide r. 3 eźt r. -„ /~./ 72F. J. WIE DE MANN,

Optativ.

Präsens S. 1 il'azan rama il'azan stak il'azan vano (va- il'azan mol't il'azan teit nok, vant) 2 il'azat r. etc. . . etc. etc. etc. 3 iľazo r. fo*^^. &£&■ Pl. 1 ilazanok r. 2 il'azado r. 3 il'azt r.

Präterit. S. 1 avoľkseliń ra- avoľkśeliń stak avoľkseliń vano avoľkseliń mol't avoľkseliń teit ma (vant, vanok) 2 avol'kselit r. etc. etc. ^ etc. etc. 3 avoľkseľ r. Pl. 1 avol'kselinek r. 2 avol'kselide r. 3 avolkseľt r.

Conditional.

S. 1 avoliń rama avoliń stak avoliń vano avoliń mol't avoliń teit (vant, vanok) 2 avolit r. etc. etc. ~ etc. etc. 3 avoT r. Pl. 1 avolinek r. 2 avolide r. 3 avoľt r.

Conjunctiv.

Präsens S. 1 a ramyńdäŕan a stińdäŕan a vanyńdäŕan a molińdäŕan a tejińdäŕan 2 aramyńdäŕat etc. etc. etc. etc. etc.

Präterit. S. 1 a ramavliń- a stavolińdäŕan a vanovlińdäŕan a molevlińdäŕan a tejevlińdäŕan daran 2 a ramavliń- etc. etc. etc. etc. däŕat etc. Imperativ.

S. 2 iľa rama il'a stak iľa vano (vanok, iľa moľt iľa teit vant) Pl. 2 iľado rama ilado stak il'ado vano (va- iľado moľt il'ado teit nok, vant) GRAMMATIK DEE EESA-MOEDWINISCHEN SPEACHE.73

Verb alnomina.

II. a ramy a sti a vany a moli a teji (a ramytśa) (a stitśa) (a vanytśa) ( (a molitśa) (a tęjitśa)

■-- JJL- apak raraak apak stak apak vanok apak mol't apak teit § 99. VI. Conjugation des affirmativen objectiven Verbs. Wir haben es hier nur mit der einfachen Conjugation zu thun, denn in dem periphrastischen Futur bleibt natürlich das llülfsvcrb karmams eben so wie bei dem subjectiven Verb, und das dazu gesetzte Nomen, welches die Objectbezeichnung bekommt, wird sogleich hier besprochen werden, ein Passiv aber kann bei dem objectiven Zeitwort überhaupt nicht vorkommen, also auch nicht sein umschriebenes Perfect und Plusquamperfect.

Das Wesen des objectiven Zeitworts besteht darin, dass mit dem Verbum noch das Personalpronomen als Object vereinigt wird, wie in den semitischen Sprachen. Da die Thätig-keit hierbei nie als eine reflexive aufgefasst wird, so können die erste und zweite Person niemals dieselbe Person als Object haben, wohl aber die dritte. Ist nun das Object des Zeitworts nur dasselbe Personalpronomen, so kann es entweder weggelassen, oder grösseren Nachdrucks wegen dazu gesetzt werden. Am häufigsten wird das Zeitwort mit der dritten Person als Object gebraucht, nämlich, wie im Magyarischen, nicht bloss wenn das Pronomen derselben Person, sondern auch wenn ein Nomen Object der Thätigkeit ist. Im Magyarischen ist das ob-jective Zeitwort sehr defectiv, es hat nämlich ausserdem nur noch die erste Singularperson mit dem Object der zweiten des Singulars und Plurals gleichlautend, das Mordwinische aber hat jede erste Person mit der zweiten und dritten, jede zweite mit der ersten und dritten als Object, freilich auch mit manchen Wiederholungen, namentlich sind alle Personen mit dem Ob-jeGt «uns» und «euch» gleich, und in der Pluralperson wird Singular und Plural des Objects nicht unterschieden, so dass also z. B. «wir lieben dich» und «wir lieben euch» gleichlautend sind, eben so «ihr liebt mich» und «ihr liebt uns», «sie lieben mich» und «sie lieben uns» u. s.w. Man kann damit die ähnliche Erscheinung in der Sprache vergleichen, dass auch bei dem Nomen mit den Possessivsuffixen der Pluralpersonen der Singular und der Plural des besessenen Gegenstandes nicht unterschieden wird.

Das objeclive Zeitwort ist hier nur seiner Form wegen so genannt, nicht seiner Beziehung wegen, denn das subjective kann ebenfalls ein Object regieren. Das Genauere — so ziemlich, übereinstimmend auch mit dem magyarischen Sprachgebrauch — über den Gebrauch des objectiven und subjectiven Zeitworts ist im Mordwinischen, so viel ich beobachtet habe, Folgendes. Regelmässig ist der Gebrauch des objectiven Verbs, wenn das Object ein persönliches Fürwort ist, mag es nun ausgedrückt sein oder eben durch die Form des Zeitworts allein bezeichnet werden, ferner wenn ês ein demonstratives Pronomen ist, aber nicht wenn dieses nur als Determinativ gebraucht wird mit nachfolgendem Relativpronomen (derjenige, welcher), oder ein Substantivsatz, ein Nomen im Genitiv (als bestimmtem Objectcasus, s. § 58), oder endlich ein Eigenname. Das subjective Verbum steht also, wenn das Object eines der übrigen

Mémoircs de l'Acad. Imp. des sciences, Yllme Serie..10

74F. J. WlEDEMANN,

Pronomina ist, oder ein Nomen im Nominativ (als unbestimmtem Objectcasus, s. § 58) und natürlich immer auch, wenn die Thätigkeit auf kein Ohject überhaupt bezogen werden kann oder bezogen wird. Es giebt also eine Anzahl Verba, welche wegen ihrer (intransitiven) Bedeutung niemals in der objeetiven Conjugation vorkommen können, wie prams (fallen), stams ' (aufstehen), sovams (hinein gehen), molems (gehen), ozams (sitzen), udoms (schlafen), kuloms (sterłien) u. s. w., nebst allen Medialverben, während die übrigen je nach der Verbindung, in welcher sie stehen, nach der objeetiven oder subjeeliven Conjugation flectirt werden können.

§ 100. A. Verbalnomina. Da Nomina ihr Object im Genitiv zu sich nehmen, z. B. jovksoń karmaź jovtamo (er fing an eine Geschichte zu erzählen, eigentl. das Erzählen einer Geschichte), vanytśanzo sońze (die ihn Bewachenden, eigentl. seine Bewachenden, seine Wächter), so kann, wenn diess Object als Pronomen affigirt werden soll, das nur in Form von Possessivsuffixen geschehen, wovon schon oben die Rede gewesen ist, z. B. alašaśt karmaź väš-nemenze, i muimestenze... (er fing an das Pferd zu suchen, und als er es fand..., eigentl. er fing an das Suchen des Pferdes und bei seinem Finden). So gehört denn also das Verbalnomen eigentlich nicht in die objeetive Conjugation, deren Objectsuflixe ganz andere Formen haben, und wir werden also auch später beim Paradigma darauf weiter keine Rücksicht nehmen.

§ 101. B. Modi und Tempora. 1) Indicativ. Im Präsens sind die Objectsuffixe, mit den Personalendungen verschmolzen, folgende: samak (du.. .mich), samam (er.. .mich), sa-miz (ihr... mich), samiz (sie... mich), tan (ich... dich), tanzat (er... dich), tadiz (wir... dich), tadiz (sie... dich), sa (ich... ihn), sak (du... ihn), sazo (er... ihn), synek (wir... ihn), synk (ihr... ihn), syze (sie... ihn), samiz (du... uns, er... uns, ihr... uns, sie... uns), tadiz (ich ...euch, er... euch, wir... euch, sie...euch), syn (ich...sie), syt (du...sie), synze (er... sie), synek (tvir... sie), synk (ihr... sie), syze (sie ... sie). Dadurch, dass bald am Subject, bald am Object Singular und Plural nicht unterschieden werden, giebt es hier, wie man sieht, manche mehr oder minder vieldeutige Endungen, die in dem Dialekt der Mokscha doch zum Theil noch etwas besser unterschieden werden, aber in den Pluralpersonen wird auch dort Singular und Plural des Objects nicht unterschieden. Wo die beiden Elemente, aus welchen die Endungen gebildet sind, noch einigermaassen einzeln erkannt werden können, da sieht man, dass bald die Bezeichnung des Objects die letzte Stelle einnimmt (samam, tanzat, sazo), bald die des Subjecls (synek, synk). Was die Anfügung der Präsénssuffixe betrifft, so verhält sich der Stamm vor denselben gerade wie vor der ersten Pluralperson des subjeetiven Verbs, d. h. der Vocal a bleibt immer stehen, e wird, wenn nur ein Consonant vorhergeht, immer abgeworfen, sehr häufig auch wenn mehrere, falls nicht eine gar zu harte Consonantenhäufung dadurch entsteht, das o ist etwas beständiger. Die mit t anlautenden Suffixe richten sich auch darin nach der Endung -tanok des subjeetiven Zeitworts, dass sie das t in d tenuiren und beide auch mouilliren unter denselben Bedingungen, wie dort (§82) angegeben worden. Einige Beispiele sind: ramasamak, ramasamam, ramasamiz, ramatan von ramams (kaufen), obida-

GKAMMATIK DEE ERSA-MOKDWINISCHEN SPEACHE.75

tanzat, obiďatadiz, obiďasa, obiďasak von obid'ams (beleidigen), sodasazo, sodasynek, soda-synk, sodasyze, sodasamiz, sodatadiz von sodams (kennen), lovnosyn, lovnosyt, lovnosynze, lovnotadiz von lovnoms {.zählen), vańskavtsamak, vańskavtsamam, vańskavtsamiz, vańskavt-tan von vańskavtoms (reinigen), peľďanzat, peľďadiz, peľsa, peľsak, peľsazo von peľems (fürchten), neisynek, neisynk, neisyze, neisamiz, neiďadiz von nejems (sehen), vetšksyn, vetšk-syt, vetšksynze, vetsktadiz von vetškems (lieben). Mundartlich ist statt samis auch samisk, statt tanzat auch tandat, statt sazo auch sa, sy, nebst der auch anderweitigen Verwechselung von e (ä) mit y, i und umgekehrt.

§ 102. Das Präteritum hat ähnliche Suffixe wie das Präsens, aber in demselben Ver-hällniss kürzer wie die erste und zweite Pluralperson am subjectiven Verb. Sie sind: mik (du ... mich), mim (er... micli), rniz (ihr ... mich, sie. . /mich), tin (ich ... dich), nzit (er... dich), diz (wir... dich, sie... dich), ja (ich ... ihn), k (du...ihn), ze (er... ihn), nek (wir... ihn), nk (ihr... ihn), ze (sie .. .ihn), miz (du... ums, er... uns, ihr .. .uns, sie .. . uns), diz (ich . .. euch, er... euch, wir'... euch, sie,.. euch), n (ich .. .sie), t (du ... sie), nze (er... sie), nek (wir...sie), nk (ihr...sie), ze (sie...sie). Mundartliche Abweichungen sind ndit st. nzit ► und die Vocalverwcchselungen wie im Präsens. Die Anfügung dieser Suffixe geschieht, eben so wie der des Präsens, ganz nach Analogie der ersten Pluralperson des subjectiven Zeitworts, also von den vorher genannten Zeitwörtern ramymik, ramymim, ramymiz, ramytin, obidinzit, obidimiz, obidija, obidik, sodyze, sodynek, sodynk, sodyze, sodymiz, sodydiz, lovnyn, lovnyt, lovnynze, lovnydiz, vańskavtymik, vańskavtymim, vańskavtymiz, vańskavtytin, pelinzit, peli-miz, pelija, pelik, pelize, neinek, neink, neize, neimiz, neidiz, vetškin, vetškit, vetškinze, vetškidiz. Zu einer Umwandlung des t (in t, d, d) in den damit anlautenden Suffixen ist hier keine Veranlassung geboten; statt ze hört man sehr oft bloss ź sprechen, mit auch sonst oft vorkommender Verkürzung.

§ 103. 2) Optativ. Der Optativ hat in beiden Zeilen die Suffixe des Präteritums im Indicaliv, mit ein Paar geringen Abweichungen in der ersten Singularperson und in den Vo-calen; es wird genügen, sie hier anzuführen, da die Anfügung an die verschiedenartigen Verbalstämme weiter unten an den Paradigmen mit Leichtigkeit zu ersehen ist. Es wird also die Endung der ersten Singularperson zan verwandelt in zamak (du... mich), zaman (er... mich), zamiz (ihr... mich, sie... mich), zdan (ich... dich), zanzat (er... dich), zadiz (wir... dich, sie... dich), sa (vielleicht zja? ich... ihn), zak [du... ihn), zazo (er ... ihn), zynek (wir... ihn), zynk (ihr... ihn), zyze (sie ... ihn), zamiz (du ... uns, er... uns, ihr... uns, sie... uns), zadiz (ich... euch, er... euch, wir... euch, sie euch), zyn (ich... sie), zt (du... sie), zynze (er ... sie), zynek (wir.., sie), zynk (ihr... sie), zyze (sie... sie). — Im zweiten Tempus sind die Suffixe durchaus die des Präteritums im Indicaliv, auch was die Vocale belridt, es ist nur zu bemerken, dass das e in der Endung kseliń vor diesen Suffixen im Sprechen sehr gewöhnlich nicht hörbar ist.

§ 104. 3) Conditional. Die Suffixe auch dieses Modus sind vollständig die des Präteritums im Indicativ, da es (vergl. oben) auf derselben Zusammensetzung beruht, wie das zweite

76F. J. WIEDEMANN,

Tempus des Optativs. Es ist nur die ähnliche Bemerkung zu machen, dass der vor der Endung liń eigentlich stehende Vocal hier nicht bloss in der ersten und zweiten Person elidirt wird, wie im subjectiven Verb, sondern auch in der dritten.

§ 105. 4) Conjunctiv. Da beide Zeiten des Conjunctivs aus der flectirten Parlikel tä-räi und einem einfachen oder verstärkten Stamm des Zeitworts bestehen, und da die Flexionsendungen der Partikel die des Präsens im Indicativ sind, so stimmen auch die Suffixe des ob-jectiven Verbs vollkommen mit denen überein, welche für dieses Tempus oben angegeben sind.

§ 106. 5) Imperativ. Die Suffixe des Imperativs stimmen, wie die des ihm nahe verwandten Optativs, grösstentheils mit denen der zweiten Person des Präteritums im Indicativ überein, bis auf die Singularperson mit dem Object der ersten Singularperson, wo der Vocal a ist, und vor dem Suffix der Vocal des Infinitivs behalten wird, z.B. noldamak (entlasse mich) von noldams, vanomak (behüte mich) von vanoms, während der Vocal vor den übrigen Suffixen y oder i ist, je nach den Forderungen der Vocalharmonie. Die Suffixe sind also mak (du... mich), miz (ihr... mich), k (du... ihn), nk (ihr... ihn), miz (du... uns, ihr... uns), t (du... sie), nk (ihr... sie).

§ 107. VII. Conjugation des negativen objeetiven Zeitworts. In der Flexion des Zeitworts tritt hier derselbe Unterschied ein, wie bei dem subjectiven. Ist nämlich die Negation unflectift, so nimmt das flectirte Verbum die Objectbezeichnung an, ist dagegen das Verbum selbst unflectirt und die Negation flectirt, so wird natürlich auch das Object an derselben bezeichnet. Das Präsens des Optativs ausgenommen, dessen Negation im objeetiven Verb meistens um den eigentlichen Charakter dieses Tempus verkürzt wird, hat die objeetive Form der Negationen durchaus nichts Schwieriges. Eziń, avoľkseliń, avoliń haben ganz die Bildung der entsprechenden affirmativen Tempora und haben daher auch die Suffixe ganz eben so, der Imperativ ist ganz der zweiten Person des Präsens im Optativ gleich, es bleibt also nur übrig, über dieses Tempus etwas zu sagen. Ob der Charakter (z) des Optativs noch in anderen Personen beibehalten wird, als in der ersten Singularperson mit Singularobjecten, weiss ich nicht anzugeben. Im Mokschadialekte ist es nach Ahlquist durchgängig der Fall, so dass also auch die zweite Person vom Imperativ verschieden ist. Ich gebe die Formen hier so, wie ich sie allein gehört habe, und um unnütze Wiederholung zu vermeiden, verweise ich auf die Paradigmen.

§ 108. VIII. Paradigmen des objeetiven Verbs. Die Personen des Subjects sind an den nachstehenden Verben mit römischen Ziffern bezeichnet, die des Objects mit arabischen. Es bedeuten also die ersten Formen «ich ... dich», «ich... ihn», «ich ... euch», «ich ... sie», «du ... mich», «du ... ihn» u. s. w., und es ist überflüssig zum Verständniss noch das Deutsche hinzuzufügen. Als Muster, welche sowohl die Stetigkeit und Beweglichkeit des letzten Stamm-vocals als auch die euphonischen Abänderungen der mit t anlautenden Suffixe sehen lassen, wählen wir ramams (kaufen), vanoms (sehen), lovnoms (zahlen), pelems (fürchten) und sa-jems [nehmen); dass bei pelems eigentlich eine andere Construction gebräuchlich ist, ist hier, wo es sich nur um ein Paradigma handelt, wohl gleichgültig.

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.77

Affirmativ.

^Präs. S. I 2 rama'tan (ich vsind&n (ich sehe lovnotan (ich pel'd'an (ich said'an (ich neh-Jcaufe dich) dich) zähle dich) fürchte dich). nie dich) 3 rama'sa vansa lovnosa peľsa saisa

Pl. 2 rama'tadfz vandadiz lovnotadiz pel'd'adiz ■ said'adiz / 3 rama'syn' vansyn lovnosyn pel'syn saisyn

II .1 rama'samak vansamak lovnosamak pelsamak saisamak 3 rama'sak vansak lovnosak pel'sak saisak

*'l\\ PL 1 ramäsamiz vansamiz lovnosamiz pel'samiz saisamiz U-i V.^ 3 ramäsyt vansyt lovnosyt pel'syt saisyt

III 1 rama'samam vansamam lovnosamam pel'samam saisamam Kr~t 2 ramatanza\ vandanzat lovnotanzat peľďanzat saidanzat /) 3 ramasái(j> £ vansazo lovnosazo pel'sazo • saisazo

^ Tį&v~ jfj^ -Į rama^amiz' vansamiz lovnosamiz pel'samiz saisamiz kCJfc® ^ ramátadiz vandadiz lovnotadiz pel'd'adiz said'adiz 3 ramasyńze vansynze lovnosynze peľsynze saisynze

Plur. I 2 ramatadiz vandadiz lovnotadiz pel'd'adiz said'adiz 3 ramäsynek vansynek lovnosynek pel'synek saisynek

Pl. 2 ramatadiz vandadiz lovnotadiz pel'd'adiz said'adiz 3 ramäsynek vansynek lovnosynek pel'synek saisynek

/Hl ramásamiz vansamiz lovnosamiz pel'samiz saisamiz 3 ramäsynk vansynk lovnosynk peľsynk saisynk

Pl. 1 ramäsamiz vansamiz lovnosamiz péľsamiz saisamiz 3 ramäsynk vansynk lovnosynk pel'synk saisynk

III 1 ramäsamiz vansamiz lovnosamiz pel'samiz saisamiz 2 ramatadiz' vandadiz lovnotadiz pel'd'adiz said'adiz 3 rama'syze vansyze lovnosyze pel'syze saisyze

PL 1 ramäsamiz vansamiz lovnosamiz pel'samiz saisamiz 2 ramatadiz' vandadiz lovnotadiz pel'd'adiz said'adiz J|v 3 ramäsyzi vansyze lovnosyze pel'syze saisyze

Präter. S. 12 ram^tiń vanytin lovnytin pelitin sajitin (saidin) ^ łM*° d 3 ranÄ vany^ lovnyja pelija sajija

o - 78F. J. WlEDEMANN,

Pl. 2 ramydiz vanydiz lovnydiz pelidiz sajidiz (saidiz) .*f 'V 3 ramyn vanyn lovnyn . pelin sajin (sain)

*:**NHV II 1 ramjmik vanymik lovnymik pelimik sajimik (saimik) 3 ramjck' vanyk. lovnyk pelik sajik (saik)

i PL 1 ram^miz vanymiz lovnymiz pelimiz sajimiz (saimiz) **i 3 ramylx ,vanyt r, lovnyt pelit (pel't) sajit (sait)

. III 1 ramyrninv" vanymim lovnymim pelimim sajiimm(saimim) \iy J. 2 ram^nzW- vanynzit lovnynzit pelinzit . sajinzit (sainzit) jfi"~/S% ramVzíe vanyze lovnyze pelize , sajize (saize)

Pl. 1 ramymiz' vanymiz lovnymiz pelimiz sajimiz (saimiz) 2 ramydiz vanydiz lovnydiz pelidiz sajidiz (saidiz) 3 ramy^nz'e vanynze lovnynze pelinze sajinze (sainze)

Plur. I 2 ramydiz vanydiz lovnydiz pelidiz sajidiz (saidiz) JU " — 3 ramynejk) vanynek lovnynek pelinek sajinek (sainek) ■

Pl. 2 ramtdiz vanydiz lovnydiz pelidiz sajidiz (saidiz) 3 ramy.neįtį vanynek lovnynek pelinek sajinek (sainek)

II 1 ramy-miz vanymiz lovnymiz pelimiz sajimiz (saimiz) 3 ramynk vanynk lovnynk pelink > . sajink

Pl. 1 ramyiniz vanymiz lovnymiz pelimiz sajimiz (saimiz) 3 ramysnk vanynk lovnynk pelink sajink

H / -III 1 ramyiniz vanymiz lovnymiz pelimiz sajimiz (saimiz)

2 ramydiz vanydiz lovnydiz pelidiz • sajidiz (saidiz) $1** • 3 ramy^zii vanyze lovnyze pelize sajize (saize)

Pl. 1 ram^miz vanymiz lovnymiz pelimiz sajimiz (saimiz) 2 ramįįdiź vanydiz lovnydiz . pelidiz sajidiz (saidiz)

f ( t / ■

*. įV 3 ramyfze vanyze lovnyze pelize' sajize (saize)

rfa~' •■ Optativ. • 1

Präs.S. I 2 ramazdan vanozdan lovnozdan pelezd'an sajezd'an 3 ramasa vanosa lovnosa pelsa saisa

Pl. 2 ramazadiz vanzadiz lovnozadiz pelzadiz saizadiz 3 ramazyn vanzyn ■ lovnozyn pel'zyn saizyn

II 1 ramazamak vanzamak lovnozamak pel'zamak saizamak 3 ramazak vanzak lovnozak pel'zak saizak GRAMMATIK DEE ERSA-MOEDWINISCHEN SPEACHE.79

PL 1 rämazamiz vanzamiz lovnozamiz pelzamiz saizamiz 3 ramazt vanozt lovnozt pelezt sajezt

111 1 ramazaraam vanzamam lovnozamam pel'zamam saizamam 2 ramazanzat vanzanzat lovnozanzat peľzanzat saizanzat ľ 3 ramazazo vanzazo lovnozazo pel'zazo saizazo

IM. 1 rämazamiz vanzamiz lovnozamiz pelzamiz saizamiz 2 ramazadiz vanzadiz lovnozadiz pelzadiz saizadiz 3 ramazynze vanzynse lovnozynze pel'zynze ■ saizynze

PL 1 2 ramazadiz vanzadiz lovnozadiz pelzadiz saizadiz 3 ramazynek vanzynek lovnozynek pel'zynek saizynek

PL 2 ramazadiz vanzadiz lovnozadiz pelzadiz saizadiz 3 ramazynek vanzynek lovnozynek pelzynek saizynek

11 1 rämazamiz vanzamiz lovnozamiz pelzamiz saizamiz 3 ramazynk vanzynk lovnozynk pel'zynk saizynk

Pl. 1 rämazamiz vanzamiz lovnozamiz pelzamiz saizamiz 3 ramazynk vanzynk lovnozynk pel'zynk saizynk

III 1 rämazamiz vanzamiz lovnozamiz pelzamiz saizamiz 2 ramazadiz vanzadiz lovnozadiz pelzadiz saizadiz 3 ramazyze vanzyze lovnozyze pelzyze saizyze

Pl. 1 rämazamiz vanzamiz lovnozamiz pelzamiz saizamiz 2 ramazadiz vanzadiz lovnozadiz pelzadiz saizadiz 3 ramazyze vanzyze lovnozyze pelzyze saizyze

Präter. S. 12 ramakselitin1) vanokselitin lovnokselitin pelekselitin saikselitin 3 ramákseliU etc. etc. etc. etc.

Pl. 2 ram^kselidiz 3 -ramäkselin

II 1 ramakselimik vanokselimik lovnokselimik pelekselimik saikselimik 3 ramakselik etc. etc. etc. etc.

PL 1 ramäkselimiz 3 ram^kselii i) Oder mit Elision ramakslitin, rämakslija etc., vanokslitin otc. etc.

80.F. J. WIE DE MANN,

III 1 ramakselimim vanokselimim lovnokselimim pelekselimim saikselimim 2 ramakselinzitl etc. ■ etc. etc. etc. 3 ramakselize

PL 1 ramakselimiz 2 ramäkselidiz 3 ramakselinze

Pl. I 2 ramäkselidiz vanokselidiz lovnokselidiz pelekselidiz saikselidiz

3 ramakselinek etc. etc. etc. etc. c

PL 2 ramäkselidiz 3 ramakselinek

II 1 ramákselimiz vanokselimiz lovnokselimiz pelekselimiz saikselimiz 3 ramakselink etc. etc. etc. etc.

PL 1 ramakselimiz

3 ramakselink ., *' / III 1 ramakselimiz vanokselimiz lovnokselimiz pelekselimiz saikselimiz

2 ramäkselidiz etc. etc. etc. etc. L f i 3 ramäkselize

PL 1 ramakselimiz 2 ramäkselidiz 3 ramakselize

L \

Conditional.

S. I 2 ramaVlitin vanovlitin lovnovlitin pelevlitin sajevlitin 3 ramáxlrįk etc. etc. etc. etc.

Pl. 2 ramâvįidiz 3 ramavlin

11 1 ramáγlimik vanovlimik lovnovlimik ' pelevlimik sajevlimik 3 ramavlik etc. etc. etc. etc. \ PL 1 ramavlimiz ll'it 3 ramâylít

III 1 ramavlimim vanovlimim lovnovlimim pelêvlimim sajevlimim ü k% ramavlinzit etc. etc. etc. etc. 3 ramavlize

. f GEAMMATIK DEE ERSA-MOEDWINISCHEN SPEACHE.81.

Pl. 1 ramavlimiz vanovlimiz lovnovlimiz pelevlimiz sajevlimiz-■ , 2 ramavlidiz etc. etc. etc. elc. JU-V(Ć*J& ramávlinze

Pl. I 2 ramavlidiz vanovlidiz lovnovlidiz pelevlidiz sajevlidiz 3 ramavlinek etc. etc. , etc. etc.

Pl. 2 ramavlidiz. 3 ramavlinek

II 1 ramavlimiz vanovlimiz lovnovlimiz pelevlimiz sajevlimiz 3 ramavlink etc. etc. etc. etc.

Pl. 1 ramavlimiz 3 ramavlink

III 1 ramavlimiz vanovlimiz lovnovlimiz pelevlimiz sajevlimiz 2 ramavlidiz etc. etc. etc. etc. 4^/a-f/ŕį3 ramavlizé

Pl. 1 ramavlimiz „, 2 ramavlidiz ■uCt'e 3 ramavlizk t •'niv 'i L . ':*:

Conjunctiv.

is. S. I 2 ramyńdäŕatan vanyńdäŕatan lovnyńdäŕatan pelińdäŕatan sajińdäŕatar 3 ramyńdäŕasa etc. etc. etc. etc.

Pl. 2 ramyńdäŕatadiz 3 ramyńdäŕasyn

II. 1 ramyńdäŕasamak vanyńdä- lovnyńdä- pelińdä- sajińdä-3 ramyńdäŕasak ŕasamak ŕasamak ŕasamak ŕasamak

Pl. 1 ramyńdäŕasamiz etc. etc. etc. etc. 3 ramyńdäŕasyt

III. 1 ramyńdäŕasamam vanyńdä- lovnyńdä- pelińdä- sajińdä-2 ramyńdäŕatanzat ŕasamam ŕasamam , ŕasamam ŕasamam 3 ramyńdäŕasazo etc. etc. etc. etc.

Pl. 1 ramyńdäŕasamiz 2 ramyńdäŕatadiz 3 ramyńdäŕasynze 82

Pl. 1 2 ramyńdäŕatadiz vanyńdä- lovnyńdä- pelińdä- sajińdä-3 ramyńdäŕasynek ŕatadiz ŕatadiz ŕatadiz ŕatadiz

Pl. 2 ramyńdäŕatadiz etc. etc. etc. etc. 3 ramyńdäŕasynek

11 1 ramyńdäŕasamiz vanyńdä- lovnyńdä- pelińdä- sajińdä-3 ramyńdäŕasynk ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz

, Pl. 1 ramyńdäŕasamiz etc. etc. etc. etc. 3 ramyńdäŕasynk

III 1 ramyńdäŕasamiz vanyńdä- lovnyńdä- pelińdä- sajińdcä-2 ramyúdäŕatadiz ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz 3 ramyńdäŕasyze

Pl. 1 ramyńdäŕasamiz etc. etc. etc. etc. 2 ramyńdäŕatadiz 2 ramyńdäŕasyze -v

Präter.S.I 2 ramavlińdä- vanovlińdä- lovnovlińdä- pelevlíńdä- sajevlińdä---^' ŕatan ŕatan ŕatan ŕatair ŕatan etc. wie Präs. etc. etc. etc. etc.

II 1 ramavlińdä- vanovlińdä- lovnovłińdä- pelevlińdä- sajevlińdä-ŕasamak ŕasamak ŕasamak ŕasamak ŕasamak etc. wie Präs. etc. etc. etc. , etc.

III 1 ramaYlińdä- vanovłińdä- lovnovlińdä- pelevlińdä- sajevlińdä-ŕasamam ŕasamam ŕasamam ŕasamam ŕasamam etc. wie Präs. étc. etc. etc. etc.

Pl. I 2 ramavlińdä- vauovlińdä- " lovnóvlińdä- pelevlińdä- sajevlińdä-ŕatadiz ŕatadiz* ŕatadiz ŕatadiz ŕatadiz etc. wie Präs. etc. etc. etc. etc.

II 1 ramavlińdä- vanovlińdä- lovnovlińdä- pelevlińdä- . sajevlińdä-ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz etc. wie Präs. etc. etc. etc. etc.

III 1 ramavlińdä- vanovlińdä- lovnovlińdä- pelevlińdä- sajevlińdä-ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz etc. wie Präs. etc. etc. etc. etc. 83

Imperativ.

II 1 ramamak vanomak lovnomak pelimak saimak 3 rainyk vanyk lovnyk pelik sajik (saik) Sc ' ■ /> PL 1 ramymiz vanymiz lovnymiz pelimiz sajimiz (saimiz)

3 ramyi vanyt lovnyt pelit (pel't) sait //} i ... '1. II 1 ramymiz vanymiz lovnymiz pelimiz . sajimiz (saimiz)

3 ramynk vanynk lovnynk pelink sajink

PL 1 ramymiz vanymiz lovnymiz pelimiz sajimiz (saimiz) 3 ramynk vanynk lovnynk pelink sajink Negativ. Indicativ.

Präs. S. I 2 a ramátan a vandan a lovnotan a peľďan a saidan etc. wie affirm. etc. etc. etc. etc.

II 1 a ramasamak a vansamak a lovnosamak a pel'samak a saisamak etc. wie affirm. etc. etc. etc. etc.

III 1 a ramasamam a vansamam a lovnosamam a pel'samam a saisamam etc. wie affirm. etc. etc. etc. etc.

PL I 2 a ramatadiz a vandadiz a lovnotadiz a peľďadiz a said'adiz etc. wie affirm. etc. etc. etc. etc.

II 1 a ramasamiz a vansamiz a lovnosamiz a pel'samiz a saisamiz etc. wie affirm. etc. etc. etc. etc.

III 1 a ramasamiz a vansamiz a lovnosamiz a peľsamiz a saisamiz

etc. wie affirm. etc. etc. etc. etc.

■■ i

) •/' Präter.S.I 2 ezitin

3 ezijä. fj , \ x \ m, , l rama"K vanok (γânť), lovnok, peľt, sait PL 2 ezidiz y \\\ ,

3 ezin'

II 1 ezimik '

3 ežík , . f » • » » » » PL 1 ezimiz

^3 ezitr^ezt - , ^f 84

r-jį- III l ezimim

r(.»rl^~~*~2 ezinzitÄ ' '■ fj$c 3 -ezize .. / ramak, vanok (vant), lovnok, peľt, sait PL 1 ezimiz

2 ezidiz cV*^ 3 ezinze :——

Pl. I 2. eźidiz

3 ezihek-—----—.„<...„„„,.,..,

» » ''""*"'"w"**W"**^»<^^Mn,,lt » »

Pl. 2 eziäiz """ł*~4*ł~--^ 3 ezihęk/—--—- -—"'"*

II 1 ezimiz— ••-.,,.^«c-

3 ezink | » » » » »

Pl. 1 ezimiz 3 ezink

III 1 ezimiz \ 2 eźťdiz / • ^ w

"4 3 eźizé — -4—'—" > » » ■■ » » »

Pl. 1 ezimiz í 2 ezidiz \ _ ■■ -----^-—-,,. v^»^_,_,_,,_,^ 3 ezfeę --/■"" .-.-!.. i

Optativ.

Präs. S. I 2 iľazdan

// ŕr-vť'3 iíak-$sö. . .. • . g . •UK,I*[ \\ rama, van (vano), lovno, peľ (pele), sai (saje) Pl. 2 i-ľdiz

3 ilift-t

II 1 iľatoak \

~ 3 4łikiíWfc L_,.,-..„.-'■»■ :--;-.— .,...

Pl. 1 ilimiź — \

_ III 1 iľamamw4*A 2 iľanza^ įj ^"r"" -■—■-—.......,..... —■■.--,.■-•-■■ --■■■-—

3 ila'zo ^}SS (\_ ^~~~MWÍ r. f i i , > » » » » "t»""11"——••

^■c'v" HP1. 1 ilimiz y , ,ł

\1 3 ilihze / . - 85

PL I 2 iľdiz

!"** 3 iľnek —- > rama, van(vano), lovno, peľ(pele), sai(saje)

3 iľnek

_—■—

II 1 ilimiz

_ 3 ilink > » » » » » — Pl. 1 ilimiz

^- 3 ilihk . . III 1 ilimiz

»«■■«"--' Z 11U1Z

«««—»—»• 3 ilize

i, » » » » » Pl. 1 ilimiz

.»«»«»»«««βB««^ iľdiz

Präter. S. I 2 avoľkselitin ^ /, u / /t; < ' ' '

,, í ■ 3 avoľkselija CLŁ,/A-rä^; .

Pl. 2 avoľkselidiz a^-t 'k* c í, - ('Ž '.. /y:/

3 avoľkselin t,V'/jí7v!

*■ -. '

II 1 avoľkselimik cuľťfat&~-"į?

3 avoľkselik c^-ľk^iť^ '■ •

Pl. 1 aveľksęlimiz -3 atöľksert ' ,

III 1 avoľkselimim i 2 a^>rkseíinztt ^lj 3 ałβľkselize

» » » » u

Pl. 1 avoľksęlimiz 2 avoľkselidiz

3 avoľkselinze

/ -' .

Pl. I 2 avoľkselidiz

3 avoľkselinek

» » » » » PL 2 avoľkselidiz

3 avoľkselinek , 1) Oder mit Elision avoľkslítin etc.

86

II 1 avoľkselimiz

3 avoľkselink rama, van(vano), lovno, peľ(pele), sai(saje) Pl. 1 avoľkselimiz

3 avoľkselink

III 1 avoľkselimiz 2 avoľkselidiz

3 avoľkselizę » » » » » IM. 1 avoľkselimiz

2 avoľkselidiz 3 avoľkselizę

Conditional.

S. I 2 avolitin

3 avolija o. v ' lV * , rama, van(vano), lovno, peľ(pele), sai(saje) Pl. 2 avolidiz

3 avolin

11 1 aiolimik

3 a&lik » » » » »

Pl. 1 avòlimiz

i -

3 «¥0ít OLU: '-L

III 1 avolimiin ,. 2 avolinziitlt;

3^oljze atvťsc .i, [' » » »" . » » Pl. 1 atolimiz

2 a^elidiz

3 avβlinze ,.....,-.,,„,. u." ^—w.„- "« PL I 2 atolidiz ? f ' "^4*-^ 3avolinek Ov-fri'^W ff ^"-\

Pl. 2avolidiz ^^ f/ 3 avolinek ^ &V&lrU4l Jfa -11 1 avolimiz íX/t/-*--*/r^v^ 3 avolink aAy^t^e^

Pl. 1 avolimiz C^'V&t ŋp&f 3 avolink ,f■' L" 87

III 1 avolimiz 2 avolidiz

x """"-"-v 3 ayolize ■> " rama, van(vano), lovno, peľ(pele), sai(saje) Pl. 1 avolimiz

2 avolidiz

—■- •-••'- 3 avolizé I

Conjunctiv.

■ • ' ' .■ '

Präs. S. I 2 a ramyńdä- a vanyńdä- a łovnyńdä- a pelińdä- a sajińdä-/ ŕatan ŕatan ŕatan ŕatan ŕatan etc.wieaffirm. etc. etc. etc. etc.

II 1 a ramyńdä- a vanyńdä- a lovnyńdä- a pelińdä- a sajińdä-ŕasamak ŕasamak ŕasamak ŕasamak ŕasamak etc.wieaifirm. etc. etc. etc. etc.

III 1 a ramyńdä- a vanyńdä- a lovnyńdä- a pelińdä- a sajińdä-ŕasamam ŕasamám ŕasamam ŕasamam ŕasamam etc. wie affirm. etc. etc. etc. etc.

Pl. I 2 a ramyńdä- a vanyńdä- a lovnyńdä- a pelińdä- a sajińdä-ŕatadiz ŕatadiz ŕatadiz ŕatadiz ŕatadiz etc.wieaffirm. etc. etc. etc. etc.

II 1 a ramyńdä- a vanyńdä- a lovnyńdä- a pelińdä- a sajińdä-ŕasainiz ŕašamiz ŕasamiz ŕásamiz ŕasamiz etc.wieaffirm- etc. etč. etc. étc.

III 1 a ramyńdä- a. vanyńdä- a loynyńdä- a pelińdä- a sajińdä-ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz etc.wieaffirm. etc. etc. etc. etc.

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Präter. S. I 2 a ramaylindä- a vanovlińdä- a lovnovlińdä- a pelevlińdä- a sajevlińdä-ŕatan ŕatan ŕatan ŕatan ŕatan etc.wieaffirm. etc. etc.1 etc. etc.

II 1 a ramavlińdä- a vanovlińdä- a lovnovlińdä- a pelevlįńdä- a sajevlińdä-ŕasamak ' ŕasamak ŕasamak ŕasamak ŕasamak , etc. wie affirm. etc. etc. etc. etc.

III 1 a ramavlińdä- a vanovlińdä- a lovnovlińdä- a pelevlińdä- a sajevlińdä-ŕasamam ŕasamam ŕasamam ŕasamam ŕasamam etc.wieaffirm. etc. etc. etc. etc. 88

Pl. I 2 a ramavlińdä- a vanovlińdä- a lovnovlińdä- a pelevlińdä- a sajevlińdä-ŕatadiz ŕatadiz ŕatadiz ŕatadiz ŕatadiz etc.wieaffirm. etc. etc. etc. etc.

II 1 a ramavlińdä- a vanovlińdä- a lovnovlińdä- a pelevlińdä- a sajevlińdä-ŕasamiz, ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz ŕasamiz etc.wieaiilrm. etc. etc. etc. etc.

III 1 a ramavlińdä- a vanovlińdä- a lovnovlińdä- a pelevlińdä- a sajevlińdä-ŕasamiz ŕasamiz ŕdsamiz ŕasamiz ŕasamiz etc.wieaffirm. etc. etc. etc. etc.

Imperativ.

II 1 iľamak r

3 ilik ; k* 11

«■ t ■ • i -*-Pl. 1 iliiniz il GS****JL J^~^

rama, van (vano), lovno, peľ (pele), sai (saje) Pl. II 1 ilimiz -^į į' * vT ,?

3 llmk ..»• ĮL f

/ KltVtß.

Pl. l ilimiz ilU-fc1,

3 ilitak . r(i\,* JF

§ 109. IX. Die Conjugation des Zeitworts «sein», ulems und ul'nenis, ist ganz regel-mässig und vollständig, natürlich nur in der subjectiven Form. Anmerkenswerth sind nur die eigenthümlichen Verneinungen dieses Zeitworts. Für das Präsens und Präteritum des Indica-tivs dient das Nomen araś (nicht vorhanden) mit den Prädicatsuffixen. Es verneint das ulems nicht als Copula, sondern als Verbum.der Existenz (Verbum substantivum), daher dient die dritte Person araś Pl. araśt — ohne Suffix, vergl. § 82 — sehr gewöhnlich auch zum Ausdruck des Nichthabens (vergl. § 46). Im Präsens scheint es nur in der dritten Person gebraucht zu werden, im Präteritum aber auch in anderen Personen, z. B, mon tosp araseliń (ichbefand mich, war, nicht dort). — Eine zweite, von dem Stamme des Zeitworts selbst gebildete Negation ist avoľ (= auľ), als Verneiuung der Copula gebraucht, und zwar — vielleicht in Nachahmung des russischen He — für alle Personen unverändert, z. B. mon avöFte veleste (ich bin nicht aus diesem Dorfe), avol'li ton tśorazo\sońze (bist du nicht s'an Sohn), te nejak avoľ pe (das ist noch nicht das Ende), syń avoľ minek narodstonok (sie sind nicht aus unserem Volke) u. s. w. Da die verneinende, wie die bejahende, Antwort so geschieht, dass man das Wort wiederholt, auf welches sich die Frage besonders bezieht, so werden araś und avoľ auch für das deutsche «nein» gebraucht, z. B. araś li tynk kädsenk kodamojak jar-'tsívmo? — Araś (ist nicht in eurer Hand irgend welche Speise, d. h. habt ihr nicht irgend etwas

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.89

zu essen? Nein), avoľ ti'tongak nonat jutksto? — Avoľ (bist nicht auch du einer von jenen? Nein). — Auf einer Ellipse, vielleicht auch auf einem Russicismus beruht es, wenn avoľ als einfache Negation gebraucht wird, nicht um den ganzen Satz zu verneinen, sondern ein einzelnes Wort in demselben, wie tarkaś uľneź avoľ vasolo ošsto (die Stelle war nicht weit von der Stadt), avoľ sońze a tätanzo sońze (nicht ihn, sondern seinen Vater), mon avoľ seń kis syń (ich bin nicht deswegen gekommen), antśak avoľ tšiste (nur nicht am Tage) u. d. gl. Dass avoľ mit den Personalendungen des Präteritums versehen als Negation des Conditionals dient, ist schon oben § 94 angegeben.

Postpositionen.

§ 110. Die Postpositionen sind Casus von Nomina und eben deshalb auch Postpositionen, denn als eigentliche Nomina regieren sie das von ihnen abhängige Wort im Genitiv, und dessen regelmässige Stellung, wenigstens wenn er selbst von einem Nomen ist, ist vor dem regierenden Worte. Als Nominalcasus können die Postpositionen auch Possessivsufüxe annehmen von derselben Person wie das von ihnen regierte Wort, und wenn dieses ein Personalpronomen ist, so bleibt es sehr häufig weg, und man begnügt sich mit dem Suffix an der Postposition, z. B. martonzo st. sońze marto od. sońze martonzo (mit ihm), jutkstostst. syńst jutksto od. syńst jutkstost (von ihnen). Dass der vor dem regierenden Worte stehende Genitiv auch ohne das Genitivsuffix stehen kann, wie oben § 46 angegeben worden, findet natürlich auch auf diejenigen Wörter Anwendung, welche von Postpositionen regiert sind. Da die Postpositioneo die Stelle der Präpositionen in den indoeuropäischen Sprachen vertreten, so ist ihre Bedeutung und Anwendung leicht verständlich, und es sind darüber nur noch zwei Bemerkungen zu machen. Erstens werden auch manche Adverbe anderer Sprachen in der Form von Postpositionen ausgedrückt, z. B. minek ladso (in unserer Weise d. h. wie wir), eben so wie minek kädse (in unserer Hand d. h. bei uns); zweitens werden Postpositionen öfters gebraucht, wo, um die fragliche Beziehung auszudrücken, Casus genügen könnten. Ich habe diess besonders da bemerkt, wo es darauf ankam, von mit Personalsuffixen versehenen Nomina Casus zu bilden. Der Gebrauch dieser Personalsufiixe scheint nämlich bei den schon stark verrussten Mordwinen allmählich antiquirt zu werden, und Mordwinen aus verschiedenen Gegenden, welche ein Nomen zwar als Subject und Object wohl mit Personalsuffixen gebrauchten , wollten sich auf eine weitere Casusbildung nicht einlassen, sondern nahmen ihre Zuflucht zu Postpositionen. — Die Stämme, von welchen Postpositionen gebildet sind, sind grossentheils in der Sprache noch als Nomina im Gebrauch, und es wird die bequemste Ueber-sicht gewähren, wenn wir sie hier in alphabetischer Ordnung der Stämme geben. Dass ein Paar an Postpositionen noch vorkommende Suffixe sonst als Casus nicht, oder vielleicht nicht mehr, im Gebrauch sind, ist schon früher bemerkt worden. — Viele Postpositionen werden auch als Adverbe gebraucht, indem sie keinen Genitiv regieren, sondern nur dem Zeitwort sich anschliessen zu genauerer Bestimmung der Thätigkeit, und es ist wohl möglich, dass manche Casusformen von den hier weiter unten folgenden Stämmen, die nur später unter den

Memoires de l'Acad. Imp. des »cieoce«, VHme Serie.12

90F. J. WIE DEM ANN,

Abverben aufgeführt sind, ebenfalls noch als Postpositionen gebraucht werden können; ich habe mich hier, wie sonst, auf das beschränkt, was mir selbst vorgekommen ist. Eben so möchte vielleicht Mancher zu den Postpositionalstämmen noch den einen oder den andern hinzufügen wollen; das Gebiet der Postpositionen ist aber seiner Natur nach kein absolutes und streng abzugrenzendes.

§ 111. AI (der untere, der unter etwas befindliche Raum), davon alo «unter» und alov «unter», ersteres gewöhnlich auf die Frage «wo», z. B. kiśka stoloń alo aštší (ein Hund liegt unter dem Tische), letzteres auf die Frage «wohin», z. B. kše stoloń alov praź (das Brot fiel unter den Tisch); vielleicht auch noch aldo (von unten her), alga (unter etwas hin).

§ 112. Ekš auf die Frage «wohin» und davon ekšne auf die Frage «wo» weiss ich auf kein mir bekanntes Nomen zurückzuführen. Es wird für das russische 3a gebraucht, und die Grundbedeutung scheint überall «hinter» zu sein, obgleich es im Deutschen nicht gerade immer so zu übersetzen ist,, wohl aber im Russischen, z. B. stol ekš (zu Tische), stol ekšne (bei Tische), miŕdeń ekšneľ (sie war verheirathet, eigentl. «hinter einem Manne» nach dem russischen Sprachgebrauch), a nejevi monen lomatneń ekšne (ich kann ihn nicht sehen vor den Menschen, wegen der Menschen, d. h. eigentl. hinter den Menschen, welche davor stehen).

§ 113. Es, zugleich der Stamm des Reflexivpronomens, wohl identisch mit dem wotja-kischen und syrjänischen as (Körper, Selbst), bildet in verschiedenen Casus Postpositionen, welche, wenn kein Genitiv davor steht, sondern das davon abhängige Wort (Pronomen) durch das Personalsuffix allein ausgedrückt ist, mit den gleichen Casus des Reflexivpronomens der Form und zuweilen auch der Bedeutung nach zusammenfallen, das Letzte nämlich, wenn die durch das Suffix bezeichnete Person zugleich Subject des Satzes ist. Es sind estede st. esdede, mit doppeltem Ablativsuffix (wie § 6.9) «von», eise st. esse, (vergl. § 2) «in, an, unter (inter)» auf die Frage «wo», eses od. eis st. ess (vgl. § 2) «in, an, unter (inter)» auf die Frage «wohin», esga «an etwas hin, vorüber», esne «mit, in, bei».

Ezems, das griechische avu, «für, statt, als», gleiche Beziehungen ausdrückend wie der Prädicativcasus, ist vielleicht verwandt mit dem vorhergehenden Stamme, z. B. son pri-masamam tśorań ezems (er nimmt mich als Sohn, an Sohnes Statt, an), sońze lovnyze od. putyze syń manitśań ezems (man hielt ihn für einen Betrüger).

§ 114. Ikele (der vorn belegene, vor etwas befindliche Baum) ist in derselben Form ZUT gleich Postposition, «vor» auf die Frage «wo», auf die Zeit bezogen mit dem Ablativ eonstruirt wegen des comparativen Sinnes (früher, eher als), davon noch ikelev «vor» auf die Frage «wohin», ikel'de «vor etwas weg», auch als Umschreibuug des Ablativs, z. B. nach pelems (fürchten), sajems (wegnehmen) u. a., vielleicht auch ikel'ga «vor etwas hin od. vorbei». Von dem im Mokschadialekte diesem Stamme entsprechenden ingel giebt Ahlquist auch noch die Casus ingelsa,, ingelsta und ingels als Postpositionen an, im Ersa aber ist mir ikeľse, ikeľste, ikeľs nicht vorgekommen.«i

§ 115. Jon (Seite); substantivisch z. B. in eŕva jondo (von jeder Seite), giebt die Postpositionen jonov (an die Seite)r auch von der Zeit, wie tšokšne jonov (gegen Abend),

GEAHMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPEACHE.91

jondo ((Von etiuas her» und jonga (an der Seite hin) ((hei, aw»-, auch ohne dass gerade eine Bewegung an etwas hin gemeint wäre, wie das griechische Tcapá c. Acc, z. B. moń vied käd jongan (zu meiner rechten Hand).

Jožo, von gleicher Bedeutung mit dem vorhergehenden Stamme, ist mir als Postposition sonst nicht vorgekommen als an ein Paar Stellen in der Evangelienübersetzung, wo jožoso ((bei, an», und das correlative jožos «an, zu» bedeutet, als son komaź meštšenzé jöžos (er " neigte sich an seine Brust), aštšeź meštšenze jožoso (er ruhte an seiner Brust).

Jur {Wurzel) scheint im Mordwinischen viel seltener zur Bildung von Postpositionen zu dienen als bei den baltischen Finnen. Im Mokschadialekte kommen nach Ahlquist gar keine vor, im Ersa kenne ich nur den Prolativ jurga für «an» in der Redensart pile jurga tšavoms (aw's Ohr schlagen, Ohrfeigen geben). Möglich ist es freilich, dass die Mordwinen hier jur substantivisch verstehen, pile-jur «Ohrgegend», und der Prolativcasus allein die Beziehung des Zeitworts ausdrückt, aber auch so bliebe für jur der allgemein aufgefasste Ortsbegriff, welcher eben den zahlreicheren Postpositionen der Finnen, Ehsten und Liwen zu Grunde liegt.

§ 116. Jutko (Zwischenraum) bildet im Illativ, Elativ, Inessiv und Prolativ Postposi-. tionen, deren Sinn leicht verständlich ist, nämlich jutks (jutkos) «zwischen, unter (lat. inter)» auf die Frage «wohin», z. B. mon kutštadiz tynk lomat jutks (ich schicke euch unter Menschen), sońze a noldasynek minek jutkozonok (wir wollen ihn nicht unter uns lassen, aufnehmen), jutksto «von, aus, (franz. d'entre)», sehr gewöhnlich im Sinne eines Genit. part., z. B. ki jutkstonk avoľ tei istamo (wer von euch würde nicht so thun), veike lomatneń jutksto (einer von den Menschen), jutkso «zwischen, unter» auf die Frage «wo», auch auf die Zeit bezogen «während», z. B. juty te maŕavks lomatiíeń jutkso (es geht dieses Gerede unter den Menschen), kudoń i vireń jutkso (zwischen dem Hause und dem Walde), teń jutkso tätazo śormadyze sonenze (unterdessen schrieb ihm sei/n Vater), jutkova «durch etwas hin, zwischen etwas hindurch», z. B. jutamstonzo oš jütkova (als er durch die Stadt ging), auch ohne eine eigentliche Bewegung, von der blossen Erstreckung zwischen oder der Verbreitung unter etwas, wie jovtaźt es jutkoväst (sie sprachen unter einander), minek jutkovanok i tynk jutkovank pokš ŕäka (zwischen uns und euch ist ein grosser Fluss).

§ 117. Karšo und der Illativ davon karšos in gleicher Bedeutung «gegen, gegenüber, entgegen», z. B. sovet teiźťsońze karšonzo (sie machten einen Anschlag gegen ihn), ozado aštšeźt kudoń karšo (sie sassen dem Hause gegenüber), ki tynk karšozonk (wer ist wider euch). — Vielleicht werden in entsprechender Weise auch noch die correlativen Casus karšoso und karšosto, Inessiv und Elativ, gebraucht.

§ 118. Von käd (Hand fig. Besitz) sind alle drei Casus in ganz gewöhnlichem Gebrauch in derselben Bedeutung wie bei den westlichen Finnen, also käds «zu, an» oder als Umschreibung des Ablativs (Dativs), z. B. maksyze tätań kädzenze (er übergab es dem Vater), kädse «bei», z. B. eikakš moń kädsen madeź aštši (ein Kind liegt bei mir darnieder), tont kädset karmam aštšeme (bei dir werde ich mich aufhalten), oft auch um das Zeitwort «haben» auszudrücken, vielleicht eine Nachahmung des russischen «y iweufl ecxb» anstatt des echt mor-

12*

I

92F. J. "WlEDEMANN,

dwinischen Ausdrucks (vergl. § 46), wie konań kädse uli alaša {wer ein Pferd hat); ein deutlicher Russicismus ist auch der Gebrauch von kädse bei den Zeitwörtern sajems {nehmen), ińaldoms, väšems (bitten), kevstlems {fragen) statt der folgenden Postposition, welche übrigens eben so gut gebraucht wird, nämlich kädste «von»,,z. B. ińaldy tont kädstet kniga {er erbittet sich von dir ein Buch), mongak tonavliń kädstenze {auch ich habe von ihm gelernt).

§ 119. Kele [Breite] dient im Illativ keles {in die Breite) als Postposilion ((durch, entlang (in verschiedenen Richtungen, vgl. patšk, troks)», z. B. jakado mastoroń keles'{geht durch das Land, überall im Lande umher).

Kis möchte man für den Illativ von ki {Weg) halten, wie denn auch im Mokschadialekt nach Ahlquist in der That von diesem Stamme der Prolätiv kiga als Postposition gebräuchlich ist, freilich in anderer Bedeutung als das kis bei den Ersa. Gegen diese Auflassung spricht indessen der Umstand, dass das s bei der Verlängerung nicht in z übergeht, wie sonst das Suffix des Illativs. Die Formen mit den Personalsufiixen kisen, kiset, kisenze, kisenek, kisenk, kisest (st. kizen, kizet etc.) machen es wahrscheinlicher, dass die Postposition eigentlich der Inessiv kise ist und nur in der Aussprache zu kis verkürzt wird nach Analogie anderer auf e und o ausgehender Wörter. Die Bedeutung dieser Postposition ist «.wegen, für, zu (vom Zweck), von (lat. de)», z. B. seń kis {deswegen), mutavźt sońze kis {sie beunruhigten sich seinetwegen), kodamo pitne makssyk teń kis {welchen Preis hast du dafür gezahlt), oimenze makssazo lamotneń kis {er giebt sein Leben hin für Viele), son te uli, konań kis mon kortliń tynk {er ist derjenige, von dem ich euch gesagt habe).

§ 120. Konďamo, kond'a, eigentlich ein Adjectiv «gleich, ähnlich», schliesst sich durch seine Construction mit dem Genitiv den Postposilionen an und heisśt dann «wie, gleich wie» so wie das unten folgende ladso, z. B. lamo sen kond'amo teid'ado {ihr thut Vieles wie dieses, dergleichen), sńardojak min ezinek neit teń kond'amo {nie haben wir gesehen wie dieses, der gleichen), iľado uľt syńst kondamost {seid nicht wie sie, eigentl. ihre Aehnlichen), son prävte- meń kond'amo, kona a sody meze tejems (er ist wie ein Thor, der nicht weiss, was er thun soll). — Die adjectivische Grundbedeutung tritt besonders hervor, wenn kond'amo declinirt wird, z. B. teize sońze es kond'aksonzo {er machte ihn sich gleich, zu einem solchen wie er selbst ist).,, ;.■-,.%.

Koŕas, (koŕaks), von unbekanntem Ursprung, bedeutet als Postposition construirt «nach, gemäss (lat. secundum)», z. B. seń koŕas anok ulede {dem gemäss seid bereit), eŕveikenen makssy sońze tevtneń koŕas {er wird Jedem geben nach seinen Tliaten).

§ 121. Kunška {Mitte) giebt in denselben vier Casus wie jutko die Postpositionen kunškas «mitten in, mitten unter», auf die Frage «wohin», kunškasto «mitten aus», kunškaso «mitten in, mitten unter», auf die Frage «wo», und kunškava «mitten durch, mitten durch etwas hin», z. B. staź syńst kunškazost i jovtaź {er trat mitten unter sie und sprach), son saź vireń kunškasto {er kam mitten aus dem Walde), eri ošoń kunškaso {er lebt muten in dßr Stadt), jutaź lomatneń kunškava {er ging, mitten hin durch die Menschen).

§ 122. Kuvalmo, wohl verwandt mit kuvaka {lang), ist als Postposition zunächst

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.93

«längs, entlang, an od. durch etwas hin», dann auch in übertragenem Sinne «gemäss, nach», z. B. tuit ŕäkań kuvalmo (sie gingen längs des Flusses), jutaź veletneń i oštneń ku- valmo (er ging durch die Dörfer und Städte), teize moń valon kuvalmonzo (er that es nach meinem Worte).,^^4*/«^«^ s^.

Lad (Art, Weise), im Inessiv ladso «ivie, gleich wie», so wie konďamo, z. B. tša-mazo ašolgadź lov ladso (sein Gesicht wurde weiss wie Schnee), ton sońze ladsonzo kortlat (du sprichst wie er); nicht als Postposition construirl und anzusehen ist es, wenn z. B. ein Pronomen davor nicht im Genitiv steht, sondern unverändert als Attribut, wie te ladso (auf diese Weise), aber teń ladso (wie dieser).

§ 123. Lahgo, langa, (Oberfläche) giebt in denselben vier Casus wie jutko und kunška— Illativ, Elativ. Inessiv, Prolativ—Postpositionen, nämlich längs «auf, über, an, zu, gegen» von der Richtung, auf die Frage «wohin», z. B. eikakšośt putyze kädenze längs (sie legten das Kind auf seine Hände), putyja sońze es stadan längs {ich setzte ihn über meine Heerde), makssyze sońze keŕamoń längs (sie übergaben ihn zum Bestrafen), tynk tśorank stit tynk lan-gozonk (eure Söhne werden sich gegen euch erheben), langsto «von etwas ab, herab, weg», z. B. son kajize langstonzo od'ozanzo (er warf sein Kleid von sich ab), langso «auf, über» auf die Frage «wo», z. B. mon uliń ki langso martonzo (ich war mit ihm auf dem Wege), uleze milostet langsonok (dein Erbarmen sei über uns, d. h, erbarme dich unser), nach einem Russicismus auch construirt mit uŕvakstoms (heirathen), als ki uŕvaksty noldaź ava langso (wer ein entlassenes, d. h. geschiedenes, Weib heirathet), langa (eigentl. wohl langga) «über etwas hin, hindurch, über od. von (latein. de), z. B. ujeźt ved langa (sie fuhren über das Wasser), atsak patśa stoloń langa (breite ein Tuch über den Tisch), jovtaźt es tevest langa (sie erzählten von ihren Thaten), tšarkodźt, meks mon syńst langast kortliń (sie merkten, dass ich von ihnen, über sie, sprach).,

§ 124. Mala (Nähe), wovon der Illativ malas «zu» z. B. saź malazonzo aľa (es kam zu ihm ein Bauer), molež kudo malas (er näherte sich dem Hause), der Elativ malasto «von» z. B. aźodo moń malaston (geht fort, entfernt euch von mir), der Inessiv malaso «bei» z. B. veńš beŕok malaso aštšeź (das Boot lag nahe beim Ufer), der Prolativ malava «nahe an etwas hin» oder nach Analogie anderer Postpositionen in diesem Casus «hin und her bei, verbreitet in der Umgegend oder Nähe von etwas», auch von der Zeit «MM», Z. B. rabotaź ošoń malava (er arbeitete in der Nähe der Stadt, d. h. an verschiedenen Stellen, sonst malaso), molinek kudoń malava (wir gingen nahe an dem Hause vorüber), ulheź peleve malava (es war um Mitternacht), im Approximativ malav in gleicher Weise wie der Illativ, auch «.um, ungefähr», z. B. jalganzo sońze saźt bojaroń malav (seine Freunde kamen zu dem Herren), saź kudəń kenkš malav (er näherte sich der Thür des Hauses), uľneźt väte sadt malav (es waren etwa fünfhundert), j

§ 125. Marto, wie Ahlquist meint, der Ablativ von mar (Haufe), doch will im Ersa — und auch wohl-im Mokscha — die Form und Bedeutung dieser Postpositiori sich nicht recht mit der des Ablativs vereinigen lassen. Sie bezeichnet eine Gesellschaft oder Gemein-

9 4F. J, WlEDEMANN,

schaft und bedeutet also «mit, bei*, z. B. son jartsy es jalganzo marto (er isst mit seinem Freunde), syń tese erit es eikakšost marto (sie leben hier mit ihren Kindern), mon jala tynk martonk ulan (ich werde immer bei euch sein); ein Russicismus ist es, wenn dieselbe Postposition auch bei «scheiden, sich verabschieden» von Jemand gebraucht wird. Dass sie, wie das «mit» vieler indoeuropäischen Sprachen, auch statt des Inessivs im Sinne eines Instrumentals gebraucht würde, ist mir zwar nicht vorgekommen, allein möglich ist es doch wohl, da nicht nur in den mokschanischen Sprachproben bei Ahlquisl Fälle davon vorkommen (vgl. S. 112,115, 116, 125), sondern auch bei den baltischen Finnen der den Instrumental eigentlich vertretende Adessiv häufig durch eine ähnliche Umschreibung ersetzt wird.

Meile «nach» (von der Zeit) und meľga «nach, hinter» (vom Ort) von gleichem Stamme, der aber selbst nicht mehr nachzuweisen ist. Meile wird, seiner comparativen Bedeutung wegen (später als) regelmässig mit dem Ablativ construirt wie das entgegengesetzte ikele (vgl. oben), z. B. se škado meile (nach dieser Zeit), kolmo tšide meile (nach drei Tagen), vesemede meile (nach Allem, zu allerletzt); mel'ga wird nicht gebraucht von der Ruhe, dem Befinden hinter etwas (wie udalo s. unten), sondern bezeichnet als Prolativ die Bewegung hinter etwas her, z. B. mol't mel'ganok (geh hinter uns her, d. h. folge uns), seŕgedź meľganzo (er schrie ihm nach, ging schreiend hinter ihm her); auch in demselben figürlichen Sinne wie das entgegengesetzte karšo «für», son mel'gank (er ist mit euch, hält es mit euch).

§ 126. Paška «ohne, ausser», ohne im Mordwinischen nachweisbaren; Stamm, wird nicht als Nominalcasus mit dem Genitiv construirt, sondern als Adverb mit dem Ablativ, z. B. uleźt nileńgämen avatnede i eikakštnede. paška (es waren ihrer vierzig ohne die Weiber und Kinder), eź meŕź kinengak molems es meľganzo bratdonzo paška; (er Hess Niemand, mit sich gehen ausser seinen Bruder).■/> . \ - v ■>;■, ;v ,U, ^

Patšk «durch» im eigentlichen Sinne, auch im figürlichen für «aus, wegen (lat. prae)», z. B. salmoks pileń: patšk (durch ein Nadelöhr), puľa šľapań patšk liseź (die Kugel ging durch den Hut), prävtemeľt tandadmost patšk (sie waren ausser sich vor Furcht).

Pe (Ende). Das entsprechende ots giebt im Ehstnischen Postpositionen im Illativ, Elativ und Inessiv, das mordwinische ist mir in dem ersten dieser Casus auf ähnliche Weise vorgekommen, zu übersetzen mit «aw, bis an», z. B. sodyze peelenze palkań pes (er band sein Messer an einen Stock, d. h. an das Ende desselben), ušodoź pokšsto viškineń pes (vom Grössten bis zum Kleinsten).

§ 127. Peľ, pele (Seite) dient im adverbialen Locativ, im Approximativ und Ablativ als Postposition, nämlich pele «bei, an», pelev «an, nach etw~as hin, zu, gegen», z, B. kov valdy tši liśme pele (der Mond scheint im Osten), veľavź lomatneń pelev (er wandte sich zu den Leuten), tšokšne pelev (gegen Abend), tši sakšni tšopoda pelev (der Tag geht nach der Dunkelheit zu, d. h. es wird bald Abend werden), nnd peľde «von, von Seiten», auch als Umschreibung des blossen Ablativs im partitiven Sinn, bei Passiven u. a., z. B. teŕdija sońze liatneń peľde ve pelev (ich rief ihn von den Andern weg bei Seite), ei sait son jarmakt moń peľden (er nahm kein Geld von mir), tynk pel'denk son teń sodyze (von euch liat er das erfah-

GRAMMATIK DEK ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.95

ren d. h. ihr habt es ihm gesagt)r\ú syńst pcľdest maštovi (wer von ihnen ist tüchtig), tšudat tejevit sońze peľdenze (es geschehen Wunder durch ihn).

Die durch vor pele noch gesetzte Bestimmwörter gebildeten adverbialen Ausdrücke, wie tona pele (jenseit), tona pelev (jenseit hin, auf die andere Seite), tona pel'de (von jenseit her) u. s. w., können ebenfalls wie Postposilionen gebraucht werden.

§ 128. Peŕka (Umgegend) ist in unveränderter Form zugleich Poslposition «um», so wohl im eigentlichen'Sinne, als auch um das Ungefähre zu bezeichnen, z. B. veserae promoźt peŕkanzo (Alle versammelten sich um ihn), lomatne ozaźt stoloń peŕka (die Menschen setzten sich um einen Tisch), ulneź niletse tšasoń peŕka (es war ungefähr vier Uhr). Von demselben Stamme ist auch peŕt, welches eben so gebraucht wird.

Finge (Zeit) im Elativ pingste, in der auf die Zeit sich beziehenden Bedeutung dieses Casus, drückt als Postposition das deutsche «während» aus, z. B. sońze eŕamonzo pingste (während seines Lebens), piŕgeneń pingste (während des Gewüters).

§ 129. Potmo {Inneres, Schoos). Die vier'schon bei mehreren der vorher genannten Stämme erwähnten Casus dienen auch von diesem als Postpositionen, aber mit Ausnahme des Prolativs potmova werden sie sämmtlich fast ausschliesslich in einer kürzeren Form gebraucht, nämlich pots, potsto, potso anstatt potmos, potmosto, potmoso. Es heisst also potmova «in», z. B. arseź, kortleź es potmovanzo (er dachte, er sprach in sich, bei sich), pots «iw» auf die Frage «wohin», z. B. meze ušosto lomaneń pots sovy (was von aussen in einen Nenschen hinein geht), potsto «aus», z. B. vese ne beŕan tevt sädeń potsto lisit (alle diese bösen Thaten kommen aus dem Herzen), potso «iw» auf die Frage «wo», z. B. ulińdäräi tynk pot-sonk kämeme, a mutavdado (wenn Vertrauen in euch ist, so werdet ihr nicht unruhig sein).

§ 130. Von pŕa (Kopf, Gipfel, Oberes) werden dieselben Casus gebraucht, also pras «auf» auf die Frage «wohin», z. B. kuzeź pando pŕas (er stieg auf einen Berg), pŕasto «von, von oben weg», z. B. syń valgonoźt pando pŕasto (sie stiegen von einem Berge herab), pŕaso «auf» auf die Frage «wo», z. B. tšuvto pŕaso narmoń mory (auf dem Baume singt ein Vogel), pŕava yüber etwas hin», z. B. tšavyze sońze pile pŕavanzo (er schlug ihn übefs Ohr).

Sädei {Herz) kann eben so gebraucht werden wie potmo, es ist mir indessen viel seltener vorgekommen, z. B. son aštši modań sädeise (er liegt in der Erde).

Sive ist ein Mal in der Evangelienüberselzung gebraucht, mir sonst aber nicht vorgekommen, und Form und Herkunft sind mir dunkel, da an das sonst wohl bekannte sive (Kragen) zu denken hier keine Veranlassung vorliegt. Die erwähnte Stelle ist L. V, 14 kandoms ozks es vańskavtomo sive (ein Opfer darbringen wegen, für seine Reinigung).

§ 131. Ska (Zeit), von gleicher Bedeutung mit dem oben angeführten pinge, kann auch im Elativ eben so gebraucht werden wie jenes, z.B. moń samon škasto (bei meinem Kommen, während meines Kommens).V#K $&V*~»S4LOL4 t&ThS* {*4fc%

Tarka (Ort, Stelle, Statt) ist im Inessiv tarkaso das deutsche «anstatt», z. B. son kuď azoro tätanzo tarkaso sońze (er ist Hausherr- an seines Vaters Statt).

96,F. J. "WlEDEMANN,

Troks «durch», von unbestimmbarer Abkunft, das mokschanische turks, scheint nur wenig gebraucht zu werden, z. B. son mastoroń troks jutaź (er zog durch das Land).

Turtov, der Form nach ein Approximativ, von welchem der Stamm mir aber nicht bekannt ist, bedeutet «zu» und wird oft als blosse Umschreibung des Allativs gebraucht, namentlich bei Wörtern mit Personalsuffixen, wo alle Mordwinen, die ich zu hören Gelegenheit hatte, den Allativ zu bilden vermieden und lieber zu dieser Umschreibung griffen, z. B. mon ./:.1 sjń_syńsJLtnrt(lv (ich kam zu ihnen), mezeń kis kortľat es bratot turtov (warum sagst du zu deinem Bruder).

§ 132. Udalo (der hinter etivas befindliche Raum), davon das unveränderte Nomen adverbialisch (als Locativ) «hinter, jenseit» auf die Frage «wo», z. B. vele vireń udalo (das Dorf ist jenseit des Waldes), aštšeź ortań udalo (er stand hinter der Pforte), der Approximativ udalov mit derselben Bedeutung auf die Frage «wohin», z. B. liseź kenkš udalov/(er ging hinaus hinter die. Thür od. vor die Thür nach deutschem Sprachgebrauch), der Ablativ udaldo «hinter etwas hervor», z. B. liseźt pandoń udaldo (sie kamen hinter dem Berge hervor), und der Prolativ udalga «hinter etwas hin od. vorbei», z. B. jutaź moń udalgan (er ging hinter mir vorbei).

§ 133. Ušo (der ausserhalb befindliche Raum, die Aussenseite), wovon als Postpositionen besonders ušov «aus, nach der Aussenseite hin», z. B. vedize sońze kudoń ušov (er führte ihn aus dem Hause, vor das Haus), ušoso «ausserhalb, an der Aussenseite», z. B. uľneź oš ušoso (er war draussen vor der Stadt, ausserhalb der Stadt), möglicher Weise auch die correlativen ušosto und ušova, welche nach dem Vorhergehenden und ihrer Form nach leicht verständlich wären, die mir aber nur als Adverbe bekannt sind.

§ 134. Vaks (Spanne) dient zur Bezeichnung des Verhältnisses der Nähe wie mala (s. oben), davon der Illativ vakss, od. vaksos «an, zu, neben, nach, in, gegen», z. B. saź liatneń vakss (er kam zu den Andern), veńštne lotkaźt se tarkaśt vakss (die Schiffe legten an der Stelle an), ozan vaksozot (ich werde mich neben dich setzen), ferner vaksne «neben, bei, an» st. des mir wenigstens nicht vorgekommenen lnessivs vakssö (vgl. oben ekšne), z. B. uľneź äŕke vaksne (er befand sich an dem See), kolmo tšit už aštši moń vaksnen (er verweilt schon drei Tage bei mir), vakssto «von», z. B. satanok kalmo vakssto (wir kommen vom Grabe), murdaźt toi vakssto (sie kamen von dem Feuer zurück), vaksga «an etwas vorüber», z. B. son molińdäräi moń vaksgan (wenn er bei mir vorüber geht).

§ 135. Vel'ks (das Obere, die Decke) giebt die Postpositionen veľksne «über», z. B. pŕanzo veľksne pongavtozeľ jonksozo (über seinem Kopfe hing sein Bogen), veľksga oder von einem einfacheren Stamme veľga «-über etwas hin», z. B. narmot livtit kudoń veľksga (Vögel fliegen über das Haus), vielleicht auch noch andere.

Von väre (das Obere) ist mir als Postposition nur väŕde «oberhalb, übe%» vorgekommen, z. B. katšamo aštši veíkseń väŕde (der Rauch steht über dem Dache), aber auch von diesem Stamme mögen auch noch die übrigen sonst als Postpositionen gebrauchten Casus so

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE..97

vorkommen, wie sie auch Ahlquist vom Mokschadialekt angiebt, ich habe sie im Ersa indessen nicht, oder zum Theil nur als Adverhc gehört.

Partikeln.

§ 1 30. Da ein Theil der wenigen Bindewörter (Conjunclionen) aus den Adverben genommen sind, da diese wie jene ihrer mannichfaltigen Bedeutung wegen öfters an verschiedenen Stellen zugleich vorkommen müssten, wollten wir, wie es in den Grammatiken anderer Sprachen geschieht, die Partikeln hier auch nach den verschiedenen dort gebräuchlichen Kategorien ein- und vertheüen, so hat es mir besser und übersichtlicher geschienen, sie hier in alphabetischer Ordnung neben einander zu stellen, was bei dem in den finnischen Sprachen herrschenden Princip der Wortbildung zugleich den Vortheil gewährt, dass die Wörter gleicher Abstammung zusammen gruppirt werden. Welche von den hier aufgeführten Partikeln als Conjunctionen zur Satzbildung und Satzverbindung dienen und in welcher Weise, das zeigt weiter unten die Satzlehre. Nur über die Negationen, welche in dem alphabetischen Verzeichnisse durch die Form einander nicht so nahe gebracht werden würden, als sie der Bedeutung nach zusammen gehören, mögen hier einige Bemerkungen vorausgeschickt werden. Bei der Conjugation sind die verschiedenen Negationen schon hier und da erwähnt worden. — A (at) dient als Verneinung der Verbalnomina, des Präsens im Indicativ und derjenigen Tempora unter den übrigen Modi, welche dieselbe Flexion haben, nämlich der beiden Tempora des Conjunctivs. Durch Zusammensetzung mit dem Stamm des Zeitworts ulems (sein) entstehen avoľ und avoľkseľ, welche mit den Personalendungen der vergangenen Zeit flectirt als Negation des Conditionals und des Präteritums im Optativ dienen. — Eine zweite Negation ist eź (aź) für das Präteritum des Indicativs, eben so flectirt wie die genannten avoľ und avoľkseľ.— Eine dritte ist das prohibitive iľa, im Plural ilado, für den Imperativ, und mit dem Charakter des Präsens im Optativ versehen und durch alle Personen flectirt il'azan etc., für dieses letztgenannte Tempus. Ein Seitenstück, was die Flexion betrifft, zu dem mit einem Plural versehenen iľa ist aźo {fort, hinweg, geh), im Plural aźodo, aźdo, und auch bei anderen finnischen Stämmen findet sich Aehnliches, so im Ehstnischen sah (da, nimm), im Plural sähke. — Noch eine vierte Negation endlich ist apak, um in der negativen Conjugation etwas dem adverbialen Particip (Gerundium) der Vergangenheit Entsprechendes auszudrücken, wie apak jartsak, apak teit (nicht gegessen, nicht gethan habend); in der Evangelienübersetzung ist es einmal auch mit dem Particip selbst gebraucht, wo dieses passive Bedeutung hat, apak śormadoź, (ungeschrieben), was aber wohl nicht dem Geiste der Sprache angemessen sein möchte. Sol nicht durch das negative Verb der ganze Satz überhaupt verneint werden, sondern bezieht sich in einem affirmativen Satze eine Negation nur auf ein einzelnes Wort, so ist diese Negation a, z. B. apokš (nicht gross, klein), alamo (nicht viel, wenig)., Soll aber nicht einfach durch die Negation eines einzelnen Wortes dessen Bedeutung in das Gegentheil verwandelt, sondern ein Gegensatz hervorgehoben werden, so dass ein Satz mit «sondern» darauf folgt oder zu ergänzen ist, dann gebraucht man avoľ st. a, z. B. kona avoľ kenkšga sovy no lia tarkava (wer

Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, Vllme Serie.13

98F. J. WlEDEMANN,

nicht durch die Thür herein kommt, sondern anderswo), tyń moń ezimiz muit (ihr habt mich nicht gefunden), aber avoľ tyń moń muimiz, no mon muidiz tynk (nicht ihr habt mich gefunden, sondern ich habe euch gefunden), mon teń kis ezin sak (ich bin deswegen nicht gekommen), aber mon avoľ teń kis syń (nicht deswegen bin ich gekommen, sc. sondern...).

Noch eine Negation ist bei dem Zeitwort schon erwähnt worden, araś (nicht vorhanden), welche, da sie selbst schon das Zeitwort «sein» in sich schliesst, nie zur Verneinung eines anderen Verbs gebraucht werden kann, sondern selbst schon das Prädicat im Satze bildet.

Dass in der Antwort die in der Frage da gewesene Negation allein wiederholt wird, um unser «nein» auszudrücken, ist schon bemerkt worden. Auf ähnliche Weise werden auch die prohibitiven Negationen iľa, iľado absolut gebraucht, aber da eine vorher gehende im Imperativ stehende Frage nicht möglich ist, so ist bei il'a und il'ado das Verbum teit (thun) zu ergänzen, also «thu od. thut das nicht», sei es als Antwort auf eine dubitative Frage oder überhaupt abmahnend.

Das deutsche «weder... noch», wenn zwei vollständige Sätze dadurch verbunden werden, ist nur i (und), wobei jeder Satz die ihm zukommende Negation behält; werden aber durch «weder.. .noch» nur zwei coordinirte Glieder eines und desselben Satzes verbunden, so ist es a.. .a, wobei das Zeitwort ausserdem noch in -der negativen Form steht, z. B. son a vetški a moń a tätan moń (er liebt weder mich noch meinen Vater), son araseľ tese a tšetše a iśak (er ist weder heute noch gestern hier gewesen), aber son iśak araseľ tese i vandyjak a sy (er ist gestern nicht hier gewesen und, auch morgen wird er nicht kommen, d. h. weder ist er heute hier gewesen, noch wird er morgen kommen). Entbehrlich ist das von stark verrussten Mordwinen gebrauchte ni (und nicht) und ni.. .ni (weder.. .noch).

§ 137. Die übrigen Partikeln sind die hier folgenden, unter welchen die mehr oder weniger verstummelten, aus dem Russischen herüber genommenen mit «(russ.)» bezeichnet sind.

A (russ.) aber, sondern. Alamo, alamoška etwas, alamos auf kurze Zeit, alamodo, alamojak (mit Negationen

verbunden) beinahe.,

Ali (russ.) oderį ali... ali entweder... oder. 7v, V it*-' Alkuks wahrlich, gewiss.yu °

Alo unten, alov nach unten, hinab, aldo von unten, alga unten hin, unten durch. Antśak nur.Yu".

Arašt, arazdy, arazek (russ.) etwa, vielleicht. /t,. âJi,a^ Ašto ... ašto (russ.) bald... bald, theils.. *. theils. Buttaby (russ.) als ob, wie wenn. Bude (russ.) wenn. Da (russ.) und, dass.

Druk (russ.) plötzlich.Ł.

Eno o ja, ja wohl.^ / ,^ŕť *>** ^^' '

GEAMMATΓK DEE EESA-MOEDWINISCHEN SPRACHE.99

Gak, jak, das erste nach Consonannten, das zweite nach Vocalen, ist eine enclitische oder affigirte Partikel und bedeutet «auch, und, sogar», im verneinten Satz «auch nicht, nicht einmal». Aus den interrogativen, mit k anfangenden Adverben bildet diese Partikel indefinite, wie bei den Pronomen, und diese stehen dann auch, wenn das Zeitwort verneint ist, statt der deutschen negativen Adverbe beim affirmativen Verb.

I (russ.) und, auch, i...i so wohl.. .als auch.

Ikele vorher, vorn, ikelev voraus, nach vorn, ikeľga voraus.

IIi (russ.) oder.

Iśak gestern.

Ista so, ista... koda so.... wie, ista... meks so... dass, istaže eben so, ebenfalls, daher; nach einem Russicismus wird ista auch für «ja» gebraucht, wie das entsprechende russische TaK'B.

Jala immer.

Jalgo zu Fusse., x/L".\i,,

Ježeli (russ.) wenn.J £*é* A

Ka, ke, ko, eine enclitische Partikel, welche den Nachdruck auf ein Wort legt. ^ /

Kardasna draussen.A«*J« ■<*<*£ e.f**S-A*./O^^'-^'Y^* . *įł; /,, .

Karšo entgegen, gegenüber.<~-.-.

Koda so wohl Adverb «wie, als, wann», als Conjunction «als, da, wenn».

Kodaby (halb russ.) wenn.

Kodajak irgend wie, irgend wenn._

Kodamo wie.,*

Koli (russ.) wann.

y Koso wo, kosto, kovoldo von wo, woher, kov, kos wohin., *i_% &

Koš, kot (russ.) wenn auch, wenn auch nur, obgleich, freilich. .( '" / /' r t Ufa *^|

Kuva wo.

Lamo sehr; lamodo oft, vielfach.

Li (russ. nachgesetztes Fragewort), li... ili, li... ali (in der Doppelfrage).

Liaks sonst, übrigens.

Malaso nahe, malav nahe herbei, beinahe.

Meile, meilks zuldzt, nachher., v*^/^^ '"■ *~c^ ******-+-***

Meis (st. mezs, von meze) warum.+*'*£* K . ,**,Lr-J« / ?Je, ^.'*^*.

Mekev zurück."

Meks warum; dass.■■: ■■-.

Mezde warum.

Mik bis, sogar.'-./«■ °^ eJc

Nei, neike jetzt, neikeže eben jetzt, sogleich.

Nejak noch.

Nesak denn.

13*

100F. J. WlEDEMANN,

Neuželi (russ.) etwa, vielleicht.

Neželi (russ.) als (nach Comparativen).

Ni (russ.) und nicht, auch nicht, ni... ni weder... noch.

No (russ.) aber, sondern.

Odnako (russ.) aber, dennoch.

Odov wieder, von neuem.

Opek (russ.) wieder.'<*/*■ *Ti;

Oštšo, eštšo (russ.) noch.p% t O ,.iAiSw

Paška besonders, für sich, ausserdem.

T^sehr.,. , ■;■ ff t , J ir

Peŕka, peŕt umher.; //£õA>/A CA. A- MÍSLST/ ' "■

Pots hinein, potso drinnen, potsto heraus.'

Prok (russ.) gänzlich, ganz und gar.

Protš (russ.) fort.

Seetste oft.

Seks denn, deswegen.

Seńak wenn.

Sese dort, hier, seste von dort, von hier, sev, sei dahin, hieher.

Seske, seste da, dann/darauf, damals, so (im Nachsatze).

Stako umsonst.

Sto (russ.) dass.

Stoby (russ.) dass, damit.

Tago wieder, noch.

Talai genug._ f ■ f .,

Täräi (meist angehängt und flectirt) wenn.% ÜA-^i lov^v iw^i*

Tei, tenei hieher.,J' *

Tenese, teneste darum, deswegen.jj

Tese, teske hier, teste vow Mer.

To (russ.) so (im Nachsatze).v

Todei oft.

Tósò, ťosko $or£*tosťö, tovoldo von dort, tov, tozov dahin. „ Tš etš.e Äewie.,, .," . .,,- fįaít^pįk^

Tšut (russ.) frawm.

Udaldo ww hinten, udalga hinten vorbei, udalo hinten, udalov nach hinten.

Umok lange.4

Ušoso draussen, ušosto von dtäussen her, ušov hi/naus, ušova aussen vorbei.

Už (russ.) schon, (mit Verneinungen) woc/& mcÄč.j

Vaks^a vorüber, vaskne wa^e, da&ei, vakss Äer^w.1 k

VanaįsieÄe, siefee da.

GRAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.101

Vandy morgen.

Va^ńa vorher, zuerst.

Vasoldo von fern her, vasolo fern, weit, vasolga weit dahin, in der Ferne vorbei, vasov

weit hin, in die Ferne. Väŕdc von oben, väre oben. Vdruk (russ.) plötzlich. Veikes gleich.

l Veis zusammen, veise zugleich, beisammen. Veľt,' vel't pek sehr./u,

Vezde (russ.) überall. Zardo wann; als, bis.

Zardojak irgend wann, (mit Negationen) nie. ,f

Zards wie lange; während, bis.|£ CA. C- -/^^-*^°- *♦-*įp «• •-'J-V

Ze (russ.) aber; affigirt dient es zur Verstärkung der demonstrativen Adverbe, wie der demonstrativen Fürwörter.

§ 138. Wegen der von Nomina abgeleiteten Adverbe ist zu vergleichen § 42. Hier mögen zum Beschlüsse noch einige häufiger vorkommende Verbindungen stehen, welche zum Ausdrucke adverbialer Beziehungen gebraucht werden.J

Avoľ antśak... no i nicht nur... sondern auch. Avoľ koda als (nach Comparativen). Eŕva kuva überall, eŕva peľde von allen Seiten, eŕva ieste jährlich, eŕva jonga überall,

eŕva škane immer, jederzeit, jedes Mal. Ikele pelev künftighin.~

Kona škasto während.'

Meiltse pelev zuletzt.v

Mezdejak avoľ keineswegs. Mezeń kis, meze meľga warum, weswegen. Nei škas bis jetzt.

Ombotse pele etc. = tona pele etc. Se jondo von dort her, se jonov dahinwärts. Se jutksto unterdessen, se jutksto koda während. Se ladso so, auf diese Weise. Se škasto jetzt, nun. Setšasso, seže tšasso sogleich. Sede ikele vorher. Sede paška ausserdem. Seks meks weil.

Seń karšo dagegen, im Gegentheil. Seń kis deswegen, seń kis što, s. k. meks weil.

102F.J. WlEDEMANN,

Seń konďamo so.

Seń koŕas, seń kuvałmo deswegen, demnach, demgemäss, seń kuvaľmo meks weil.

Skasťo, tarkava zu Zeiten, dann und wann.■-■... ■■■.-. .

Tarkava, tarkań tarkava hier und da.

Te jutksto unterdessen, te (teń) jutksto koda od. źardo während. •■:;.

Te ladso so, auf diese Art, te ladsože, teke ladso eben so.

Te pel'de hier.

Te šk&ne jetzt, te škas bis jetzt.■ ' . ■■

Tede meile hierauf, darnach.

Teń kis deswegen.

Tona pele jenseit, auf jener Seite, to na pel'de von jenseit her, tona pelev jenseit, auf die

andere Seite.■■.r

Va,ľskêse dm Morgen, Morgens, valske marto dass... : ,

Ve jonov, ve pelev bei Seite.

Vembeŕt (veń peŕt) Nachts, v. patšk die ganze Nacht hindurch. Zaro ška (od. źaroška?) wie lange.

S ATZBILD ÜNG.

§ 139. In dem vorhergehenden Abschnitte der Grammatik sind nicht bloss die verschie>-denen Wortformen gegeben, sondern auch die Bedeutung und der Gebrauch der einzelnen, so dass es in diesem letzten Abschnitt grossen Theils genügen wird, auf das schon Dagewesene hinzuweisen und es nach dem hier geltenden Gesichtspunkt übersichtlich zusammen zu stellen.

§ 140. I. Einfacher Satz. Die Congruenz zwischen Subject und Prädicat ist wie in den meisten anderen Sprachen. Eine scheinbare Ausnahme tritt ein, wenn das Subject zwar nicht die Pluralform hat, aber doch die Bedeutung eines Plurals, wo denn das Zeitwort auch im Plural steht, z. B. veseme kuloźt (alle sind gestorben), kavtonesk syt (beide toerden kommen), narod molit synenst (das Volk, die Leute gehen zu ihnen). Ist das Prädicat durch ein Substantiv ausgedrückt, so steht es natürlich nur dann im Plural, wenn es der Sinn erfordert, d. h. wenn damit wirklich eine Vielheit bezeichnet werden soll, das Prädicatsadjęctiv dagegen richtet sich immer nach dem Numerus des Subjects.

§ 141. Das adjectivische Attributivwort ist unveränderlich (vgl. § 59), z> B. lamo telat kuloź lomatneń (viele Leiber gestorbener Menschen), niŕkalgavtsynze ne mukatneń (es vńrd diese Qualen abkürzen), se tšiste (an diesem Tage), vese vienze putyze (er wandte edle seine Kraft an). Der attributive Genitiv von einem Nomen sowohl wie von einem Pronomen kann vor oder nach dem regierenden Worte stehen, z. B. sońze kudozo oder kudozo sońze (sein

GEAMMATIK DEE EESA-MOEDWINISCHEN SPEACHE.103

Haus), uŕvazo te miŕdeśt oder te miŕdeśt uŕvazo (das Weib dieses Mannes). Aussei1 dem Genitiv können, etwa mit Ergänzung des Parlicips eines Zeitworts «sein» oder ähnlicher, auch andere Casus und Verhindungen mit Postposilionen attributivisch gebraucht werden, und bei den so gebrauchten Casus kann es dann bisweilen zweifelhaft werden, ob man es nicht vielleicht mit einem Adjectiv zu thun hat, dessen Bildungssuffix mit dem Casussuffix zusammen fällt (vgl. § 17 und 25), z. B. inevedeń ikele ošso (in der diesseit des Meeres gelegenen Stadt), more vaksne tarkat (die am Meere gelegenen Orte). Sehr häufig ist das substantivische Attribut ohne Genitivsufiix (vgl. § 46), wodurch die Wortverbindung unseren zusammengesetzten Substantiven ähnlich wird, z. B. tšatšmo tarka (Geburtsort), kuď azoro (Hausherr), naraź pŕa tatart (Tataren mit rasirten Köpfen). Die Apposition steht in gleichem Casus mit dem Worte, zu welcher sie gesetzt ist, z. B. tätanok minek Ivan (unser Vater I.), tätadonok rainek Ivando (von unserem Vater /.), tätanzo sońze Ivanań marto (mit seinem Vater I.), vesemede tyńde-denk kortl'an (ich spreche, von euch Allen) etc., nur wenn ein Eigenname der darauf bezüglichen Apposition voran geht, so bleibt er unverändert, gleichsam als ob er mit dem appositi-ven Nomen eine Zusammensetzung bildete, also Ivan tätadonzo (von seinem Vater I.).

§ 142. Das gerade Object (Accusativ) wird durch die beiden ersten Casus ausgedrückt, das entferntere durch die übrigen oder eine der Postpositionen. Ueber den Unterschied, mit welchem die beiden ersten Casus für unseren Accusativ stehen, vgl. § 58, über den Unterschied hierbei zwischen objeetivem und subjeetivem Verb vgl. §,99, und über den Ausdruck des partitiven Objectes durch den Ablat. vgl. § 48. Dass beim objeetiven Verb das Object, wenn es nur das persönliche Fürwort ist, auch wegbleiben und durch das Suffix des Zeitworts allein vertreten werden kann, ist eben dort bemerkt; eben so kann dasselbe Pronomen auch als Attribut fehlen, wenn es durch das Personalsuffix des regierenden Hauptworts schon hinlänglich bezeichnet ist, vgl. § 70; selten fehlt es als Subject. Ueber die Erweiterung des einfachen Satzes durch verschiedene adverbiale Bestimmungen enthalten die §§ 47 — 58 und 110—138 das Nöthige, und es ist hier darüber weiter nichts hinzuzufügen.

§ 143. Einem Satze die Frageform zu geben, dient, wenn nicht schon ein interrogatives Pronomen oder Adverb die Frage einleitet, die russische Fragepartikel li, z. B. kämsynk li, meks monen te tejevi (glaubt ihr, dass ich das thun kann), ezide li maŕak tynk (habt ihr nicht gehört), son li se molitśa (ist er jener Kommende, der welcher kommen soll) etc. In der dop-pelgliedrigen Frage folgt auf li das ebenfalls russische ali, ili (oder), z. B. virste li moľź son ili veleste (ist er aus dem Walde gekommen oder aus dem Dorfe), ton li kutšoźat, ili liań utšoms minenek (bist du abgeschickt worden, oder sollen ioir einen Anderen erwarten). Eine andere, wohl ebenfalls russische (pa3BS) Fragepartikel ist arazdy, arašt, arazek (etwa), womit bezeichnet wird, dass der Fragende selbst entgegengesetzter Ansicht ist, z. B. arazdy mon hoja-rotan (bin ich etwa dein Herr, ich bin ja nicht dein Herr), arašt a sodatado (wisst ihr etwa nicht, ihr wisst doch wohl). — Wunschsätze stehen im Präsens des Optativs, wenn der auf die Zukunft bezogene Wunsch mit der Voraussetzung der Erfüllung ausgesprochen wird, daher in der dritten Person auch den Imperativ vertretend, z. B. setme uleze (er^möge ruhig sein),

,104F. J. WIE DEMANN,

uleze milostet langson [möge dein Erbarmen über mir sein), il'azdan mui tont (möge ich dich nicht finden); Nachahmung des russischen Sprachgebrauchs ist es, wenn die dritte Person des Imperativs umschrieben wird mit kadyk (lass es, russ. nycmü), wie kadyk molit (lass es sie werden gehen, d. h. mögen sie gehen). — Das Präteritum des Optativs giebt nicht so wohl dem Satz den Ausdruck des Wunsches, als es vielmehr das Zeitwort «wollen, wünschen» selbst in sich schliesst, also z. B. purnakseliń nicht «hätte ich doch versammelt», sondern «ich wollte versammeln, ich hätte gern versammelt».

Eine Aufforderung in der ersten Pluralperson steht im Präsens des Indicativs, z. B. mol-ďanok, tšavosynek (wollen wir gehen, lasst uns ihn todt schlagen). — In dubitativen oder deli-berativen Sätzen steht für den griechischen Conjunctiv der Infinitiv, wobei das logische Sub-jeet, wenn es ausgedrückt ist, im Allativ steht, z. B. meze tejems (was soll man thun), meze tejems monen (was soll ich thun), kov molems minenek (wohin sollen ivir gehen), kosto synenst kše sajems (woher sollen sie Brot nehmfen).

§ 144. Die Wortfolge im Satze ist ziemlich frei, so dass man den einzelnen Wörtern,, je nachdem es der Sinn oder der darauf zu legende Nachdruck erfordert, eine mehr oder weniger hervorragende Stellung geben kann. Man kann also z. B. mit dem Subject beginnen, son moń kudsto pansimim (er jagte mich aus dem Hause), oder mit dem Object moń son kudsto pansi-mim, mit dem Prädicatsverb karmaź tätazo keŕamonzo (sein Vater fing an ihn zu schlagen), oder mit einer adverbialen Ergänzung ombotse tšine kutšyze täta tśoranzo (am folgenden Tage schickte der Vater seinen Sohn): es kann sogar ein attributiver Genitiv von seinem regierenden Worte getrennt werden, z. B. sońze uľneźt lamo jalganzo (seine vielen Freunde waren, d. h. er hatte viele Freunde), tśoranzo araś šapkazo (sein Sohn hat keine Mütze), kuď azoroń kuloź lišmeze (das Pferd des Hausherrn ist gestorben).

§ 145. II. Zusammengesetzter Satz. Daraus, dass eine so grosse Anzahl der Con-junetionen Fremdwörter sind, ist ersichtlich, dass die mordwinische1 Sprache sich ihrem inwohnenden Geiste gemäss eigentlich ohne dieselben behelfen kann. In der That ist ihr ein Theil derselben dadurch entbehrlich, dass sie statt untergeordneter Adverbialsätze Verkürzungen vermittelst der Verbalnomina anwendet (vgl. § 83—85), wovon das Einzelne weiter unten, ein anderer dadurch, dass sie Wörter und Sätze asyndetisch neben einander stellt, anstatt sie durch Conjunctionen anzureihen oder unterzuordnen, z. B. velese eŕaźt miŕdet avat (in einem Dorfe lebten Mann und Weib), syń a vidit a nujit (sie säen und ernten nicht), mon nein syń ,alov valgyt (ich sah wie (od. dass) sie herab kamen), bratonzo arseźt son udy (seine Brüder glaubten, dass er schliefe), ińaldźt liseveľ son te kudsto (sie baten, dass er aus dem Hause gehen möchte), meŕt ne kavto lomat sovavoľt (befiehl, dass diese beiden Männer hinein gehen), purnado vese, mezejak il'azo joma (sammelt Alles, damit nichts umkomme). Wenn zur Verbindung coordinirter Sätze die russischen Conjunctionen i, ni, a, no, odnako, ili gebraucht werden, so ist über deren Construction weiter nichts zu bemerken.

§ 146. A. Substantivsätze. Die eigentlich mordwinische Conjunctionistmeks(ťžass), daneben hört man jedoch auch die russische što, z. B. kortlit meks a uli (avoľ) son kudso (sie sagen,

GEAMMATIK DER ERSA-MORDWINISCHEN SPRACHE.105

dass er nicht im Hause ist), kardyze synenst jovtams, meks syń sodasyze sońze (er verhol ihnen zu sagen, dass sie ihn kannten). Hierbei ist noch zweierlei zu bemerken, nämlich erstens, dass im Objectsatz der verba dicendi und sentiendi immer das Tempus steht, welches in der directen Aeusserung stehen würde, daher in dem zweiten Beispiel das Präsens, weil sie nicht sagen würden «wir kannten ihn», sondern «wir kennen ihn», und im ersten Beispiel würde daher eben so gut das Präsens stehen, wenn der Satz nicht von einem Präsens, sondern von einem Präteritum im Obersatze abhinge; zweitens kommt hierbei auch eine Altraction des Subjecls vor, z. B. tońt tśorat mon a sodasakoso (deinen Sohn weiss ich nicht wo d. h. er ist, st. ich weiss nickt, wo dein Sohn ist).

Sehr gewöhnlich ist hier wie in anderen Sprachen die Verkürzung des abhängigen Satzes mit dem Verbalnomen (Infinitiv), wenn er mit dem Obersatze gleiches Subject hat. Hat in diesem Falle der Infinitiv noeb ein Object, so wird diess durch das bezügliche Suffix nicht an dem Infinitiv selbst bezeichnet, sondern an dem regierenden Verbuni, also a jorasamam ka- doms (er will mich nicht verlassen), kädenek pelimim gadamodo (wir fürchteten unsre Hände zu beschmutzen). Diess gilt jedoch nicht bei dem Nominativ des Verbalnomens (vgl. § 83), welcher immer selbst die Suffixe annimmt, z. B. lišmeśt karmaź keŕamonzo (er fing an das Pferd zu schlagen)... \

Die zweite Kategorie von Subslantivsätzen, indirecte Fragesätze, werden ganz wie Hauptsätze construirt, da zwischen directen und indirecten Fragen die Sprache durchaus keinen Unterschied macht, vgl. also § 143.

§ 147. B. Adjectivsätze werden wie anderswo mit relativen Pronomina und Adverben gebildet, in verkürzter Form mit den den Participen entsprechenden Verbalnomina (s. § 84 und 85). Wenn der Adjectivsatz sich auf ein demonstratives Pronomen bezieht, so kann diess entweder vorangehen, oder nachdrücklicher nachfolgen, oder auch wegbleiben, so dass ein mit ki oder meze gebildeter Adjectivsatz selbst Substantive Bedeutung erhält. Einige Beispiele von allen diesen Fällen sind: vana lomań, kona vetški simems jartsams (das ist ein Menseh, welcher liebt zu essen und zu trinken), sodyńdäŕat, meks mon lomańan, kona nujan, koso eziń viďt (wenn du weisst, dass ich ein Mensch bin, der ich ernte, wo ich nicht gesäet habe), ezija muk sońze te tarkaso, koso putyja (ich fand ihn nicht an der Stelle, wo ich ihn hingelegt hatte), saźt lamo lomat kortlitśat (es harnen viele Menschen, welche sagten), lomań teseľ ortšaź pitnev odbžaso (hier war ein Mann, welcher mit einem kostbaren Kleide bekleidet war), te meze sädeiste lisi (das, was aus dem Herzen kommt), kiń uli, tenen maksovi (wer hat; dem wird gegeben), meľnek uleveľ nejems, meze tyń neide (wir möchten gern sehen, was ihr gesehen habt), narmoń ki kundaź, kirdsazo (wer einen Vogel gefangen hat, behält ihn).

§ 148. C. Adverbialsätze, 1) der Zeitbestimmung. Die dazu dienenden Partikeln sind: koda (als, da, bis), kona škasto (während), kona škaso (bis), źardo, źards (als, während, bis), in der letzten Bedeutung gewöhnlich mit dem negativen Verb, eben so wie kona škaso, ikele neželi, ikele koda nejak (bevor), z. B. koda sovaź kudos, taki kortleź sonenze (als er in das Haus trat, sagte ihm Jemand), a juty te tšiś, koda vese te tejevi (dieser Tag wird nicht ver-

1łlćnioires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie.14

106F. J. WlEDBMANN,

gehen, bis Alles diess geschieht), íardo sovaź son kudos, veseme tandadźt (als er in das Haus trat, erschraken Alle), aštšede tese, źardo vese anokstaź uli (bleibet hier, bis Alles bereit ist), aštšede toso, źards mon udan (bleibet dort, während, so lange ich schlafe), il'ado jovta kinen-, gak meze neide, źards mon a murdan (sagt Niemandem, was ihr gesehen habt, bis ich zurück kehre), eikakšt a meľavtyt kona škasto syńst marto tatast (Kinder trauern nicht, so lange ihr Vater bei ihnen ist), liadodo te tarkas kona škaso a jovtan tenk (bleibt an diesem Orte, bis ich euch sage), ikele neželi mory atakš od. ikele koda nejak a mory atakš, mon karman stamo (bevor der Hahn kräht, werde ich aufstehen), besser und gewöhnlicher aber wird das «bevor» mit Hülfe des Verbalnomens gegeben.

Sehr häufig werden diese Sätze in verkürzter Form mit Hülfe des ersten Verbalnomens (s. §83) gegeben, an welchem das Subject im Genitiv oder in Form von Personalsuffixen ausgedrückt wird, also im Inessiv samosonzo (in seinem Kommen, als er kam), samosonk (in eurem Kommen, als ihr kamt), samosost (in ihrem Kommen, als sie kamen) etc., eben so im Elativ samstonzo (indem er kam), samozonzo (bis er kommt), samodo meile sońze (nachdem er gekommen war), samodo ikele sońze (bevor er kommt). Beispiele von allen diesen Casus und Postposilionen s. in demselben §83. Sonst werden noch Sätze mit «nachdem, indem» sehr gewöhnlich mit dem dritten Verbalnomen (Particip) auf i (s. § 85) gegeben, welches in diesem Falle als Adverb unveränderlich ist wie die entsprechende magyarische Verbalform auf va (ve), z. B. snartlize sońze kevtleź (sie versuchten ihn, indem sie fragten). . ,'.

§ 149. 2) Causalsätze. Einfache causale Partikeln sind koda (da, weil), seks, nesak (denn), ausserdem gebraucht man die Verbindungen seń kis meks, seks meks, sen kuvalmo meks, teń kis meks u. ähnliche (deshalb dassi weil), z. B. koda tyń avoľ narod pel'de, seks i a vetšktadiz narod (weil ihr nicht vom Volke seid, so liebt euch das Volk nicht), lisede ušov, seks eź kuł lomanś (geht hinaus, denn der Mann ist nicht gestorbenr eigentl.geht hinaus des wegen: der Mann ist nicht gestarben), pelede lomatnede, nesak syń a vetškfcadiz tynk (fürchtet euch vor den Menschen, denn sie hassen euch), mon peliń toádet, sen kis meks ton käžev lo- mańat (ich fürchtete mich vor dir, weil du ein zorniger Mann bist), vanodo prank, seks meks a sodatado, kona tšasso tynk bojaronk sy (hütet euch, weil ihr nicht wisset, zu welcher Stunde euer Herr kommen wird), orgodź^ seń kuvalmo meks ei jorak turems (er floh, weil er nicht kämpfen wollte). Statt des mordwinischen meks wird in diesen Verbindungen auch das russi sche što gebraucht.M;;;*/ -

§ 150. 3) Absichtsätze stehen entweder im Präsens des Optativs oder häufiger im Conditional ohne besonderes Bindewort als Wunschsätze (vgl. § 143 u. 87), oder es werden dieselben Modi mit meks oder statt dessen vielleicht häufiger noch mit den ganz oder halb russischen štoby, kodaby gebraucht, z. B^ veśe syń teit te marto, meks nejevlize syńst lomat-ne (Alles thun sie deshalb, damit die Menschen sie sehen), meze tejems, primavlimiz moń (was soll ich thun, damit sie mich aufnehmen), kandleźt ikelenze eikakšt, štoby kädenze to-kavtovlize langozost (sie brachten Kinder zu ihm, damit er seine Hand auf sie legte), aštšek kudoso, iľdiz nei tont (bleibe im Hause, damit sie dich nicht sehen), iľa liśt kudosto, (štoby)

GEAMMATIK DEE EESA-MOKDWINISCHEN SPEACHE.107

moleź mujezdan (gehe nicht aus dem Hause, damit ich, wenn ich komme, dich finde), kortl'an tynenk, kodaby sodavlide (ich sage euch, damit ihr wisset). Der Optativ steht in Absichtsätzen nur in Bezug auf das noch Zukünftige, also besonders nach einem Futur oder Imperativ, und die Erreichung des Beabsichtigten ist dabei als gewiss vorausgesetzt, während sie durch einen Satz im Conditional nur als möglich bezeichnet wird (vgl. § 88). Statt des Tempus iinituni kann aber auch der Infinitiv (Illativ des ersten Verbalnomens, s. § 83) mit denselben Con-junetionen oder mit da gebraucht werden, wie im Deutschen der Infinitiv mit «um zu», wenn Ober- und Untersatz dasselbe Subject haben, z. B. kosto minenek kše sajems štoby (da) an-doms syńst (woher sollen wir Brot nehmen um sie zu speisen), mon eziń sak štob3r služams tonet (ich hin nicht gekommen um dir zu dienen); endlich noch kann man sich desselben Verbalnomens mit einer passenden Postposition.bedienen, gleich dem lateinischen Gerundium mit ad oder causa, z. B. sovaź tserkvas kad'amon kis (er ging in die Kirche des Räucherns we<~ gen, um zu räuchern), vedize sońze keŕamoń längs (sie führten ihn zum Züchtigen, damit man ihn züchtigte). Nach Zeitwörtern der Bewegung drückt dasselbe Verbalnomen allein im ersten Casus die Richtung oder den Zweck aus wie das lateinische Supinum (vgl. § 83), z. B. vese-me moľźt udomo (sie gingen alle schlafen), und wenn diess Verbalnomeri ein eigenes Subject hat, so wird diess im Allativ dazu gesetzt, z. B. usksinek sońze ošs: teüze eŕamo toso (wir haben ihn in die Stadt gebracht, damit er dort wohne). i

§ 151. 4) Conditionalsätze. Bei diesen ist wohl zu unterscheiden, ob der Ober- und Untersatz etwas Gewisses oder wenigstens als gewiss und bestimmt Gedachtes enthalten, wo im Deutschen der Indicativ gebraucht wird, oder etwas nur Mögliches oder auch nur Vorausgesetztes, aber nicht wirklich Statt Findendes, wo im Deutschen der Conjunctiv steht.

a)

Gonditionale Satzverbindung mit dem Ausdruck des Bestimmten. Hier steht der Be dingungssatz im Präsens des Conjunctivs ohne weitere Conjunction als die flectirte, mit welcher dieser Modus gebildet wird (s; § 89), oder im Indicativ mit einer der Partikeln koda, koli, bude, seńak, ježeli, der Indicativ^des Zeitworts «sein» kann natürlich auch durch, die Prädicatsuffixe vertreten werden (vgl. § 82), z. B. ki tenk jovtyńdäräi, ilado kämt (wenn Jemand euch sagt, so glaubet nicht), miń jovtyńdäŕatanok araś, son śolnosamiz (wenn mr sagen nein, so wird er uns schelten), koda karmatado tyń paro kortleme, koli apartado (wie wollt ihr Gutes sprechen, wenn ihr schlecht^ seid), ježeli neisak sońze, jovtak (wenn du ihn siehst, so sage), bude ki kevsttadiz, jovtado, son eŕavi bojarnen (wenn Jemand euch fragt, so sagt, dass der Herr es nöthig hat), kravtsamiz seńak minek, seste meŕt minenek molems virs (wenn du uns vertreibst, so erlaube uns in den Wald zu gehen), ki a primatadiz seńak tynk, seste lisede se kudosto (wenn Jemand euch nicht aufnimmt, so geht aus diesem Hause). Seńak wird, wie aus diesen Beispielen zu ersehen ist, immer nachgesetzt, der Gebrauch des seste (dann, so) nach condi- tionalen oder temporalen Adverbialsätzen ist willkührlich.

b)

Conditionale Satzverbindung mit dem Ausdruck des Ungewissen. Der Bedingungs satz steht entweder im Präteritum' des Conjunctivs, oder mit den Partikeln koda, ježeli im

Conditional, der Hauptsatz in beiden Fällen im Conditional, z. B. ulevlińdäräi son vedun, so-

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108 F. J. WIEDEMANN, GKAMMATIK DEE ERSA-MOEDWINISCHEN SPRACHE.

davlize {wenn er ein Zauberer wäre, so würde er wissen), nejevlińdäŕasynek syńst, sukunav-linek tenst (wenn wir sie gesehen hätten, so würden wir sie gegrüsst haben), koda miń avolidiz mu, ton jomavlit {wenn wir dich nicht gefunden hätten, so wärest du umgekommen), jcželi kuď azoro sodavlize, kodamo tšasso sy vor, avoľ karma udomo (wenn der Hausherr wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommen toird, so würde er nicht schlafen), ježeli son uleveľ tätank, tyń sońze vetškevlink (wenn er euer Vater wäre, so 'würdet ihr ihn lieben). ■ .-■..--

Ueber den Gebrauch der interrogativen oder relativen Pronomina in Concessiv- und Con-dilionalsätzen als indefinite vgl. § 76.

§ 152. 5) Concessivsätze stehen je nach dem deutschen Indicativ oder Conjuncliv im Indicativ oder Conditional mit der Partikel koš oder koi (zwar, freilich, obgleich, wenn auch), z. B. koš sońs ei kult, a nize sońze (er selbst ist zwar nicht gestorben, aber sein Weih), koš pazdo a pel'at, lomatnede vizdek (wenn du dich auch vor Gott nicht fürchtest, so schäme dich vor den Menschen), koš lamonest liśneźt, ezize muk (obgleich Viele ausgingen, so fanden sie ihn nicht), kos vese tont kadovlidiz, da mon źardojak a kadtan (wenn auch Alle dich verlassen sollten, so werde ich dich doch niemals verlassen), ki koš stavoľ kulomsto, avöľt kämt (wenn auch Jemand vom Tode auferstände, so würden sie nickt glauben).

§ 153. 6) Adverbialsätze der Art und Weise. Man kann hier unterscheiden die Bezeichnung der Art und Weise durch eine Vergleichung und durch Angabe der Folge und Wirkung.; .

a)Comparalive Sätze werden gebildet vermittelst der Partikeln koda, neželi, avoľ koda - (wie, als), buttaby (als ob, wie wenn), z. B. koda ton kämit, ista i uli (wie du .geglaubt hast,

so ist es auch), kalmyze sońze, koda obytśai uľnez (sie begruben ihn, wie es Sitte w,ar), sede lamo maksyń tenze, neželi od. avoľ koda väšneź {ich gab ihm mehr, als er verlangt hatte), vizdiľgavtymiz, buttaby pežet tejevlinek (er schalt uns, als ob wir eine Sünde begangen hätten).

b)Consecutivsätze bildet die Partikel meks (so dass), welcher das demonstrative ista (so) vorangeht, z. B. staź pokš varma, ista meks veńtšeś valnokšnez' vohiaso (es erhob sich ein starker Wind, so dass das Boot in den Wellen schwankte),= vese te kalavtoi uli, ista meks a kadovi tese Käv käveń längs (Alles dieses wird zerstört werden, so dass hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben wird).',

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